Krefeld Der Herr über 800 Kilometer Straße geht

Krefeld · Hartmut Könner scheidet nach zehn Jahren als Leiter des Fachbereichs Tiefbau aus dem Dienst. Er berichtet aus diesem Anlass über Freude, Frust, erledigte und unerledigte Aufgaben. Ein Thema: die Beförderung der "Grünen Welle".

 Straßenkarten gehören seit Jahrzehnten zu seinem Berufsalltag: Hartmut Könner, Leiter des Tiefbauamtes. Jeder farbige Punkt markiert eine Ampelanlage.

Straßenkarten gehören seit Jahrzehnten zu seinem Berufsalltag: Hartmut Könner, Leiter des Tiefbauamtes. Jeder farbige Punkt markiert eine Ampelanlage.

Foto: vo

Der schönste Erfolg war die Fairkehr-Aktion für die Sicherheit von Kindern - zu den unerfreulichen Trends gehört die wachsende Aggressivität gegenüber Mitarbeitern des Tiefbauamtes. "Sie glauben nicht, wie die Kollegen manchmal angepöbelt werden", sagt Krefelds Tiefbauamtsleiter Hartmut Könner. Der 61-Jährige scheidet ab Freitag aus dem Dienst aus. Wenn er zu erzählen beginnt, geht es um etwas, mit dem jeder Krefelder täglich buchstäblich in Berührung kommt: um 800 Kilometer Straßen in der Stadt. Denn das Verkehrswesen gehört zu den wichtigsten Aufgaben des Tiefbauamts. Könner ist seit 25 Jahren bei der Stadt beschäftigt und seit zehn Jahren Leiter des Fachbereichs. Fairkehr - das Bündnis von Verwaltung, Polizei und Bürgern ist unter Oberbürgermeister Pützhofen ins Leben gerufen worden, weil die Unfallzahlen mit Kindern bedrückend hoch waren. "Wir haben das mit viel Herzblut umgesetzt und die Zahlen innerhalb von zehn Jahren deutlich gesenkt", resümiert Könner.

Zu den unerledigten Projekten - bei denen er bedauert, dass er ihre Vollendung nicht begleiten kann -, gehören die Neugestaltung der Philadelphia- und der Kölner Straße sowie der Haltestelle Ostwall / Rheinstraße, um die es bekanntlich einen Gutachterstreit um eingerissene Glasscheiben gibt. Bei der Philadelphiastraße wird es wohl 2019 losgehen, hofft Könner - für ihn gehört die Verbesserung der "Gestaltungsqualität" von Hauptverkehrsachsen zu den Herausforderungen der Zukunft. Die triste Philadelphiastraße könnte ein Muster dafür werden. "Wir werden dort 40 Bäume anlegen, einen Radfahrbereich einrichten und die Abbiegungen separieren." Die Planung steht seit 2011, der Baustart hängt am Geld.

Könner wünscht sich mehr Respekt für all die Kollegen, die bei Wind und Wetter draußen die Straßen pflegen. Sie sind es, die mehr und mehr den Unmut über den teils schlechten Zustand der Straßen abbekommen, obwohl sie am wenigsten für dieses Dilemma verantwortlich sind. Die Hauptgründe für marode Straßen in Krefeld sind Personal- und Geldmangel, betont Könner - "es ist nicht immer einfach, das den Bürgern gegenüber deutlich zu machen". Ein weiterer, wesentlicher Grund, warum es im Straßenbau nicht immer im gewünschten Tempo vorangeht, ist das Planungsrecht. "Das, was uns das Leben unendlich schwermacht, ist das europäische Vergaberecht", sagt Könner, "wir brauchen mittlerweile länger, um eine Maßnahme zu beauftragen als sie umzusetzen." Hier sei in dem Bestreben, Korruption zu unterbinden, das Kind mit dem Bade ausgeschüttet worden. "Wir haben einfach zu viele Vorschriften. Ein Anwalt hat mir einmal gesagt, man könne bei der Vergabe 22.000 Fehler machen. Das alles ist unheimlich kompliziert geworden."

Kompliziert ist auch die Organisation des Verkehrs. Ein großes Ziel ist es laut Könner, die "Grüne Welle" auf Krefelds Straßen zu verbessern. Zu bewerkstelligen ist das nur mit moderner Technik - der Nachholbedarf ist groß. "Wir haben 240 Ampelanlagen", so Könner, "ein Drittel davon ist uralt, ein Drittel mittelalt und ein Drittel neu" - heißt wohl: Zwei Drittel der Krefelder Ampeln müssen erneuert werden, wenn man den Verkehrsfluss verbessern will. Eine Rieseninvestition, die schon aus Umweltschutzgründen wünschenswert ist. Autos, die sich ohne Stopps durch die Stadt bewegen, stoßen weniger Schadstoffe aus. Könner ist Diplomingenieur für Verkehrswesen; er hat zudem ein Referendariat über Straßenbauwesen absolviert. Auf das Thema kommunales Verkehrswesen ist er im Studium gestoßen. Was ihm besonders gefallen hat, war der Umgang mit Menschen. Im Ruhestand wird dieser Punkt nicht zu kurz kommen. Er lebt in Geldern und ist dort im Fußballverein GSV Geldern engagiert, der auch gegen Krefelder Vereine spielt. Sportlich gehört Könners Herz Geldern - im Rückblick auf seine fachliche Passion wird er aber wohl noch oft in Gedanken Krefelds Straßennetz erkunden.

(RP)
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