Neue Ausbildungswerkstatt in Linn eröffnet Deutsche Bahn bildet ab sofort in Krefeld aus
Krefeld · Die Deutsche Bahn mietet ehemalige Räume des Elektronikkonzerns Philips an der Königsberger Straße für die Ausbildung von Fachkräften. Gleich nebenan hat sie vor drei Jahren schon ein Logistikzentrum eröffnet.
Es war aus der Not geboren: Das Instandhaltungswerk der Deutschen Bahn in Oppum mit mehr als 1000 Beschäftigten ist nur durch ein Wohngebiet über enge Straßen zu erreichen. Das bereitete Anwohnern aber auch der Deutschen Bahn Probleme. Denn für die Reparaturen und Revisionen der Hochgeschwindigkeitszüge der Baureihe ICE musten bisweilen auch 15 Tonnen schwere Drehgestelle als Ersatz angeliefert und verbaut werden. Die Rettung beziehungsweise Lösung lautete vor dreieinhalb Jahren, das frühere Werksgelände des niederländischen Elektronikherstellers Philips an der Königsberger Straße in Linn – nur wenige Luftmeter vom Werk in Oppum entfernt – als Warenannahme und Materiallager zu nutzen. Mit der Zeit zogen auch Vertreter der DB-Zentrale in gemietete Büros ein.
Seit gestern ist der Standort um eine weitere DB-Einrichtung reicher. In einer kleinen Feierstunde eröffnete die DB Fahrzeuginstandhaltung gemeinsam mit DB Training eine neue Ausbildungswerkstatt auf dem Gelände des Logistikzentrums der DB Fahrzeuginstandhaltung. Dort werden Elektroniker und Elektronikerinnen für Betriebstechnik ausgebildet. Bisher erfolgte dies ausschließlich in Oberhausen-Osterfeld. Speziell für die Krefelder Auszubildenden entpuppte sich die regelmäßige Fahrt in die rund 50 Kilometer entfernte Ruhrgebietsstadt als Hindernis. Künftig sollen in Linn gut 40 junge Männer und Frauen ihren ausgewählten Beruf erlernen. Mit der Dependance erhöht sich die Gesamtkapazität von 170 Plätzen in Oberhausen auf 210 Lehrstellen.
Der Impuls für die Ausbildungszweigstelle in Krefeld sei von der Werksleitung in Oppum gekommen, berichtete Markus Riegel von DB Training. Dort würden – wie überall in Handwerk und Industrie – Fachkräfte benötigt. Vom Prinzip der kurzen Wege – Krefelder lernen in Krefeld – versprechen sich die DB-verantwortlichen eine noch größere Nachfrage nach Ausbildungsplätzen.
Die Räumlichkeiten auf zwei Ebenen bieten mehr als 600 Quadratmeter Platz, allein die Werkstatt ist 375 Quadratmeter groß. In der oberen Etage sind Sozial-, Schulungs-, Server- und Drucker- sowie Besprechungs- und Sanitärräume. Am gestrigen Dienstag waren die Maler noch unterwegs, um die letzten Feinheiten zu erledigen. Die Deutsche Bahn hat den Komplex aus Privatbesitz für 15 Jahre gemietet. Vor der neuen Nutzung war das Gebäude lange Zeit ungenutzt.
Mit dem Ergebnis waren neben Simone Ogro, Spezialistin für Ausbildungs- und Nachwuchsmanagement bei der DB Fahrzeuginstandhaltung, auch die jungen Leute des ersten Lehrjahrs und die drei Ausbildungsmeister zufrieden. Zwei davon arbeiten fest in Linn, der dritte ist Springer zwischen Krefeld und Oberhausen. Das Gros der Ausbildung findet in der neuen Werkstatt statt. Für spezielle Fertigkeiten wie das Schweißen müssen die Auszubildenden sich aber dann doch noch mal auf den Weg ins Ruhrgebiet machen.
Die Idee zu der neuen Einrichtung sei bereits vor Jahren entstanden, habe nach Corona Gestalt angenommen und sei dann in relativ kurzer Zeit als Projekt realisiert worden, informierte Riegel. Die Ausbildung gliedere sich grob in drei Blöcke: Berufsschule, Betrieb und Training, berichtete Ausbildungschef Enrico Jost gestern. Teamarbeit sei wichtig, moderne Komponenten wie der Einsatz von Tablets selbstverständlich, aber auch das gute alte Millimeterpapier finde noch Verwendung. Die jungen Männer und Frauen zeichnen darauf Schaltkreise und setzen sie dann auf einer Montageplatte – eine Art Lochplatte – in die Realität um. Vor dem Praxistest, bei dem dann Strom fließt, hat der Ausbildungsmeister aus Sicherheitsgründen das letzte Wort.
Die Deutsche Bahn hat in den vergangenen Jahren viel in den Krefelder Standort investiert. Erst vor wenigen Wochen wurde eine Halle für schnelle Reparaturen von Unfallfahrzeugen in Betrieb genommen. Das ist wichtig für die Zukunft des Werks, das für die Instandhaltung langer ICE zu klein ist. Die Züge müssen deshalb halbiert bearbeitet werden. In Dortmund baut die Bahn deshalb für mehr als 400 Millionen Euro ein neues ICE-Instandhaltungswerk und schafft dort bis zu 500 Arbeitsplätze.