Krefeld "Deutschlandchef" verschwindet für achteinhalb Jahre hinter Gitter

Krefeld · Marihuana-Bande vom "Horror-Haus": Das Landgericht Paderborn hat gestern eine langjährige Haftstrafe gegen einen 43 Jahre alten Krefelder verhängt.

 Mindestens 1000 Hanfpflanzen hatte der Krefelder in der Plantage in Höxter anpflanzen lassen, die im Schnitt 42 Kilogramm pro Ernte gebracht hätten.

Mindestens 1000 Hanfpflanzen hatte der Krefelder in der Plantage in Höxter anpflanzen lassen, die im Schnitt 42 Kilogramm pro Ernte gebracht hätten.

Foto: polizei

Das letzte Wort im Prozess gegen einen 43-jährigen Krefelder vor dem Landgericht Paderborn ist gesprochen: Die Marihuana-Plantage im "Horror-Haus" bringt auch den Kopf der Bande für einige Jahre hinter Gitter. Und das, weil ein Dealer aus dem Kreis Höxter vor über einem Jahr alle ans Messer geliefert hatte, mit denen er Geschäfte gemacht hat.

Der 43-Jährige aus Krefeld hatte die Plantage im so genannten "Horror-Haus" in Bosseborn (Kreis Höxter) einrichten lassen und betrieben. Das desolate Anwesen im 500-Seelen-Dorf kurz vor Niedersachen hat seinen Namen "erworben", weil ein Paar, das derzeit ebenfalls in Paderborn vor Gericht steht, dort Frauen gequält haben soll - zwei von ihnen bis zum Tod. Nach vier Verhandlungstagen hatte die 1. Große Strafkammer keine Zweifel an der Täterschaft des Deutschtürken - auch, weil der umfassend gestanden hatte. Er hatte jedoch noch einiges mehr auf dem Kerbholz als die Aufzucht von mindestens 1000 Hanf-Pflanzen, die laut Gutachten einen durchschnittlichen Ertrag von 42 Kilogramm pro Ernte gebracht hatten: Sechs Mal hatte er einen Dealer aus Brakel beliefert, mit etlichen Kilogramm Marihuana aus den Niederlanden - Pech für ihn, dass der Dealer, nachdem man ihn geschnappt hatte, so aussagefreudig war, dass er mittlerweile im Zeugenschutz-Programm aufgenommen ist und gestern nur mit Begleitung von acht Personenschützern vor der Strafkammer erscheinen durfte. Die Polizei kam bei der Observierung des Krefelders der Plantage in Bosseborn auf die Spur. Der Eigentümer des Hauses, ein 51-jähriger Schotte, sowie eine 30-jährige Bulgarin und ein 44-jähriger Krefelder wurden bereits vor einer Woche wegen ihrer Beteiligung zu empfindlichen Haftstrafen verurteilt.

Viel abzustreiten an der Rolle des Bandenchefs gab es für den Krefelder nicht mehr, denn wie ein Polizist aussagte, hatte man im Zuge der Auswertung der bei der Festnahme sichergestellten Mobiltelefone dessen Verbindungen nach und nach offenlegen können. Der Beamte schilderte, dass der 43-Jährige einen Essener, mit dem er ebenfalls Drogengeschäfte abgewickelt habe, beauftragt hatte, nach Standorten für weitere Plantagen zu suchen. In Mönchengladbach habe die Polizei im Mai das Anwesen eines Landwirts durchsucht und tatsächlich Marihuana-Pflanzen gefunden. "Er ist als Kopf der Bande anzusehen", sagte der Ermittler.

Staatsanwaltschaft wie Verteidigung nutzten schließlich den Begriff "Deutschlandchef" für den 43-Jährigen: Denn ein Hintermann sitzt möglicherweise im holländischen Venlo, der dem Krefelder den "Stoff" für den Verkauf nach Deutschland besorgt und das Geld für den Aufbau der Plantage bereit gestellt haben könnte. Aber dass der Krefelder hinsichtlich der Plantage in Bosseborn federführend war, sah schließlich auch die Strafkammer als erwiesen an. Die Masse an Taten summierte sich schließlich stattlich: Achteinhalb Jahre Haft gab es für den Krefelder wegen bandenmäßigen Drogenanbaus und Drogenhandels in sechs Fällen.

(upf)
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