Kunst in Krefeld Stellungsspiele mit Kiefernholz-Objekten

Krefeld · Der Künstler Wolfgang Hahn bespielt die Pförtnerloge mit zwei großen Elementen. Die Konfiguration wird er regelmäßig verändern: So soll die simple Form zusammengesetzter Vierecke ihre Wandlungsfähigkeit zeigen.

 Die Elemente sind nicht schwer, aber unhandlich. Wolfgang Hahn steckt sie in der Pförtnerloge zu einem Objekt zusammen, das sich in immer neuen Varationen zeigen soll – gemäß dem Ausstellungstitel „Stellungsspiel“.

Die Elemente sind nicht schwer, aber unhandlich. Wolfgang Hahn steckt sie in der Pförtnerloge zu einem Objekt zusammen, das sich in immer neuen Varationen zeigen soll – gemäß dem Ausstellungstitel „Stellungsspiel“.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Das Viereck ist die perfekte Form. Davon ist Wolfgang Hahn überzeugt. „Es ist primitiv, also im wahren Sinne einfach. Man sieht es beim Schachspiel: Diejenigen, die das Spiel erfunden haben, sind weitaus genialer als die, die es gut spielen können.“ Und weil Hahn Bildhauer ist, ist sein Viereck dreidimensional. Wie er mit dieser Form spielt, ist in der Pförtnerloge der Fabrik Heeder zu sehen. Die Vernissage ist am Samstag, 1. Februar, 17 Uhr in der Fabrik Heeder, Virchowstraße 130.

„Stellungsspiel“ nennt Hahn seine Ausstellung. Und das ist sie im wörtlichen Sinne – auch wenn der Künstler der Einzige ist, der mit den Holzobjekten hantieren darf. Außerhalb der Vernissage werden die Objekte ohnehin nur von außen durch die Fensterscheiben und die Glastür zu sehen sein. „Stellungsspiel bedeutet, dass mindestens zwei Akteure in Bewegung geraten“, sagt Brigitta Heidtmann vom Bundesverband Bildender Künstler (BBK) Niederrhein, der mit der Reihe „Pförtnerloge“ seit 2012 Ausstellungen raumbezogener Kunst in der Fabrik Heeder fördert. Dies ist die 21. Schau, die mit Unterstützung des Kulturbüros realisiert wird.

Jede Woche wird Hahn, der in Mönchengladbach lebt und arbeitet, in der Heeder vorbeischauen und seine Objekte bewegen, neu zusammenbauen, andere Optiken ermöglichen. Es sind zwei treppenartige Objekte aus acht Millimeter dickem Sperrholz. Die Maße sind identisch. Deshalb lassen sie sich wie Legosteine oder Puzzleteile zusammenstecken aufeinander bauen oder nebeneinander anordnen. Jede Veränderung der Position verursacht veränderte Wirkungen: Ein Foto-Scheinwerfer strahlt die Objekte an, die jeweils ihre Schatten an die weiße Rückwand des ehemaligen Pförtnerraums der früheren Tapetenfabrik werfen. „Dieser Raum ist wie eine Vitrine. Da muss Beleuchtung eine Rolle spielen“, sagt Hahn.

Hahn hat zunächst an der Pädagogischen Hochschule in Aachen studiert, danach von 1976 bis 1981 bei Harry Kramer an der Kunsthochschule in Kassel. Mit einem Stipendium des DAAD studierte er von 1981 bis 1982 bei Otto Piene am Massachusetts Institute of Technology in Cambridge (USA). Geboren ist er 1953 in Anrath. „Aber ich komme aus einer Krefelder Familie.“ Er erzählt: Der Urgroßvater hat seinerzeit ein Haus an der Marktstraße gekauft und eine Konditorei eröffnet. „Angeblich hat er die Grillage-Torte von Frankreich nach Krefeld geholt. Und der Großvater, sagt Hahn, war Seidenweber bei der Verseidag in Anrath. Der Raum im Entree zum Heedergelände habe ihn schon lange gereizt. „Raumbezogenes Arbeiten, wie wir es von den Häusern Esters und Lange kennen, findet hier in kleinem, feinem Format statt“, betont Michael Rotthoff von der Sparkassen-Kulturstiftung Krefeld, die in diesem Jahr drei Pförtnerlogen-Ausstellungen unterstützt.

Wer sich von der Einfachheit und Geradlinigkeit nicht abhalten lässt, nach Details zu suchen, wird fündig: Die Maserung des Kiefernholzes ist prägnant und auch aus der Entfernung zu erkennen. Je nach Anordnung der Holzelemente meint das Auge, fortlaufende Linien zu entdecken, die aber nicht en detail zusammenpassen. „Ich habe 1,20 mal 2,40 Meter große Blätter genommen, damit die Maserung passt“, erklärt der Künstler. Vier Silhouetten hat er jeweils gleichzeitig mit der Handkreissäge zugeschnitten. Präzisionsarbeit – nach dem Motto „dreimal messen, einmal sägen“, sagt Hahn. Eine Rahmenkonstruktion gibt den Objekten inneren Halt.

Inspiration für „Stellungsspiel“ hat er sich in der ehemaligen Mönchengladbacher Klinik Maria Hilf geholt. „In der aufgelassenen Krankenhauskapelle hat Julian Fleming ein Konzert mit elektronischer Musik gegeben. Das hat mich sehr beeindruckt und ich habe ihn nach einem gemeinsamen Projekt gefragt“, berichtet Hahn. So wird der Musiker Bei der Vernissage ein 20-minütiges „Wechselspiel mit elektronischer Musik“ zu der Installation bieten. „Auch die Musik wird aus zwei Elementen bestehen und ist so explizit auf diese Arbeit bezogen.

In der Reihe „Pförtnerloge – raumbezogene Kunst“ zeigt der BBK Niederrhein jährlich drei Ausstellungen: bildhauerische Positionen, Videoprojektionen, interaktive Kunst oder Performances.

Ausstellung „Stellungsspiel“, bis zum 15. März im Atelier Pförtnerloge (Eingang C) der Fabrik Heeder, Virchowstraße 130. Die Ausstellung ist jederzeit von außen einsehbar und wird wöchentlich vom Künstler verändert. Vernissage: Samstag, 1. Februar, 17 Uhr, mit elektronischer Musik. Finissage: Sonntag, 15. März, 13 Uhr.

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