Krefeld Der Traarer als solcher

Wenn rund 1400 Traarer, darunter auch viele der seit den 60er Jahren Zugezogenen, den wohl größten Bürger- und Heimatverein in ganz Krefeld bilden, ist sonnenklar: Der Traarer ist bodenständig und heimattreu. Und zwar nicht erst, seit der Ort zwischen den Honschaften Vennikel und Rath als Bauerndorf entstanden ist, in dem es einmal um die 60 Höfe gab.

"Heute sind es gerade mal noch neun", hat Käthe Wefers mal durchgezählt. Sie hat da den Überblick, denn die 84-Jährige ist Bäuerin auf dem Elfrathshof gewesen und nach wie vor maßgeblich im Verein der Landfrauen aktiv, an dessen Radtouren, Kaffeenachmittagen und Ausflügen inzwischen auch Traarer Nicht-Bäuerinnen teilnehmen.

Genährt wird die Heimatverbundenheit der Traarer auch durch die Tatsache, dass sehr viele von ihnen gleich in mehreren Vereinen Mitglied sind. Zur Auswahl stehen dort beispielsweise der der Turnverein, der Tennis- oder der Fußball-Club Traar. "Und natürlich der große Bürgerschützenverein, dem je 400 Aktive und Passive angehören", wirft Heinrich Mörtter ein, der — obwohl als Beute-Traarer erst 1965 zugezogen — jahrelang Kommandeur der Rebellen war. "Aber das Amt hab ich inzwischen verkauft", scherzt er im Hinblick auf die frühere Sitte, Posten im Schützenverein zu versteigern.

Das Ereignis schlechthin

Eine andere Sitte, der Burenball, war eine ganz besondere Geschichte: Bis nach dem Krieg war der Ball bei Jansen, heute Lindenallee, das gesellschaftliche Ereignis schlechthin. "Da hatten neben den Honoratioren nur geladene Bauern Zutritt — und die wurden sehr genau aufgeteilt in die mehr und in die weniger Wohlhabenden", weiß der Ur-Traarer Theo Versteegen aus Erzählungen. "Da galt: ieen Peärd danzt möt ieen Peärd und twiee Peärds danzt möt twiee Peärds — und alle in schwarzem Anzug oder Abendkleid."

Solche strengen Sitten gelten heute nicht mehr, wenn die Traarer zu den überaus zahlreichen Festen und Veranstaltungen zusammenkommen, als da sind: das Maibaumsetzen der Feuerwehr mit den Kindergärten oder der Tanz in den Mai, das Stiftungsfest der Sappeure, das Oktoberfest — alles von Schützengruppen organisiert — das Erntedankfest des Gartenbauvereins, das Pfarrfest natürlich und die Aktivitäten des Mundartkreises im Bürgerverein: Dazu gehören das "Suomersenge", das Herbstfest "Kühl Wäer es Küehl-Wäer oder der "Kloesoevend bei Oma Liz" im Café Ewalds.

Geht es hier um Brauchtum und Freud', so kümmert sich die KAB mit zwölf Veranstaltungen im Jahr um die Bildung. Dabei und bei den kirchlichen Festen ist auch oft die Orchestervereinigung dabei, zu der auch wieder mehr Traarer Jugendliche gefunden haben.

Der Traarer ist aber nicht nur feier- und bildungsfreudig, sondern auch fromm. Zumindest, wenn er wieder einmal ein Heilgenhäuschen einweiht. Die hat der verstorbene Traarer "Bürgermeister" Bernd Giesbertz mit dem ersten Exemplar eingeführt, das 1984 zum Hundertjährigen der St. Josefskirche in der Traarer Kurve errichtet wurde. Inzwischen sind es stolze 18 — eine absolute Besonderheit in Krefeld, ebenso wie die jährlichen Krippenfahrten, denen sich auch Auswärtige anschließen.

Und eins ist der Traarer noch — und zwar von Natur aus: Er ist Alpinist, denn, so sagt Versteegen, "er muss mindestens einmal im Monat den Egelsberg erklimmen, um das Traarer Wahrzeichen, die Mühle zu sehen."

(dur)
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