Krefeld Der Mann mit dem Rucksack

Krefeld · Michael Derendorf ist seit zwei Jahrzehnten als Rucksacktourist in aller Herren Länder unterwegs. Er wurde im Jemen wegen Spionage verhaftet und hatte in Indonesien mit sich auflösenden Schuhen zu kämpfen. Jetzt hat er über eine Reise nach Burma ein Buch geschrieben.

 "Ich reise sehr hart, mit einem strikten Zeitplan. Meist stehe ich um acht Uhr auf und gehe gegen zwölf Uhr ins Bett": Michael Derendorf.

"Ich reise sehr hart, mit einem strikten Zeitplan. Meist stehe ich um acht Uhr auf und gehe gegen zwölf Uhr ins Bett": Michael Derendorf.

Foto: Thomas lammertz

Michael Derendorf nimmt an allem auf seinen Reisen teil: Hochzeiten, Beerdigungen, Gefängnisaufenthalte. Der 50-jährige Krefelder ist passionierter Rucksacktourist und bereist seit 25 Jahren den Nahen Osten, Nordafrika und südasiatische Länder. Nicht immer führen ihn seine Reisen aber zu gewollten Zielen. Seit einem sechsstündigen Gefängnisaufenthalt im Jemen meidet Michael Derendorf, der damals noch mit seiner Frau Anja Derendorf unterwegs war, trotzdem nicht seine außergewöhnlichen Ziele. Über eine seiner Reisen hat er jetzt ein Buch geschrieben: "Go Burma (Myanmar). Rucksackreise durch ein geschundenes Juwel."

Damals im Jemen befand sich das Ehepaar auf der Durchreise in Taizz, Jemens drittgrößter Stadt. Das einzige, was Derendorf als Andenken schoss, war ein Foto vom örtlichen Basar. Kurz darauf bezichtigte ein Mann in Zivil die Krefelder der Militärspionage. Die beiden wurden nach dem Konfiszieren ihrer Kameras in das jemenitische Gefängnis gebracht. "Meine Frau und ich standen dort gefangen in der prallen Sonne, nur weil ich ein Foto geschossen hatte", erzählt Derendorf. Irgendwann kam der Polizeichef von Taizz auf die Krefelder zu und sprach sie merkwürdigerweise auf Deutsch an. Er entschuldigte sich für die Verhaftung durch seine übereifrigen Leute. Später stellte sich heraus, dass der Mann auf einer Polizeischulung in Dortmund gewesen war und dabei auch die Stadt Krefeld besucht hatte.

"Wir haben uns öfter ausgemalt, wie diese Geschichte ohne diesen unglaublichen Zufall hätte enden können", sagt Derendorf. Trotzdem reiste er weiter. "Die westliche Welt ist überall gleich. Ich will nicht Disneyland, sondern authentische Bilder sehen. Deswegen habe ich als Backpacker angefangen", sagt der Beamte. Derendorf ist mit Reisen in die Türkei und Ägypten gestartet. Dann folgten Indien, Jemen, Thailand, Malaysia, Singapur, Hongkong, Macau, Indonesien, Laos, Vietnam, Kambodscha, Kuwait und Marokko.

Gerade hat Derendorf eine vierwöchige Rundreise China-Laos-Thailand hinter sich. "Ich reise sehr hart, mit einem strikten Zeitplan. Meist stehe ich um acht Uhr auf und gehe gegen zwölf Uhr ins Bett", sagt Derendorf. Der Krefelder meidet Hotels, schläft lieber in typischen Backpacker-Zimmern von Familienbetrieben mit einer Matratze, einem guten Mückennetz und einem sicheren Schloss. "So etwas kostet zwischen fünf und zehn Dollar am Tag. Meistens kommt man mit einem Tagesbudget von rund 30 Euro aus", sagt er. So komme man auch den Menschen und ihrem Alltag näher.

Dass auch die beste Ausrüstung nicht vor unangenehmen Überraschungen schützt, gehört ebenso zu Derendorfs Erfahrungen. Mit teuren Bergwanderschuhen hatten er und sein Freund Viehmärkte in Sulawesi (Indonesien) besucht und waren dabei auch durch Dung gelaufen. Daraufhin hatten sich die Sohlen der Schuhe abgelöst – kurz bevor sie den 3000 Meter hohen Vulkan Merapi auf der Insel Java besteigen wollten. "Letzten Endes bin ich mit genähten Schuhen auf den Vulkan gestiegen. Wir waren so stolz, dass wir es geschafft hatten, bis ein 70 Jahre alter Einheimischer ohne Schuhe mit einem Riesenbündel auf dem Kopf an uns vorbeiflitzte", erzählt Derendorf.

Derendorf hat in Burma tiefe Eindrücke der Militärdiktatur gewonnen, die dort seit 49 Jahren herrscht. "Die Menschen sind bettelarm und werden schlimm behandelt." Zwei Jahre lang hat er an seinem Buch über Burma geschrieben. Burma verdankt er sein bisher schönstes Erlebnis: Der Besuch bei den 2500 Tempeln (Pagoden) in der historischen Königsstadt Bagan in Myanmar, alle mit purem Gold verkleidet. Solche Erlebnisse sorgen dafür, dass Derendorf noch lange nicht genug hat. Er will weiterreisen. Als Backpacker.

(RP)
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