Krefeld Die Hintergründe der Fabel-Attacke

Krefeld · CDU-Fraktionschef Wilfrid Fabel hat am Dienstag nach seiner umstrittenen Kritik am geplanten Verkauf des städtischen Grundstücks an der Schönwasserstraße Hintergründe genannt, die seine Reaktion in neuem Licht erscheinen lassen.

 CDU-Fraktionschef Wilfrid Fabel hat sich am Dienstag zu seiner Kritik geäußert.

CDU-Fraktionschef Wilfrid Fabel hat sich am Dienstag zu seiner Kritik geäußert.

Foto: RP-Archiv

Auslöser seiner Attacke vier Monate nach dem eigentlichen politischen Beschluss am 14. März 2013 war demnach die Tatsache, dass die Stadt seinen Schwager Josef Krings als Investor eines Wohngebietes an der Hammersteinstraße zur Unterzeichnung eines städtebaulichen Vertrags verpflichtet hatte, wie es in Krefeld auch in vielen anderen Fällen üblich ist. Darin wird der Investor verpflichtet, pro Wohneinheit zwischen 2100 und 2900 Euro für Kita- und Grundschulplätze zu übernehmen. Fabel schrieb Oberbürgermeister Gregor Kathstede (CDU) an und bat um eine Liste, in welchen Fällen solche städtebaulichen Verträge noch abgeschlossen worden sind.

Die Antwort der Stadtverwaltung mit Unterschrift von Kathstede kam am 15. Mai 2013. Darin sind viele Bauprojekte aufgeführt, nicht aber die Schönwasserstraße. Klartext: Die Investoren im Innenbereich Schönwasserstraße müssen diese in vielen Bebauungsplänen festgehaltenen Mehrkosten nicht tragen. Fabel hakte nach: Auf Anfrage erklärte Kathstede in einem nächsten Schreiben, das am 10. Juli bei der CDU einging, dass die Höhe der Zahlung durch den "städtebaulichen Vertrag" abhängig sei von der erwarteten Anzahl an Kindern, die dort wohnen. Ging also die Verwaltung davon aus, dass im Baugebiet Schönwasserstraße keine Kinder wohnen werden? "Für den Bereich des Bebauungsplans 704 zwischen Schönwasser-, Grotenburg, Friedrich-Ebert- und Schreberstraße waren keine weiteren Bedingungen, die über die Festsetzung des Bebauungsplanes hinaus gehen, zu regeln", erklärte die Stadt schlicht.

Zusätzlich ist Wilfrid Fabel erzürnt darüber, dass die Stadt ihr Grundstück - einzige Zufahrt zu dem Baugebiet Schönwasserstraße - aus Fabels Sicht "unter Wert" verkaufen will. Er glaubt, dass dieses Grundstück exakt 105 650 Euro zu günstig verkauft werden soll. Das Grundstück habe eigentlich einen Wert von 239 500 Euro, verkauft werden soll es nach Vorschlag der Verwaltung und Zustimmung durch SPD, Grüne und UWG für 133 850 Euro (wir berichteten).

Auf Anfrage stellte die Stadtverwaltung gestern klar: "Das städtische Grundstück ist noch nicht verkauft." Offiziell wollte sich die Stadt aber noch nicht zum Ergebnis der Prüfung äußern - auch nicht zur Frage, ob dieser städtebauliche Vertrag im Nachhinein noch abgeschlossen wird, als Bedingung für den Verkauf. Nach Informationen unserer Zeitung ist aber die Kernbegründung der Stadt für den niedriger angesetzten Preis, dass es sich bei dem Grundstück um eine Zufahrt handelt und dass zwei andere Teilgrundstücke, die die Stadt veräußern will, alleine kein bebaubares Grundstück ergäben.

Fabel, dessen Sohn Interesse an einem Grundstück im betroffenen Innenbereich hatte, entgegnete gestern: "Ich erwarte, dass der Wert dieses Grundstücks der Stadt Krefeld auch zufließt." Persönlich erklärte er: "Ich habe schon vielen Leuten geholfen, aber nie zu Lasten der Stadt." Dem Oberbürgermeister mache er keinen Vorwurf: "Er kann nicht alles wissen." Das Geschäft sei aber entweder Untreue oder "Dummheit" der Stadt gewesen.

Fabel sieht sich durch die Baulandpreisentwicklung im betroffenen Gebiet in seiner Kritik bestätigt. Das Krefelder Büro Kersting Immobilien habe die Grundstücke im Innenbereich bereits vor dem Beschluss zum Verkauf des städtischen Grundstücks im Hauptausschuss für 410 Euro pro Quadratmeter angeboten, kritisierte Fabel - schon damals über dem von der Stadt angesetzten Wert. Derzeit bietet das Büro die Grundstücke immer noch für 410 Euro pro Quadratmeter an. Die Stadt setzte damals Preise zwischen 250 Euro pro Quadratmeter und 75 Euro pro Quadratmeter (für den Straßenbereich) an - Mittelwert: rund 150 Euro. Das Immobilienbüro Kersting wollte sich gestern nicht äußern.

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