TV Oppum wurde Feldhandball-Meister 8. September 1968: Krefelds größter Handball-Tag

Krefeld · Am Samstag vor 50 Jahren wurde der TV Oppum Deutscher Meister im Feldhandball - der größte Erfolg des Vereins bis heute.

 Das Oppumer Endspielteam, v.l.: Hugo Schroers, Herbert Engels, Norbert Kroker, Peter Inger, Max Zwierkowski, Rudi Schwanz, Horst Panknin, Günther Schneider, Fritz Brauweiler, Heinz Bongartz, Siegfried Lohmann, Klaus Ratajczak und Dieter Grallert.

Das Oppumer Endspielteam, v.l.: Hugo Schroers, Herbert Engels, Norbert Kroker, Peter Inger, Max Zwierkowski, Rudi Schwanz, Horst Panknin, Günther Schneider, Fritz Brauweiler, Heinz Bongartz, Siegfried Lohmann, Klaus Ratajczak und Dieter Grallert.

Foto: tv oppum

Am Samstag jährt sich zum 50sten Mal der Gewinn der Deutschen Meisterschaft im Feldhandball durch den TV Oppum. Ein Ereignis, das in der Krefelder Sporthistorie in einer Reihe mit den Titeln im Eishockey 1951, 52 und 2003 durch die Preußen und den KEV, dem Gewinn des DFB-Pokals durch die Fußballer des FC Bayer 05 Uerdingen 1985 und die Deutschen Meisterschaften und den Sieg im Europapokal durch die Hockeyspieler des CHTC in den Jahren 2006 und 07 genannt werden muss.

Schade, dass die Sportart des Feldhandballs zu jenem Zeitpunkt bereits am Aussterben war, vom Hallenhandball verdrängt wurde. Der letzte Deutsche Meistertitel im Feldhandball wurde 1975 mit dem TuS Nettelstedt gekürt. Das jedenfalls hielt Krefeld nicht davon ab, an jenem 8. September 1968 seine Handballhelden zu feiern. Denn die Euphorie, die dieser Sport in jener Zeit in der Seidenstadt auslöste, war unbeschreiblich. Tausende kamen regelmäßig zu den Heimspielen in die Grotenburg, und so machte sich auch ein Strom von 15.000 Krefeldern auf ins Rheinstadion, um ihre Grün-Weißen beim Endspiel gegen die SG Leutershausen zu unterstützen. Schließlich galten die „langen Kerls“ des Gegners – so formulierte seinerzeit die Presse – als Favorit. Und der Meister der Südstaffel wurde seiner Rolle zunächst auch gerecht. 8:4 hieß es zur Halbzeit. Der Sturm der Oppumer – in den 60 Spielminuten eines Spiels sonst immer für mindestens 20 Tore gut – hatte gerade einmal vier Treffer erzielt, davon drei auch noch per 14-Meter.

 Mannschaftskapitän Hugo Schroers traf im Endspiel unter anderem auch vom Strafpunkt - im Feldhandball wurde seinerzeit aus 14 Metern geworfen.

Mannschaftskapitän Hugo Schroers traf im Endspiel unter anderem auch vom Strafpunkt - im Feldhandball wurde seinerzeit aus 14 Metern geworfen.

Foto: tv oppum

„Männer, es ist noch nichts verloren“, brüllte Oppums Trainer Klaus Keiter, im Hauptberuf Polizeirat, seine mit hängenden Köpfen in der Kabine sitzenden Spieler an. Es schien nicht zu fruchten, denn mit dem ersten Ballbesitz erzielte Leutershausen gar das 9:4. Doch ein furioser Oppumer Zwischenspurt brachte sie auf 9:10 heran. Max Zwierkowski gelang der Ausglich zum 13:13. Und auch als der Südmeister noch einmal auf 15:13 davon zog, beeindruckte das den TVO nicht. Abermals Zwierkowski und der bereits verstorbene Rudi Schwanz warfen in den Schlussminuten die Treffer zum 17:16 und 18:16. „Erst baten die langen Kerls aus Leutershausen zum Tanz, letzten Endes sahen sie aus wie Volkstänzer im Revueballett“, formulierte die Presse 1968.

 Hugo Schroers war im Endspiel mit sieben Treffern (davon vier Strafwürfe) erfolgreichster Werfer seines Teams. Die weiteren Tore gelangen Rudi Schwanz, Max Zwierkowski (je 5) sowie Fritz Brauweiler.

Hugo Schroers war im Endspiel mit sieben Treffern (davon vier Strafwürfe) erfolgreichster Werfer seines Teams. Die weiteren Tore gelangen Rudi Schwanz, Max Zwierkowski (je 5) sowie Fritz Brauweiler.

Foto: tv oppum

Doch was machte diese Mannschaft aus einem keinen Stadtteil Krefelds, die schon 1966 in nahezu identischer Zusammensetzung Deutscher Meister geworden war, aus? „Die Hälfte der Spieler war schon seit der D-Jugend zusammen, das war in weiten Teilen eine wirklich gewachsene Mannschaft“, sagt Hubert Engels, heute 77, der Torwart der Mannschaft. Der war zu seiner Zeit nicht nur so gut, dass er in die Nationalmannschaft berufen wurde, sondern auch ein Probetraining beim Fußball, und zwar beim Süd-West-Regionalligisten (damals zweitklassig) TuS Neuendorf absolvierte. „Zudem wohnten die meisten Spieler in Oppum selbst, in einem Umkreis von nur einem Kilometer direkt um den Sandberg, unserer Wiege“, weiß Heinz Bongartz, heute 73 und der Archivar der Mannschaft, zu berichten.

 Riesenjubel vor dem Krefelder Rathaus: Fritz Brauweiler, Horst Panknin, Max Zwierkowski und Herbert Engels feiern mit den zahlreichen Besuchern.

Riesenjubel vor dem Krefelder Rathaus: Fritz Brauweiler, Horst Panknin, Max Zwierkowski und Herbert Engels feiern mit den zahlreichen Besuchern.

Foto: tv oppum
 Mannschaftskapitän Hugo Schroers beim Wimpeltausch mit Leutershausens Kapitän Herbert Hönnige.

Mannschaftskapitän Hugo Schroers beim Wimpeltausch mit Leutershausens Kapitän Herbert Hönnige.

Foto: tv oppum
 Oppums Handball-Legenden heute: v.l. Torwart Herbert Engels, Vorsitzender Heribert Hecker und Heinz Bongartz.

Oppums Handball-Legenden heute: v.l. Torwart Herbert Engels, Vorsitzender Heribert Hecker und Heinz Bongartz.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)
 Riesenjubel nach dem Spielende: Klaus Ratajczak, Günter Schneider und Rudi Schwanz.

Riesenjubel nach dem Spielende: Klaus Ratajczak, Günter Schneider und Rudi Schwanz.

Foto: tv oppum
 Krefelds Oberbürgermeister Hansheinz Hauser (Mitte, mit Amtskette) empfängt die Deutschen Meister im Krefelder Rathaus.

Krefelds Oberbürgermeister Hansheinz Hauser (Mitte, mit Amtskette) empfängt die Deutschen Meister im Krefelder Rathaus.

Foto: Nein/tv oppum

Heute spielen die ersten Herren des Vereins in der fünftklassigen Oberliga Niederrhein, erster Vorsitzender ist Heribert Hecker, Torwartlegende des Vereins. „Für mich ist es Jahr für Jahr schwer, die für den Spielbetrieb benötigten Gelder zu akquirieren. Da helfen auch die großen Erfolge der Vergangenheit kaum – leider“, sagt der 64-jährige Hecker. Trotzdem ist es für ihn, der er als Jugendlicher beide Endspiele live verfolgte, eine große Ehre, diese Helden, von denen schon einige verstorben sind, zu ehren. „Das werden wir vor einem der nächsten Heimspiele machen, und da freue ich mich schon jetzt drauf“, sagt Hecker

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