Serie Ausbildung Bei Currenta Der Chemikant als Anlagen-Wärter

Krefeld · Als Chemikant lernt Claudio Macagnino, im Team die verschiedenen Anlagen des Chemparks zu steuern.

 Das Kochen und Destillieren von Alkohol-Wasser-Gemischen lernt Claudio Macagnino (r.) von Ralf Pauli am Rührwerkskessel. Die Arbeit großer Anlagen simuliert der angehende Chemikant im Labor mit Glasgefäßen.

Das Kochen und Destillieren von Alkohol-Wasser-Gemischen lernt Claudio Macagnino (r.) von Ralf Pauli am Rührwerkskessel. Die Arbeit großer Anlagen simuliert der angehende Chemikant im Labor mit Glasgefäßen.

Foto: Thomas Lammertz

Eine Gruppe Jugendlicher hockt vor großen Monitoren. Auf den Bildschirmen ist ein Programm zu sehen, mit dem Industrie-Anlagen gesteuert werden können. Prozessleitsystem nennen das die Experten. Claudio Macagnino ist auf dem besten Weg, ebenfalls ein Experte zu werden. In einem halben Jahr wird er die Ausbildung zum Chemikant bei Currenta abschließen. Mit der speziellen Software kennt er sich bereits gut aus. Prozessleit- und Messtechnik sind wesentliche Bestandteile seiner Ausbildung.

"Die Automatisierung in der Produktion ist deutlich vorangeschritten. Mussten wir früher noch zu den Anlagen hinlaufen und vor Ort die Messgeräte kontrollieren, können die Chemikanten das heute vom Computerarbeitsplatz aus erledigen. Von dort können sie auch Ventile öffnen oder schließen ", erklärt Ralf Pauli, Ausbilder im Bereich Produktionstechnik bei Currenta. Wer jetzt jedoch meint, seine Computererfahrungen beim Zocken am PC kämen ihm in der Ausbildung zugute, den muss Pauli enttäuschen. "Die Bereiche sind viel zu unterschiedlich, so dass keine Übertragung von Kenntnissen möglich ist."

Drei Betriebe des Chemparks Uerdingen hat Claudio Macagnino bisher kennengelernt. In jedem Betrieb lag der Schwerpunkt seiner Arbeit in einem anderen Bereich. In der Müllverbrennungsanlage beispielsweise war viel Fachwissen gefragt. "Es werden schließlich häufig Chemikalien verbrannt, und da sollte man wissen, was sie bewirken und wie sie verbrannt werden können", erklärt der 25-Jährige. Im Kraftwerk wiederum faszinierte ihn der technische Teil, sprich die Turbinen. Grundkenntnisse, wie kleinere Reparaturen an Maschinen durchgeführt werden, lernen Chemikanten ebenfalls in ihrer Ausbildung. "Üblicherweise bekommen unsere Auszubildenden Einblick in alle werksrelevanten Bereiche", erklärt Ausbilder Pauli.

Zurzeit ist Claudio Macagnino im Bereich Wasserversorgung eingesetzt. Hier steht die Probenentnahme im Vordergrund, um zu verhindern, dass schädliche Substanzen ins Abwasser gelangen. "Man sieht, wie vielfältig unsere Arbeit ist. Und genau das macht sie auch so interessant", sagt Macagnino, der bereits als Realschüler seine Liebe zur Chemie entdeckt hatte. Da es mit einer Ausbildungsstelle in seinem Wunschberuf, damals Chemielaborant, jedoch nicht klappte, machte der Essener erst eine Ausbildung im Bereich Verkauf. "Das hat auch Spaß gemacht, war aber für mich trotzdem nicht das richtige. Ich bin sehr froh, dass ich mich letztendlich für die Ausbildung zum Chemikant entschieden habe, weil sie noch vielseitiger ist als die eines Chemielaboranten."

Sollte der 25-Jährige nach Ausbildungsschluss weiter im Chempark arbeiten, muss er sich auf Schichtdienst einstellen. "Darauf bereiten wir die Jugendlichen schon im Bewerbungsgespräch vor", sagt Ralf Pauli und betont, dass es ohne ein hohes Maß an Einsatzbereitschaft in diesem Beruf nicht gehe. Claudio Macagnino kann das nicht schrecken. Er weiß, dass Chemikanten auch als Anlagen-Wärter bezeichnet werden und dafür verantwortlich sind, das der Betrieb rund um die Uhr läuft.

"Das ist kein Job für Einzelgänger. Nur im Team sind die hochkomplexen Systeme im Chempark zu steuern und zu kontrollieren. Chemikanten arbeiten eng zusammen und verbringen in vielen Fällen genausoviel Zeit mit den Kollegen wie mit der eigenen Familie. Das sollte man wissen, bevor man diese Ausbildung wählt", stellt Pauli klar. Er freut sich darüber, dass der Anteil an weiblichen Bewerberinnen in den vergangenen Jahren stetig gestiegen ist. In diesem Jahr waren unter 70 Auszubildenden zwölf Frauen. Pauli: "Wir suchen neugierige, Team fähige und flexible junge Leute, die sich über einen langen Zeitraum konzentrieren können." Wer die Ausbildung geschafft hat, kann sich anschließend zum Techniker oder technischen Betriebswirt weiterbilden, den Industriemeister machen und noch ein Studium dranhängen.

(RP)
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