Krefeld Der Mann, der Flüchtlinge mobil macht

Krefeld · Mehr als 90 gespendete Fahrräder hat Bernd Grießer aus Forstwald in den letzten eineinhalb Jahren für Flüchtlinge flott gemacht. Grießer ist ständig auf der Suche nach weiteren Rädern und hofft jetzt auf Spenden aus ganz Krefeld.

 Fertig zum Transport: Bernd Grießer aus Forstwald hat mehr als 90 Fahrräder für die Flüchtlingshilfe instand gesetzt, diese drei werden in den nächsten Tagen hinzukommen.

Fertig zum Transport: Bernd Grießer aus Forstwald hat mehr als 90 Fahrräder für die Flüchtlingshilfe instand gesetzt, diese drei werden in den nächsten Tagen hinzukommen.

Foto: Thomas Lammertz

Es ist eine stolze Zahl: Mehr als 90 Fahrräder sind durch die Hände des Forstwalders Bernd Grießer und von dort weiter an die Flüchtlingshilfe gegangen. Viele Forstwalder Bürger haben Grießer in den vergangenen eineinhalb Jahren unterstützt und freigiebig gebrauchte Drahtesel gespendet. Weil die Nachfrage nach Fahrrädern so groß ist, hofft der Pensionär jetzt, auch aus anderen Krefelder Stadtteilen Nachschub zu bekommen.

"Angefangen hat alles mit meiner Schwiegertochter, die sich für die Flüchtlingshilfe Tönisvorst engagiert", erzählt Grießer. An der dortigen Flüchtlingsunterkunft war eine kleine Reparatur-Werkstatt eingerichtet worden; die Nachfrage nach Rädern sei riesig gewesen. Grießer begann, im eigenen Umfeld nach nicht mehr benötigten Rädern zu fragen. "Eine große Hilfe war die Unterstützung der beiden Kirchengemeinden in Forstwald", berichtet er. Aushänge, Flugblätter und Durchsagen im Gottesdienst hätten gute Resonanz gehabt.

Von den rund 300 Rädern, die nach Tönisvorst gingen, sind rund ein Drittel durch Grießers Hände - und Garage - gegangen. "Freunde aus der Nachbarschaft haben mir die Garage kostenlos zur Verfügung gestellt, so dass ich genügend Platz habe, die Räder in Schuss zu bringen." Grießer putzt die Fahrräder, die teilweise wohl schon lang in den Kellern der Spender gestanden hatten. "Wenn ich es kann und das passende Material habe, führe ich auch kleine Reparaturen durch." Dann gehen die Räder nach Tönisvorst. "Ich wohne ja nur wenige Meter von der Stadtgrenze entfernt, da war es naheliegend, die Tönisvorster Flüchtlingshilfe zu unterstützen", sagt der Pensionär. Akribisch hat er jedes Fahrrad katalogisiert, aufgeschrieben, wer es wann gespendet hat, und Details über Marke und Zustand festgehalten.

"Oft sind es Einzelspenden, ich habe aber auch schon mal gleich sieben Räder auf einmal bekommen, die hatte eine Hausgemeinschaft in Krefeld Bockum zur Verfügung gestellt", berichtet er. Wenn möglich, fährt Grießer mit seinem Auto-Fahrradträger selber hin und holt die Räder ab. Gern nimmt er auch Ersatzteile an, Fahrradschläuche, Lampen oder auch gebrauchtes Werkzeug. "Die Menschen sind wirklich sehr freigiebig", berichtet er. Manche Räder seien quasi neuwertig gewesen. "Aber es geht uns ja auch gut."

Nachdem die Fahrräder zunächst kostenlos an Flüchtlinge abgegeben worden waren, sind die Helfer jetzt dazu übergegangen, sie zu einem angemessenen Preis, einer Art Schutzgebühr, zu verkaufen. "Es stellte sich heraus, dass mit den Rädern viel pfleglicher umgegangen wird und die Besitzer sich verantwortlich fühlen, wenn etwas gezahlt wurde", berichtet Bernd Grießer. Dennoch gibt es eine Warteliste, die Nachfrage nach Rädern ist weiterhin ungebrochen.

(RP)
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