Krefeld Denkmalschutz verhindert Investitionen

Krefeld · Ein Informationspapier der Stadtverwaltung zum Thema Denkmalschutz sorgt zur Zeit für Unruhe in den Bezirksvertretungen: In dem Papier wird noch einmal dargelegt, dass die Ausweisung von Denkmälern Sache der Unteren Denkmalbehörde ist; die Politik kann diese Entscheidungen nur zustimmend zur Kenntnis nehmen.

 Diese beeindruckenden Kirchenfenster im evangelischen Gemeindezentrum in Uerdingen entstanden Ende der 1950er Jahre. Der Künstler Georg Meistermann schuf über tausend Glasfenster an rund 250 Orten in Europa.

Diese beeindruckenden Kirchenfenster im evangelischen Gemeindezentrum in Uerdingen entstanden Ende der 1950er Jahre. Der Künstler Georg Meistermann schuf über tausend Glasfenster an rund 250 Orten in Europa.

Foto: LOTHAR Strücken

In der Bezirksvertretung Uerdingen regte sich Widerspruch gegen diese Art der "gebundenen Entscheidung", wie die Entscheidungsbefugnis der Behörde genannt wird. "Ich lasse mich nicht zu einer Zustimmung zwingen", sagte dazu Olaf Schimanski (SPD). Generell steht der Denkmalschutz in Krefeld unter dem Verdacht, mit seiner Rigorosität Investoren zu verschrecken.

Schimanski warf den behördlichen Denkmalschützern auch vor, die Unterschutzstellung ohne Rücksicht auf die Frage zu fällen, wie ein Gebäude zu erhalten sei: "Es kann nicht sein, dass nur über die Unterschutzstellung eines Gebäudes gesprochen wird und sich dann niemand mehr darum kümmert." Indirekt stand damit der Vorwurf im Raum, der Denkmalschutz würde mit strikter Schutzbestimmung eher zum Verfall der Gebäude beiträgt, weil er Investoren für zumutbare Nutzungen abschreckt.

Michael Heß, Geschäftsführer von Haus und Grund in Krefeld, sieht das Thema zwiegespalten. Denkmalschutz ermögliche einerseits zusätzliche Abschreibungsmöglichkeiten, andererseits bedeuten strenge Auflagen so hohe Investitionen, dass sie über die Mieten nicht wieder zu erwirtschaften seien. Er könne deshalb nicht generell ab- oder zuraten. Entscheidend sei immer der Einzelfall.

Jürgen Hengst, SPD-Ratsherr und Mitglied der Uerdinger Bezirksvertretung nennt ein Beispiel aus Uerdingen: das evangelische Gemeindezentrum an der Kronenstraße. Für den Umbau ihres Kindergartens will die Gemeinde das Haus am Rheinufer verkaufen. Das Gebäude steht wegen der Meistermann-Fenster unter Denkmalschutz. Das hat den Verkauf bisher verhindert — Hengst berichtet, wie sein Parteifreund Staudacher entnervt gesagt habe: "Das kann doch nicht sein: Wir gehen finanziell am Krückstock und haben durch die Unterschutzstellung mehrere Interessenten vertrieben."

Pfarrerin Heike Klute kennt die unzähligen Versuche, das frühere Gemeindezentrum an der Kronenstraße seit zehn Jahren an den Mann zu bringen. Für den großen, rund 500 Leute fassenden Saal gebe es Nutzungsideen. Kostensteigernd seien aber die unter Denkmalschutz gestellten vier großen Fenster von Georg Meistermann (1911-1990) zu den großen Kirchenfesten.

Die Abteilung Denkmalschutz der Stadt sieht sich keineswegs als Buhmann: "Das wird dann doch alles teurer!" sei eine Behauptung, die meist ohne fundierte Planung und Prüfung des Sachverhalts vorgetragen werde. In der Regel folge bei einer denkmalfachlichen Abstimmung eine differenziertere Betrachtung, die diese erste, schnell gemachte Behauptung oft auch widerlege. Es gebe aber durchaus auch viele Investoren, die erkannt hätten, dass ein Denkmal Geschichte und Geschichten erzählt, die für das Invest nicht mehr mühsam erfunden und aufwändig gebaut werden müssen. "Lesbare Kultur schreckt nicht ab, sondern kann durchaus anziehend und identitätsstiftend sein."

Das Denkmalschutzgesetz berge im Erlaubnisverfahren, also im tatsächlichen Umgang mit dem Denkmal umfangreichen Ermessensspielraum, der auch regelmäßig genutzt wird. Zur sinnvollen Nutzung sei es oftmals auch erforderlich, Denkmäler neuen Nutzungsanforderungen anzupassen. Über die Art und Weise, wie dies am kostengünstigsten und am denkmalverträglichsten geschieht, "können mit den Unteren Denkmalbehörden Gespräche geführt, Planungskonzepte diskutiert und Ortstermine vereinbart werden." In den allermeisten Fällen gebe es dann einvernehmliche Lösungen, die allen Belangen gerecht werden.

(RP/anch)
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