Gute Nachricht für Krefelderin Die erblindete Nicole Johr kann wieder in Beruf einsteigen

Krefeld · Unter dem öffentlichen Druck hat die Rentenkasse in Berlin nun eingelenkt und den Antrag der Hülserin auf Fahrdienst zum Arbeitsplatz endlich bearbeitet und genehmigt.

 Im Alter von 37 Jahren erblindete Nicole Johr innerhalb von drei Wochen. Für die junge Mutter begann ein unvorstellbarer Kampf mit Ämtern und Kassen um die Wiederlangung von Selbstständigkeit und eine Wiedereingliederung in den Beruf. Nun ist es geschafft.

Im Alter von 37 Jahren erblindete Nicole Johr innerhalb von drei Wochen. Für die junge Mutter begann ein unvorstellbarer Kampf mit Ämtern und Kassen um die Wiederlangung von Selbstständigkeit und eine Wiedereingliederung in den Beruf. Nun ist es geschafft.

Foto: Thomas Lammertz

Tolle Nachrichten von der Hülserin Nicole Johr: Die 37-Jährige, die, wie berichtet, Anfang des Jahres plötzlich erblindet war und seither um ihre Wiedereingliederung gekämpft hat, kann seit dieser Woche wieder arbeiten. Nachdem der Beitrag in unserer Zeitung erschienen war, hatten andere Medien den Fall aufgegriffen und ebenfalls über Johrs tragische Geschichte berichtet. Unter dem öffentlichen Druck hat die Rentenkasse in Berlin nun eingelenkt und den Antrag auf Fahrdienst zum Arbeitsplatz endlich bearbeitet und genehmigt. "Mir tut das richtig gut", sagt Nicole Johr und klingt froh und optimistisch. Seit Montag sitzt sie wieder an ihrem Schreibtisch bei der Firma Sitel in Fichtenhain. "Ich finde mich hier schon ganz gut zurecht", berichtet sie. Nach der langen Abwesenheit will die Teamleiterin des Call-Centers sich nun erst einmal orientieren, wissen, "was der Stand der Dinge ist". Und dann, so hofft sie, "will ich schauen, dass ich auch wieder ein gutes Pensum abliefern kann".

Rückblick: Im Januar war die Mutter eines sechsjährigen Sohnes innerhalb von drei Wochen erblindet. Mit der Entlassung aus dem Krankenhaus beginnt für Nicole Johr der Kampf, ihre Selbstständigkeit zurückzugewinnen, Alltag und Normalität leben zu können. Ihr Arbeitgeber, das Call-Center Sitel in Fichtenhain, bietet ihr eine zügige Wiedereingliederung an. Diese scheitert aber daran, dass die Rentenkasse in Berlin Johrs Antrag auf Fahrdienst zum Arbeitsplatz monatelang nicht bearbeitet.

Eine Welle der Hilfsbereitschaft hatte Nicole Johr nach der Berichterstattung unserer Redaktion erreicht. Auf der eigens eingerichteten Mailadresse "johrundwortel@gmail.com" gingen unzählige Nachrichten von Menschen ein, die sie unterstützen wollen. "Das ging von Hilfsangeboten wie Fahrten zum Einkaufen oder Arbeitsplatz bis hin zu Menschen, die mich mit einer Geldspende unterstützen wollten", berichtet sie voller Freude.

Landtagsabgeordnete Ina Spanier-Oppermann (SPD) hat sich, gemeinsam mit zwei anderen Helfern, als Treuhänderin für ein Spendenkonto eingebracht. Post gab es auch von der Bundestagsabgeordneten Kerstin Radomski (CDU), die sich für den Fall der Hülserin interessiert. "Das ist ja das, was mir wichtig war: eben nicht nur eine traurige Geschichte zu erzählen, sondern die richtigen Kanäle zu erreichen, um in der Gesellschaft etwas zu verbessern", berichtet Johr, die sich über das Interesse der Politikerinnen sehr gefreut hat. Auch in der direkten Nachbarschaft in Hüls habe ihre Geschichte "Kreise gezogen". Aus der positiven Resonanz hat Nicole Johr viel Kraft gezogen. Noch nicht geklärt ist die Frage, wann Johr den dringend benötigten Blindenhund bekommen kann. "Ich bin zuversichtlich, aber die Krankenkasse, das ist echt eine harte Nuss", sagt sie und kann trotzdem lachen. Denn in den wenigen Wochen, seit sie ihre Geschichte öffentlich gemacht hat, hat sich schon vieles zum Guten gewendet.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort