Krefeld Denkmal "Brauerei-Villa" hat neue Eigentümer

Krefeld · Brauereibesitzer Robert Wirichs hat mit seiner Familie in der Villa gewohnt, und auch dem späteren US-Außenminister Henry Kissinger soll das 400 Quadratmeter große Prachthaus am Mühlenbusch in Königshof im März 1945 als Wohnhaus gedient haben. Jetzt ist das Denkmal verkauft worden. Ein international tätiger Unternehmer zieht demnächst ein.

 Die Ansicht aus dem Garten unterstreicht den Reiz des denkmalgeschützten Wohnhauses.

Die Ansicht aus dem Garten unterstreicht den Reiz des denkmalgeschützten Wohnhauses.

Foto: Immo Schwarze

Die Geschichte der Villa neben der Königshof-Brauerei ist eindrucksvoll. Sie steht exemplarisch für den Aufstieg einer Krefelder Bierbrauerfamilie, die aus bescheidenen Anfängen eine industrielle Produktion aufbaute. Jetzt ist das 2100 Quadratmeter große Grundstück mit dem 400 Quadratmeter Wohnfläche großen, denkmalgeschützten Haus an einen international tätigen Unternehmer verkauft worden. Der Kaufpreis soll gut eine Million Euro betragen haben.

Das markante Gebäude wurde im Jahr 1925 für den Brauereibesitzer Robert Wirichs errichtet. Die Villa zeigt eine seit der Zeit um 1910 übliche Formensprache in traditionalistischer Ausprägung. Sie steht für das Schaffen des Krefelder Architekten Kurt Geilen, der im Stadtgebiet vielfältig tätig war. Vor allem an der Wilhelmshofallee stehen Zeugnisse seiner beruflichen Karriere: Haus Gompertz, Haus van Heys, Haus Engländer und andere sowie die Edelstahlsiedlung in Lindental entstammen ganz oder teilweise aus seinem Büro. Geilen war ein Schüler von August Biebricher, der die Wohnsitze zahlreicher Seidenbarone, die Galopprennbahn und das Gymnasium am Moltkeplatz errichtete.

 Von der Straße aus eher unscheinbar: die Villa Wirichs.

Von der Straße aus eher unscheinbar: die Villa Wirichs.

Foto: Lammertz

Die Geschichte der Villa am Mühlenfeld ist verbunden mit prominenten Namen. An erster Stelle ist der Bauherr und damalige Chef der Rhenania-Brauerei, Robert Wirichs, zu nennen. Die Ursprünge der Familienbestimmung des Bierbrauens liegen im Jahr 1938, als sein Vater Hermann Josef Braurechte einer Familie übernahm, deren Stammhaus sich in der Innenstadt an der Ecke Wiedenhof- und Marktstraße befand - dort, wo heute die Ruine des "Et Bröckske" steht. Mit diesen Braurechten gründete Hermann Josef Wirichs sein eigenes Unternehmen. Das Geschäft entwickelte sich rasant. Robert Wirichs benötigte mehr Platz und verlegte die Brauerei im Jahr 1888 nach Königshof. Dort waren ausreichend Flächen für die Expansion zu einer der bekanntesten Altbierbrauereien am Niederrhein vorhanden. 1925 ließ er dann das aufwendig gestaltete Wohnhaus für sich und seine Familie bauen. Die Brauerei Rhenania blieb bis 2001 im Familienbesitz.

Sogar in den Unterlagen der Unteren Denkmalbehörde der Stadt ist der vermeintliche Aufenthalt Henry Kissingers während des Zweiten Weltkriegs in der Villa notiert. "Der mündlichen Überlieferung nach soll das Gebäude, nachdem die Amerikaner am Morgen des 3. März 1945 von Süden kommend in Krefeld-Fischeln eingerückt sind, von den amerikanischen Besatzungstruppen besetzt worden sein, und es soll Heinz Alfred (Henry) Kissinger, der von 1973 bis 1977 US-amerikanischer Außenminister war, während seines Aufenthalts in Krefeld als Wohnhaus gedient haben." So habe er einem Kind der Familie Wirichs zu seinem Geburtstag einen Kuchen besorgt. Der Kontakt zwischen der Familie Wirichs und Henry Kissinger habe auch nach dem Krieg fortbestanden und Bierfässer der Familienbrauerei seien in die USA geliefert worden, heißt es weiter in den Unterlagen der Denkmalbehörde.

In der zweigeschossigen Backsteinvilla auf rechteckigem Grundriss mit ausgebautem Walmdach sind noch viele Originalteile aus dieser Zeit erhalten. Fliesen, Parkett, Fenster, Türen und Deckenstuck gehören dazu. Andere Bausünden sind offensichtlich. 1998 wurde das Gebäude als Bürohaus genutzt. Unter anderem wurden Kunststofffenster eingesetzt.

"Das Gebäude ist bedeutend für die Stadt Krefeld und die Entwicklung der Arbeits- und Produktionsverhältnisse", heißt es in der Beschreibung des Denkmals, das mit der Nummer 976 in die Liste der Stadt eingetragen ist.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort