Krefeld Der Fischelner als solcher

Im Fischelner Zentrum, dem "Dörp" – Auswärtige sagen: auf der Kölner Straße – treffe man alle zehn Meter jemanden, den man kennt, behauptet Wolfgang Müller vom Vorstand des Bürgervereins. "Der Fischelner will angesprochen werden, und wenn man auf ihn zugeht, ist er auch nicht stur."

Im Fischelner Zentrum, dem "Dörp" — Auswärtige sagen: auf der Kölner Straße — treffe man alle zehn Meter jemanden, den man kennt, behauptet Wolfgang Müller vom Vorstand des Bürgervereins. "Der Fischelner will angesprochen werden, und wenn man auf ihn zugeht, ist er auch nicht stur."

Der 1967 aus Krefeld zugezogene, also "okkulierde" Fischelner weiß, wovon er spricht. "Heinz Kamps, ein alt eingesessener Rosengärtner fragte mich damals aus: ,Wo kömms do dann von denn? On wat mäcks do sue?' Als ich dann sagte, ich hätte en Fischelsch Mädche jetroot, hatte ich den ersten Pluspunkt."

Das Geld in Fischeln halten

Die Fischelner gehen also in ihr "Dörp", wenn sie einkaufen wollen. Oder donnerstags auf den Wochenmarkt. Schon dadurch beweisen sie, dass sie besonderen Wert auf ihre Eigenständigkeit legen. "Sie halten eben gern ihr Geld in Fischeln, zumal sie dort alles bekommen, was sie brauchen", sagt Müller.

Jemand hat mal gesagt: "Wenn Du in Fischeln etwas werden willst, musst du in den Schützenverein eintreten." Benedikt Lichtenberg, kein unmaßgebliches Mitglied der Bürger-Schützen-Gesellschaft von 1451, meint: "Da kann schon was dran sein." Freundlich weist er aber auch auf die anderen Vereine und Gruppierungen hin, von denen es in Fischeln immerhin rund 70 gibt, eine ganze Menge davon Sportvereine mit Angeboten vom Turnen über den Handball- und den Fußball- bis hin zum Radsport. Der Fischelner ist also sportlich — oder als passives Mitglied wenigstens sportlich engagiert. Die Veranstaltungen der Vereine, die nicht unter freiem Himmel stattfinden, nehmen im Burghof bei Gietz ihren Lauf, "im einzigen Saal, den wir hier noch haben".

Selbstverständlich ist der Fischelner auch stolz — und zwar auf seine Geschichte. Schon 943 urkundlich erwähnt und mit einer bereits für die Zeit um 700 nachgewiesenen Kapelle ist Fischeln mit Hohenbudberg immerhin der älteste Teil Krefelds. "Fisculum" hieß es damals, und mit den beiden Fischen im Wappen deute das auf den Reichtum an Fischen hin. Wo? Vermutlich in einem nicht allzu weit entfernten Rheinarm, sicher aber nicht in Schlungs-Kull, dem heutigen Neptunbad.

Reich waren jedenfalls einige der "Ureinwohner" Fischelns, die Vieh-, Getreide- und Rübenbauern. "Die hielten sich in der Wirtschaft Wolf-Zens immer abseits von den weniger wohlhabenden Gemüsebauern", berichtet Lichtenberg. Diese "Hämmerer" waren im 19. Jahrhundert wegen der sich dort ausbreitenden Industrialisierung aus Düsseldorf-Hamm zugewandert. Viele Fischelner haben also Wurzeln in dem Gebiet der heutigen Landeshauptstadt. "Dafür stehen Namen wie Leuchten, Fink, Marleaux und Norbisrath", weiß Lichtenberg.

Obwohl es nur noch zwei Karnevalsvereine gebe, seien die Fischelner nicht nur nicht stur, sondern auch ein humorvolles Völkchen: "Jedenfalls die, die Platt sprechen; und die andern nach dem dritten Bier", sagt Müller und belegt die Mundartbegeisterung eindrucksvoll mit knapp 1000 Gästen, die jedes Jahr zu den drei Mundartabenden des Bürgervereins kommen. Daneben trifft man die Fischelner bei den "ganz wichtigen" Veranstaltung wie Frühjahrs- und Prumetaat-Kirmes, beim Schützen- und beim Sommerfest des Bürgervereins. Und nicht zu vergessen beim jährlichen Fischeln Open des Werberings.

(dur)
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