Gedenkfeier in Krefeld Ehrenhalle in „Gedenkstätte“ umbenannt

Krefeld · Beim Festakt zum Ende des Zweiten Weltkriegs am 8. Mai 1945 wurde die neu gestaltete Halle eingeweiht. Der soldatische Ehrbegriff aus jener Zeit gilt als zu problematisch. Neue Tafeln erinnern in Stichworten an beide Weltkriege.

 Blick in die neu gestaltete Ehrenhalle als Gedenkstätte mit der Figur des Heiligen Georg.

Blick in die neu gestaltete Ehrenhalle als Gedenkstätte mit der Figur des Heiligen Georg.

Foto: Lothar Strücken

Mit einem Festakt zum Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkrieges am 8. Mai 1945 ist die Ehrenhalle in der Linner Vorburg  in „Gedenkstätte Linn für die Opfer der beiden Weltkriege und des Nationalsozialismus“ umbenannt worden. Zuvor war die Halle mit der markanten Figur das Heiligen Georg  gestrichen und mit Ausstellungstafeln versehen worden, die an die beiden Weltkriege und die NS-Diktatur erinnern. „Der Begriff der Ehrenhalle ist nicht mehr zeitgemäß“, erläuterte Sandra Franz, die als Leiterin der NS-Dokumentationsstelle im Rahmen des Festaktes in der Linner Museumsscheune  die historische Einführung sprach.

Der Begriff der Ehre sei vor allem im Nationnalsozialismus ideologisch missbraucht worden, um die Soldaten zu „blinder Pflichterfüllung“ zu bewegen. Dies sei eine wesentliche Voraussetzung für die Verbrechen gewesen, die in deutschem Namen auch von der Wehrmacht begangen worden seien. Auch für den Ersten Weltkrieg sei der soldatische Ehrbegriff problematisch, denn auch der Ausbruch des Ersten Weltkrieges sei wesentlich auf eine Aggression des deutschen Kaiserreichs ausgebrochen.

Die neue Gedenkstätte wurde saniert, gestrichen und mit neun Stelen versehen, auf denen in Stichworten die historischen Zusammenhänge der beiden Weltkriege aufgerissen werden. Der markante Eiserne Georg ist als „Nagelfigur“ weiterhin Teil des Gedenkortes . Solche Nagelfiguren wurden in den ersten Jahren des Ersten Weltkriegs in zahlreichen Städten aufgestellt, um Spenden zur Unterstützung von Witwen und Waisen gefallener Soldaten zu sammeln. Die Georg-Figur der Krefelder Bildhauerin Helene von Beckerath  wurde 1915 in einem Pavillon am Ostwall aufgestellt. 1930 kam die Figur in die „Ehrenhalle“ in Linn, zusammen mit 27 Tafeln, auf denen die Namen der 3421 gefallenen Krefelder des Ersten Weltkriegs dokumentiert waren.

 Bei der Gedenkfeier zum 8. Mai waren die Reihen in der Museumsscheune dicht besetzt.

Bei der Gedenkfeier zum 8. Mai waren die Reihen in der Museumsscheune dicht besetzt.

Foto: Lothar Strücken

Natürlich sei es weiter Sinn des Gedenkortes, an diese Gefallenen zu erinnern, betonte Franz. Darauf ging auch Oberbürgermeister Frank Meyer in seiner Ansprache ein. „In der neuen Gedenkstätte erinnern wir selbstverständlich nach wie vor an die gefallenen Soldaten“ sagte er, „das ist unsere Aufgabe, unsere historische Pflicht, denn sie waren Söhne dieser Stadt und Krefelder Mitbürger. Manche von ihnen sind vermutlich nicht aus tiefster Überzeugung in den Krieg gezogen, viele haben an der Front nackte Angst, Verletzung, Tod und Trauer erlebt: Am Ende sind sie elendig in sinnlosen Kriegen gestorben und haben trauernde Eltern, Ehefrauen und Kinder zurückgelassen“, sagte er.

Auf den Schildern der Spender für den Eisernen Georg finden sich auch die Namen vieler jüdischer Mitbürger, erläutert Franz. Sie seien Patrioten gewesen, viele hätten im Krieg gekämpft. „Später  mussten sie fassungslos den Judenhass der NS-Zeit erleben; viele konnten sich nicht vorstellen, dass dieser Hass auch sie treffen könnte; sie waren ja Patrioten und deutsch.“ Anfangs wurden jüdische Kriegsveteranen auch noch geschont, kamen etwa nur kurz oder gar nicht  in Haft,  „doch irgendwann ist auch das völlig weggebrochen“, so Franz. Der Vernichtungswille der Nazis wurde total.

Die Ehrenhalle ist  mit Hilfe des Linner Schützen-, des Bürgervereins sowie der IG Flachsmarkt geaufgearbeitet worden. Beim Festakt gestern in der Museumsscheune sprachen neben der Sandra Franz und Oberbürgermeister Meyer auch Jennifer Morscheiser als Leiterin des Museums Burg Linn.

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