Krefeld Die Krähen servieren "Krähm Brüllée"

Krefeld · Das neue Programm der "Krähen" kommt bei den Besuchern glänzend an und zeigt, dass die Krefelder Amateur-Kabarett-Truppe in den 30 Jahren ihres Bestehens nichts an Frische eingebüßt hat.

 Viel Szenenapplaus erhielt der teilweise gerapte Sketch "Neanderthaler in Fischeln", bei dem die dreiköpfige Steinzeitfamilie gemeinsam in den Tontopf brüllte, um das titelgebende Dessert "Créme Brulée" zu erzeugen.

Viel Szenenapplaus erhielt der teilweise gerapte Sketch "Neanderthaler in Fischeln", bei dem die dreiköpfige Steinzeitfamilie gemeinsam in den Tontopf brüllte, um das titelgebende Dessert "Créme Brulée" zu erzeugen.

Foto: Thomas Lammertz

Stehend applaudierten die begeisterten Besucher im voll besetzten Saal des Fischelner Burghofs, dem "Neuen Gietz", eine Zugabe nach der anderen heraus, bis die "Krähen" nach ihrem fast dreistündigen neuen Programm "Krähm Brüllée" erschöpft, aber glücklich, ihr Schlusslied anstimmen konnten, wobei die Saalgäste das immer schneller werdende Schnibbeldibip und Tschubiduba mitzugehen versuchten.

Zwei Leitgedanken schweißten den schrulligen Mix aus kabarettistischen Sketchen und humoristischen musikalischen Einlagen zusammen: Einmal der Niedergang der niederrheinischen Kneipenlandschaft, auf der Bühne dargestellt mit dem Rähmchen beim Wirt um die Ecke, und der damit verbunden die Krise des Altbiers. Zum anderen unser heutiger Umgang mit dem Kulinarischen. Am Niederrhein muss das Essen schmecken, ganz gleich, was es enthält. Aber genau hier scheiden sich die Geister. Moderne globalisierte Essgewohnheiten streiten mit den Gaumenfreuden regionaler Küche, und immer neue Ängste vor angeblich wissenschaftlich begründeten Unverträglichkeiten und Intoleranzen lösen einander ab. Hinzu kommt das entgrenzte Europa mit seiner schwierigen sprachlichen Verständigung über länderspezifische und regionale Genüsse. So bedauern die Krähen beispielsweise den Niedergang des Haustürsingens der Kinder zu St. Martin. Bevor sie den verdienten süßen Lohn für ihr Singen annähmen, würden die Kinder heutzutage erst Fragen nach Glutenfreiheit und Laktoseverträglichkeit stellen.

Die meisten Lacher erzielten Sketche wie "Working Moms", in dem sich zwei Verfechterinnen moderner Essgewohnheiten über die neuesten Trends unterhielten. "Wir leben seit 20 Jahren vegetarisch", erzählt die eine Frau. "Beim Kochen sparen wir so viel Zeit, dass wir zweimal täglich Sex haben." Darauf die andere, eine Veganerin: "Ich lebe völlig enthaltsam. Ich will nicht, dass ein Stück Fleisch so viel Freude macht. Ich lass mich von meinem Mann nur noch bestäuben." Beide überlegen, zu den Fruktariern überzulaufen.

Witzig auch "Die Johann Lafer Kochshow", bei der Kandidatin Cindy-Monique Mutters Kartoffelsalat auspackt und dazu ein Glas Bockwürste, wobei sie ihrer Konkurrentin Gunda, einer Veganerin, ernsthaft beizubringen versucht, eine Bockwurst sei kein Fleisch, da sie im Glas großgezogen werde. Als Lafer in den Streit eingreift, entrüstet sich die Veganerin: "Nennen Sie mich nicht Ferkel! Ich lebe vegan."

Viel Szenenapplaus erhielt der teilweise gerapte Sketch "Neanderthaler in Fischeln", bei dem die dreiköpfige Steinzeitfamilie gemeinsam in den Tontopf brüllte, um eine "Crème Brulée" zu erzeugen. - Umwerfend auch die von Laura Fiebig und Stefan Erlenwein gespielte Szene, in der ein junges Paar einmal einen romantischen Abend verbringen möchte, weil es schon 100 Tage beisammen ist, und letztlich nicht weiß, wie dies funktioniert.

Nur einmal trat die Familie Nottebohm auf, die einst "Krähenvater" Jochen Butz eingeführt hatte, in der Udo Paniczek unnachahmlich die Rolle der Mutter Gerda besetzt, die den von Karl-Willi Severins gespielten Vater mit ihrem wuchtigen Temperament voll im Griff hat. Sohn Marcel, gespielt von Christoph Butz, war diesmal vom Schüleraustausch in Florida zugeschaltet.

Butz pausiert, nachdem ihn sein Arbeitgeber nach Wien versetzt hat. Für ihn fand Peter Gronsfeld zum Ensemble. Für den bisherigen musikalischen Leiter Hendrik Rungelrath ist Mick Schneiders eingesprungen. Krähen-Regisseur Stefan Erlenwein ist dankbar für die Entlastung, die Manager Philipp Schmitz bei den Auftritten leistet, und hinter der Bühne arbeitet Otto Voß mit seiner jungen Crew an einem reibungslosen technischen Ablauf.

(oes)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort