Kirche und Kunst Pax Christi feiert 40 Jahre Kunst und Kirche
Krefeld · 1979 wurden Gemeindehaus und Kirche fertig. Seitdem zogen mehr Kunstwerke ein. Das Konzept ist einmalig im Bistum.
Das Gemeindezentrum von Pax Christi von außen als Kirche zu erkennen, fällt gar nicht leicht. Es fehlt der für katholische Kirchen übliche Glockenturm, und auch die klassische Kreuzform, in der die meisten Gotteshäuser im Katholizismus ausgelegt sind, ist nicht vorhanden. „Unser Erkennungssymbol ist eigentlich die Stiege im Kirchgarten“, sagt Brigitte van Beek aus dem Gemeinderat und verweist auf eines der vielen Kunstwerke, die das Zentrum schmücken. Damit zieht Pax Christi auch viele Menschen aus dem weiteren Umkreis an. „Schaut man sonntags auf den Parkplatz, dann sind unter den Autos sehr viele, die kein Krefelder Nummernschild haben“, erzählt Winfried van Beek. Eigentlich sind auch die van Beeks „Zugereiste“, denn sie wohnen in Verberg und würden von der räumlichen Zuteilung her einer anderen Gemeinde angehören.
Pax Christi feiert in diesem Jahr 40-jähriges Bestehen und damit auch, dass sich das besondere Konzept der Gemeinde durchgesetzt hat. Denn das Zentrum ist bekannt für die Kunstwerke, die dort über die Jahre zusammen kamen. „Besonders ist, dass es sich bei diesen Kunstwerken nicht um speziell sakrale Kunst handelt, sondern um zeitgenössische Werke, die am Menschen orientiert sind“, sagt Pastoralreferent Theo Pannen.
Er setzt das Vermächtnis von Pfarrer Karl Josef Maßen fort, der die Gemeinde seit den späten 70er Jahren, zunächst noch in anderen Räumlichkeiten, aufgebaut hat, 2012 in den Ruhestand verabschiedet wurde und vor zwei Jahren verstarb. Er hat die beachtliche Sammlung aufgebaut. „Kunst spielt hier eine große Rolle. In dieser Hinsicht sind wir eine besondere Gemeinde. Immer wieder höre ich von Menschen auch außerhalb des Bistums Aachen, dass unser Ansatz, über Kunst den Zugang zum Menschen zu finden, einmalig sei. Das Bistum führte sogar eigens eine neue Stellenbezeichnung unter dem Titel ‚Dialog Kunst Kirche’ ein“, sagt Pannen, der diese bekleidet.
Die nicht sakrale Kunst wird von Gläubigen immer wieder einmal kontrovers diskutiert, die Kunst regt zum kritischen und offenen Umgang mit dem Glauben an. „Pfarrer Maßen hat die Bibel immer mit etwas Abstand betrachtet. Er sagte: ‚Alles, was in der Bibel steht, ist des Glaubens wert. Aber sie erzählt Geschichten, keine Geschichte.’ Damit regte er auch immer einen offenen Umgang an“, sagt Pannen.
Manche Werke wurden auch schon zu Ausstellungen ausgeliehen. So wie Günther Ueckers „Chichicastenango“. Das auch als „Nagelboot“ bezeichnete Kunstwerk verweist auf einen Aufstand von Fischern in Guatemala. Gerade im Kirchenumfeld erfährt das Boot, das auch eine Leidensgeschichte erzählt, mit seinen Nägeln eine weitere Dimension. „Uecker sagte selbst, er wolle das Werk als Leihgabe hier belassen, weil es hier eine ganz andere Qualität, Wirkung und Aussage erhalte“, sagt Pannen.
Ein sakraler Bezug steckt auch in Klaus Staecks „Abendmahl“, bei dem westliche Verschwendung einem kargen Abendmahlstisch entgegengestellt wird. Die seinerzeit ärmsten Länder der Welt sind hier mit Platzkarten verortet. Doch nicht nur physische Kunst spielt in Pax Christi eine große Rolle. In gleichem Maße gilt das für Musik. „Mehrmals im Jahr gibt es einen Kantatengottesdienst. An jedem ersten Sonntag im Monat haben wir nach dem Gottesdienst eine Matinee mit unterschiedlicher Musik und eine Kollekte, die zu 50 Prozent an Misereor geht“, sagt Pannen.
Am Sonntag, 5. Mai, feiert die Gemeinde das 40-jährige Bestehen mit alten Weggefährten. Nach dem Festgottesdienst werden die Besucher eingeladen, bei Musik und Programm im Gemeinehaus, Glockenspitz 165, zu verweilen.