Krefeld Der Maler mit den zersägten Buntstiften

Krefeld · Die GKK hat im Kunstspektrum die Ausstellung "EigenWeg" ihres Mitgliedes Ivica Matijevic eröffnet.

 Der 44-jährige Moerser Künstler Ivica Matijevic stammt aus Bosnien-Herzegowina, wo er in Sarajewo Malerei und Bildhauerei studierte. 1991 floh er vor dem Bürgerkrieg in Ex-Jugoslawien nach Deutschland. In seinen Werken ist der Buntstift zum Markenzeichen geworden – als plastisches Zeichen.

Der 44-jährige Moerser Künstler Ivica Matijevic stammt aus Bosnien-Herzegowina, wo er in Sarajewo Malerei und Bildhauerei studierte. 1991 floh er vor dem Bürgerkrieg in Ex-Jugoslawien nach Deutschland. In seinen Werken ist der Buntstift zum Markenzeichen geworden – als plastisches Zeichen.

Foto: THOMAS LAMMERTZ

Es sind Tausende Buntstifte, die Ivica Matijevic zur Herstellung seiner Kunst verbraucht hat. Er hat sie nicht beim Malen oder Zeichnen abgenutzt, sondern sie stecken, zu kleinen Stücken zerschnitten, in seinen Objekten. Als Mitglied der "Gemeinschaft Krefelder Künstler" (GKK) hatte der 1968 in Bosnien geborene und in Moers lebende Künstler vor zehn Jahren seine letzte Einzelausstellung im "Kunstspektrum", in dem er jetzt 24 Arbeiten, die seit 2010 entstanden sind, als "EigenWeg" zeigt.

Immer sind es hölzerne Trägerplatten, die er bearbeitet. Mehrere Farbschichten legt er übereinander, bohrt Löcher und füllt diese mit kurzen Buntstiftstücken. Die schauen reliefartig aus der Oberfläche heraus, bilden Gruppen oder sind zu feldartigen Flächen waagerecht und senkrecht aufgereiht oder unregelmäßig zusammengestellt. Matijevic schleift sie auch so ab, dass sie mit der Oberfläche abschließen. Gleichzeitig geht er genauso an die Flächen, lässt so untere Schichten wieder erscheinen oder legt durch Auskratzen die Farbigkeiten frei.

"Ich fühle mich in meiner Arbeit ein wenig wie ein Archäologe", sagt Matijevic. Was verdeckt in der Tiefe steckte, kommt so wieder hervor, wird am Ende noch poliert, geölt und gewachst und glänzt. "Zufall und Ordnung — das war immer schon was, was mich faszinierte", sagt Matijevic. Er lässt sich überraschen von den Ergebnissen der Arbeitsprozesse, wenn er sie auch durch die verwendeten Farben und die Anordnung der Stifte zielgerichtet inszeniert hat: eine höchst erstaunliche Fülle von Möglichkeiten in einer Mischung aus Malerei und Plastik.

Wo die Stifte aus der Fläche herausragen, entsteht eine haptische Qualität, die den Betrachter zum Befühler werden lässt. Immer wieder zu neuen Kompositionen werden die Oberflächen, deren Strukturen sich einer Deutung zu entziehen scheinen. Es sind aber auch Assoziationen erlaubt. Sternenbilder könnten es sein, oder Landkarten, in denen sich plastische Erdteile abzeichnen. Wolkige oder wellige Formen ergeben sich, oder Blüten. Jedoch so vage, dass sie sich eindeutiger Benennung entziehen. Die Bildtafeln, besonders die großformatigen, beeindrucken durch eine archaisch anmutende Aura. Auf dem an zwei Wänden hängenden Triptychon (149 mal 120) im Erdgeschoss gliedern neben den waagerechten Einkerbungen grafische Elemente, aus einem schreibenden Duktus entstanden, die Fläche. "Nacht" heißt ein Objekt, in der oberen Etage hängend, in das auch ein hölzernes, nicht bearbeitetes, etwa 300 Jahre altes Fundstück eingelassen ist. Oben ist auch ein kleineres Triptychon zu sehen, das durch seine Schwärze und die nicht mit Stiften aufgefüllten Löcher auffällt.

An den Wänden aller Räume haben die Exponate ausreichenden Freiraum um sich, können ihre Wirkung so entwickeln und dem Besucher ein optisches und haptisches Wohlgefallen sein.

(RP)
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