Krefeld Demo: Polizeistrategie geht auf

Krefeld · Massive Polizeipräsenz hat am Freitag Zusammenstöße von 16 Pro-NRW-Aktivisten und 170 Gegendemonstranten verhindert. Die muslimische Gemeinde schloss vier zugereiste Salafisten vom Freitagsgebet aus.

Pro-NRW-Demo sorgt für Großeinsatz der Polizei
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Begleitet von Pfiffen und Trillerpfeifen haben gestern 16 Aktivisten der als rechtsextrem eingestuften Partei Pro NRW in Krefeld an der Seidenstraße vor der Yavuz Sultan Selim Moschee demonstriert. Zur gleichen Zeit versammelten sich etwa 80 Muslime, darunter viele junge Männer, in der Moschee zum Freitagsgebet, ließen sich aber durch die Präsenz der Aktivisten nicht provozieren.

Die Bilanz der Polizei am späten Nachmittag: Zwei Festnahmen von Autonomen nach Eierwurf und Widerstand gegen die Staatsgewalt. Die Polizei zählte 16 Aktivisten von Pro NRW und 170 Gegendemonstranten. Die Strategie der Ordnungshüter ging dabei vollends auf: "Insgesamt verliefen die Veranstaltungen aus polizeilicher Sicht ohne besondere Vorkommnisse", teilte ein Polizeisprecher nach dem Ende der Demonstrationen gegen 16 Uhr mit.

Frühzeitig hatten die rund 100 Einsatzkräfte vier verschiedene Gruppen von Demonstranten getrennt. Bereits gegen 13.30 Uhr versammelten sich rund 50 friedliche Gegendemonstranten des "Bündnisses gegen Rassismus", darunter auch politische Vertreter von SPD und Grünen, mit Trillerpfeifen an der Dießemer Straße.

Auf der anderen Seite der Dießemer Straße, 200 Meter weiter, sammelten sich nach und nach rund 120 Autonome. Zwischen beiden Gruppen demonstrierten Vertreter von Pro NRW vor der Moschee, in der 80 Muslime sich zum Freitagsgebet versammelt hatten. Auch vier Salafisten, die laut muslimischer Gemeinde nicht aus Krefeld kamen, hatten versucht, Eintritt zur Moschee zu erhalten. "Normalerweise wird in einer Moschee niemandem der Eintritt zum Gebet verwehrt, aber heute machen wir von unserem Hausrecht Gebrauch.

Salafisten kommen hier nicht rein", sagte Ahmet Bas, Vorsitzender des Moscheevereins, "wir wollen nur Frieden haben". Gefragt, was er über die Strategie von Pro NRW hält, die Mohammed-Karikaturen des dänischen Karikaturisten Kurt Westergaard zu präsentieren, sagte Bas: "Wenn die meinen, die müssen das machen, dann sollen sie es machen."

Gegen 14.40 Uhr startete die Kundgebung von Pro NRW, die in Pkw mit Berliner, Wiesbadener und Mettmanner Kennzeichen angereist waren. Der Gebrauch von Lautsprechern war dem Pro-NRW-Lager mit Rücksicht auf das Freitagsgebet untersagt; erlaubt war nur ein Megafon. Im Verlaufe der einstündigen Veranstaltung wurden auch die umstrittenen Mohammed-Karikaturen gezeigt. Die Muslime ließen sich davon nicht provozieren. Viele Jugendliche, die sich dort versammelt hatten, verließen nach dem Freitagsgebet über die Seidenstraße den Versammlungsort. Ursprünglich habe man überlegt, einfach irgendwo anders zu beten, erklärte Mehmet Topcun, Vorstandsmitglied der Union der Türkischen und Islamischen Verbände in Krefeld. "Wir wollten jedoch nicht das Signal aussenden, dass wir klein beigeben."

Die Aktivisten von Pro NRW, eine Frau und 15 Männer zwischen 25 und 75 Jahren, schwenkten Deutschlandfahnen in Richtung der autonomen Demonstranten. Ihre Kundgebung stand unter dem Motto "Freiheit statt Islam".

Auch Krefelds Polizeipräsident Rainer Furth beobachtete die Demonstration. Er wolle selbst bewerten können, "wo bei bestimmten Parolen die Grenze zur Strafbarkeit liegt", sagte er zur Begründung; der Tatbestand der Volksverhetzung "ist an manchen Punkten schnell erreicht".

Die Polizei hat während der Demonstration ausgiebig fotografiert und gefilmt — ein Wagen mit ausgefahrenem Video-Teleskop war direkt neben den Pro-NRW-Aktivisten platziert und konnte von dort aus alle beteiligten Gruppen überblicken.

(RP/rl)
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