Appell muslimischer Ratsmitglieder Die Erklärung im Wortlaut

Krefeld · "Das blutige Attentat auf die Redaktionsräume des Magazins "Charlie Hebdo" in Paris erschütterte uns zutiefst. Mit großer Trauer hörten wir von den Toten, die Opfer dieses mörderischen Anschlags geworden sind. Unser tiefes Mitgefühl gehört den Familien, Freunden und Kollegen der Opfer.

Ein solcher Akt des Terrors im Herzen einer europäischen Metropole gegen Vertreter einer freien Presse ist abscheulich. Das ist ein frontaler Angriff auf unsere europäischen Werte und die Freiheit unserer Gesellschaften, dem wir uns gemeinsam mit aller Kraft entgegenstellen. Mit diesem Anschlag hat sich die Debatte um den Unterschied zwischen dem Islam und Islamismus erneut entfacht.

Es muss daher Klartext geredet werden. Terrorismus, gleich welcher Herkunft, religiöser oder politischer Couleur, war, ist und bleibt unislamisch. Viele Muslime, auch wir als Ratsmitglieder muslimischen Glaubens, distanzieren uns von solchen Angriffen und verurteilen sie auf das Schärfste. Wir wollen friedlich miteinander leben und setzen alle gemeinsam ein Zeichen gegen solche barbarischen Attacken. Wir lassen es nicht zu, dass unsere Gesellschaft von Extremisten oder von Rassisten, die nur das Ziel haben, Hass und Zwietracht zu stiften, auseinandergerissen wird.

Dagegen werden wir als Nichtmuslime und Muslime stärker als bisher und gerade in diesen schwierigen Zeiten in der Mitte der Gesellschaft für die Demokratie zusammenstehen und Flagge zeigen. Denn die Reaktion des Zusammenhalts ist die beste Antwort an die Attentäter. Der Islam und die Muslime prägen und bereichern diese, unsere Gesellschaft. In Krefeld leben rund 240.000 Menschen. Wir haben eine sehr buntgemischte Stadt, in der Menschen friedlich miteinander leben. Krefeld ist und bleibt eine weltoffene, tolerante Stadt mit all seinen Bürgerinnen und Bürgern christlichen, jüdischen, muslimischen oder anderen Glaubens, aber auch Nichtgläubigen.

Wir sind alle Krefeld, wir sind alle Menschen gleichen Ursprungs. Es gibt nur eine Erde, auf der wir gemeinsam leben, ob wir wollen oder nicht. Bewegungen wie Pegida, Dügida, Kögida und Co. schüren Hass und spalten die Gesellschaft. Die Organisatoren dieser Bewegungen sind gefährliche Rattenfänger, die mit scheinbar einfachen Antworten auf schwierige Fragen viele verunsicherte Menschen in ihre Reihen locken.

Aufgabe aller Demokraten muss es sein, diese Menschen zurückzugewinnen und wieder in die Mitte der Gesellschaft zu holen. Wir dürfen nicht zulassen, dass solche Ängste weiterhin geschürt werden. Daher sagen wir NEIN zu all dem, was mit Hass, Ausgrenzung, Religionsphobie, Gewalt, Antisemitismus und Volksverhetzung in Verbindung steht.

Unser Appell an Alle dieser Stadt ist, gehen Sie aufeinander zu und reden Sie miteinander. Das nimmt die Angst weg, erweitert Horizonte und baut viele Vorurteile ab. Laden Sie ihre Nachbarn ein. Reden Sie genau mit denen, von denen Sie glauben, "Der/Die ist anders". Man findet mehr Gemeinsamkeiten als man denkt."

(RP)
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