Kr Wie Krefeld Das Schicksal des Stadthauses steht Spitz auf Knopf

Krefeld · Das Projekt "Sanierung des Stadthauses" ist zum Politikum geworden. Es könnte SPD und CDU, am Ende auch Oberbürgermeister Meyer gefährlich werden.

Das Stadthaus, dieser immer noch frisch und modern wirkende Bau von Egon Eiermann, ist also ein "Objekt von nationaler Bedeutung". Wer die Stellungnahme des Denkmalschutzes zu den Gesprächen mit der Stadt liest, der ahnt, dass Stadt und Landschaftsverband (LVR) kaum zusammenkommen können - außer, Geld spielt keine Rolle. Man kann schon fragen, ob die LVR-Denkmalschützer wirklich die Kategorie Wirtschaftlichkeit ernsthaft berücksichtigen.

Eine Stadt wie Krefeld, die an ihren Schulden fast erstickt und sich gerade anschickt, aus dem Nothaushalt zu krabbeln, ist immerhin bereit, 70 Millionen Euro in den Bau zu investieren. Das war jedenfalls das erste Worst-Case-Szenario. Jetzt sind es schon 83,5 Millionen. Wie viel denn noch? Für die Krefelder Politik wird das Thema zur Belastung. Das Stadthaus ist kein Herzensprojekt der Bürgerschaft; es sind eine Handvoll Fachleute, die von Eiermann schwärmen.

CDU und SPD haben gleichermaßen die Sorge, dass die Kosten aus dem Ruder laufen. Man hat den Einruck, dass selbst das heruntergekommene, ästhetisch und architekturgeschichtlich gescheiterte Seidenweberhaus mehr Fans mobilisiert als das Stadthaus - obwohl das Stadthaus ohne Zweifel das bedeutendere Gebäude ist. Kein Politiker erklärt seinen Wählern gerne, warum man immens viel Geld in ein ungeliebtes Haus steckt.

Die Drohung, Krefeld könne sich blamieren, wenn es das Gebäude nicht herrichtet, verfängt nicht. Das Krefelder Eiermann-Objekt wäre nicht das erste, das aus Geldmangel zur Denkmalruine wird. So ist die Zukunft der Stuttgarter IBM-Zentrale seit Jahren ungewiss; der Neckermann-Verwaltungsbau in Frankfurt steht vor dem Abriss, das Verwaltungsgebäude der Hochtief AG in Frankfurt a.M. wurde abgerissen. Auch in Krefeld gibt es selbstredend die Option, das "Objekt von nationaler Bedeutung" Objekt von nationaler Bedeutung sein zu lassen und einen finanziell beherrschbaren Neubau anzugehen.

Die Causa Stadthaus wird mittlerweile auch für Oberbürgermeister Frank Meyer gefährlich. Er hat bisher keinen nennenswerten Fehler gemacht; er hat Fortune, weil er mit einer Großen Koalition der Vernünftigen im Rat lebt und im Brei von Fördermillionen für die Schulen sitzt. Wenn das Projekt Stadthaus zum Fass ohne Boden wird, dann wird dieses Fass auch ihm über die Füße rollen. Man wird es auch ihm anlasten, wenn die Sanierung finanziell aus dem Ruder läuft.

Zurzeit sieht es aber so aus, dass weder CDU noch SPD bereit sind, dieses Risiko auf sich zu nehmen. Wenn sie die Reißleine ziehen, wäre das verständlich und doch auch schade um ein bedeutendes Gebäude. Es wäre eben schön, wenn bei nationaler Bedeutung auch die Nation zahlt: der Bund nämlich. Ein Webfehler im Denkmalschutz: Er darf nationale Bedeutung ausrufen, bezahlen sollen aber die Kommunen. 20 Millionen aus Berlin wären die Lösung. Leider illusorisch. Die Last der Sanierung bleibt hier.

(RP)
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