Krefeld Deftiges vom Fischmarkt

Krefeld · Mit augenzwinkernd grobem Humor machen der "Wattwurm", Aal-Volker & Co. in Uerdingen ihren Konkurrenten die Kunden abspenstig. Die einen haben ihren Spaß, den anderen sind die vier Marktschreier zu wenig.

"Wer hier keine Wurst kauft, wird heute noch erschlagen!" Was im ersten Moment wie eine Drohung klingt, wirkt im zweiten durch den Hamburgerischen Dialekt des "Wattwurms" wie eine Kaufaufforderung: Sofort stehen drei Männer und eine Frau mit dem Geldschein bereit, um eine gut gefüllte Plastiktüte mit riesigen Würsten zu kaufen. Der nächste Kalauer des schreienden Wursthändlers folgt auf dem Fuße: "Männer mit Charakter geben immer 40 Euro Trinkgeld. Sag nicht, du bist charakterlos!" Der Käufer grinst verwirrt. Gestern startete bei herrlichem Wetter der alljährliche Fischmarkt in der Uerdinger Innenstadt. Noch bis Sonntag werden hier Händler ihre Waren schreiend mit Witz und in beeindruckenden Mengen anpreisen.

Fisch-, Wurst- und Käseduft

"Ich habe mir gerade Pferdebalsam für meinen Rücken gekauft. Uns gefällt es hier. Es gibt mal wieder Stimmung in Uerdingen.", sagen Michael und Renate Krumminga. In der Tat strahlt die Niederstraße bemerkenswerte Lebendigkeit aus: Zahlreiche Menschen klönen bei einem Bier oder Eis; Kinder fahren Karussell, bestaunen die Marktschreier oder rennen ausgelassen umher. Flotte Musik, Warenangebote und Gelächter erfüllen die Luft; Fisch-, Wurst- und Käsegeruch kitzeln die Nase.

Als Fischliebhaber werden die Krummingas natürlich auch den angepriesenen Fisch probieren — Matjes, Edelwels oder Backfisch. Aal-Volker schleudert seine Ware umher, beleidigt den "Wattwurm" und belächelt den holländischen Blumenverkäufer, der große Pappkartons mit verschiedenen Pflanzen und Stauden füllt.

Marktbesucher Werner Heinrichs (70) zeigt sich indes ein wenig enttäuscht: "Es ist nichts Besonderes. Ich hatte mir mehr darunter vorgestellt." Er vermisst vor allem mehr echte Marktschreier, wie auch die Uerdingerin Renate Krebber: "Auf dem Markt ist jedes Jahr dasselbe. Dieses Mal fehlen zudem viele Marktschreier. Das ist nicht gut." Aber den Fischmarkt möchte sie dennoch nicht missen: "Abends ist hier viel mehr los. Dann trifft man sich, hört Musik und unterhält sich. Das hat Flair." Die 63-Jährige freut sich auf die Live-Musik am Abend. Rolf Bendler sieht es typisch rheinländisch: "Alles, was in Uerdingen gemacht wird, ist besser als gar nichts."

(RP)
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