Krefeld "Die bewohnte Frau" - 30 Jahre danach

Krefeld · Am Montag spricht die nicaraguanische Autorin Gioconda Belli in der Mediothek über ihren Erfolgsroman.

Leisetreten liegt Gioconda Belli nicht. Den ersten Skandal verursachte sie Anfang der 1970er Jahre in ihrem strikt katholischen Heimatland Nicaragua, als sie ihre ersten erotischen Gedichte veröffentlichte. Die gesamte Welt wurde auf sie aufmerksam, als 1988 ihr erster Roman erschien: La Mujer Habitada - Die bewohnte Frau. In dem stark autobiografisch gefärbten Roman erzählt Belli von einem Liebespaar in einem fiktiven lateinamerikanischen Land, das sich am Widerstand gegen ein Militärregime beteiligt und dabei stirbt. Die 1948 in Managua geborene Autorin war als Freiheitskämpferin und Feministin auf einen Schlag weltweit im Gespräch.

Wie aktuell ist der Roman 30 Jahre später noch? Wie sehr hat sich der Kampf der Frauen um Gleichberechtigung in dieser Zeit entwickelt. Aus heutiger Sicht wird Belli am Montag, 28. Mai, in Krefeld ihr Werk betrachten. Auf Einladung des Vereins Ökumenische Partnerschaft Esperanza Nicaragua (O.P.E.N. e.V) kommt sie in die Mediothek. Die Grupo Sal Duo umrahmt Lesung und Gespräch mit Musik aus Lateinamerika. Beginn ist um 20 Uhr.

Starke Frauen, ihr Kampf um Selbstverwirklichung und Freiheit sind nicht nur Bellis literarische Themen. Sie ist Tochter einer wohlhabenden Familie, hat in Spanien und in den Vereinigten Staaten studiert. Sie heiratete früh und wurde Mutter. Doch schon mit Anfang 20 brach sie aus der traditionellen Rolle aus. 1969 schloss sie sich der sandinistischen Befreiungsfront an. Von 1979 bis 1986 übernahm sie kulturpolitische Funktionen in der Revolutionsregierung. 1990 löste sie sich enttäuscht von den Sandinisten, die ihr zuletzt den Umgang mit einem amerikanischen Journalisten untersagten - Bellis späterem Ehemann. "Ich gelange zu der Überzeugung, dass ich genauso berechtigt bin, glücklich sein zu wollen, wie die Revolution zu machen", ist von ihr überliefert. Heute lebt und arbeitet Gioconda Belli in San Francisco - und in Managua.

Siege, Niederlagen und Ziele, die Versprechen der Revolutio - die eingelösten wie die noch offenen - sollen bei der Konzertlesung thematisiert werden. Und dabei nimmt der Verein O.P.E.N ein deutsches Jubiläum zum Anlass. Vor 100 Jahren wurde hier das Frauenwahlrecht eingeführt. Viola Gabor wird ins Deutsche übersetzen.

Montag, 28. Mai, 20 Uhr, Mediothek, Theaterplatz. Eintritt: 17 Euro.

(RP)
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