Krefeld Der Herr der 150.000 Bücher geht

Krefeld · Gestern verabschiedete Oberbürgermeister Frank Meyer im Historischen Saal des Rathauses den langjährigen Mediotheksleiter Helmut Schroers.

Einen ausgesprochenen Bücherwurm, eine bekennende Leseratte, einen Bibliophilen wie er im Buche steht verabschiedete Oberbürgermeister Frank Meyer gestern mit den Worten seiner Lieblingsautorin Tove Jansson: "Es gibt zu viele Bücher und viel zu wenig Zeit." Helmut Schroers, als Leiter der Mediothek, habe tagtäglich, so Meyer, mindestens 150.000 Bücher um sich gehabt. "Viel zu viele Bücher, viel zu wenig Zeit. Diese Einsicht muss beim täglichen Anblick hunderter Regalmeter Literatur besonders schmerzlich sein", sagte der Oberbürgermeister, zeigte aber auch gleich die Vorteile dieser Arbeit auf. "In dem wir Bücher verleihen, sie quasi miteinander teilen, vervielfachen wir auch die Zeit, die insgesamt zum Lesen dieser Bücher zur Verfügung steht."

16 Jahre lang leitete der heute 64-Jährige das Institut am Theaterplatz. In dieser Zeit wandelte es sich von einer Stadtbücherei zu einer Mediothek. Helmut Schroers, erklärte Meyer, habe immer versucht, den Puls der Zeit zu erspüren und neue Themen und Technologien zu integrieren. Seit acht Jahren habe Krefeld deswegen nun eine sowohl analog wie auch digital hochmoderne Fundgrube für Wissen, Unterhaltung und alles dazwischen.

1991 kam der gebürtige Mönchengladbacher und glühende Borussia-Fan nach Krefeld, in eine Stadt, in der er laut Meyer nie zuvor gewesen war, in die er sich dafür aber erstaunlich schnell integrierte habe und inzwischen vielen als waschechter Krefelder gelte.

Helmut Schroers bestätigte: "Mir ist ein bisschen flau im Magen," Auch wenn er sich auf die nun kommende Zeit mit seiner Familie sehr freue, werde er Krefeld vermissen, das "tolle und sehr engagierte Team" der Mediothek genauso wie die zahlreichen Freunde in Kultur und Verwaltung. Dabei war nicht immer alles rosarot. Augenzwinkernd erinnerte sich Schroers an einen Streit mit einer Mitarbeiterin und sagte in Richtung der Kollegin, die anwesend war: "Sie sind die einzige, die mich jemals ungestraft ein großes Macho-Arschloch nennen durfte." Den Stadtobersten gab der Medien-Chef noch eine Anregung mit auf den Weg: "Ich würde mir ein Eine-Stadt-Fest für Krefeld wünschen, wie wir Gladbacher es haben. Natürlich mit Uerdingen."

(RP)
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