Krefeld Das Rätsel Infraschall am Inrath

Krefeld · Es ist ein seltsamer Fall: Anwohner klagen über Beschwerden, die auf Infraschall zurückgehen - doch die Quelle ist nicht eindeutig zu benennen. Nun hat ein Professor die Probleme der Thematik im Gesundheitsausschuss beleuchtet.

 Die Firma Siempelkamp und das Inrath: Es gibt keinen Beweis, dass die Infraschallwellen, die im Bereich der Wohnbebauung bei Anwohnern Beschwerden verursachen, vom Firmengelände kommen. Ein auch von der Bezirksregierung anerkanntes Gutachten besagt, es gehe von der Sandaufbereitungsanlage bei Siempelkamp 16-Hertz-Infraschall aus, doch könne dieser Infraschall nicht Ursache für die Beschwerden einiger Anwohner sein; die in Rede stehende Halle sei nicht an einer Verstärkung der 16-Hertz-Frequenzen beteiligt.

Die Firma Siempelkamp und das Inrath: Es gibt keinen Beweis, dass die Infraschallwellen, die im Bereich der Wohnbebauung bei Anwohnern Beschwerden verursachen, vom Firmengelände kommen. Ein auch von der Bezirksregierung anerkanntes Gutachten besagt, es gehe von der Sandaufbereitungsanlage bei Siempelkamp 16-Hertz-Infraschall aus, doch könne dieser Infraschall nicht Ursache für die Beschwerden einiger Anwohner sein; die in Rede stehende Halle sei nicht an einer Verstärkung der 16-Hertz-Frequenzen beteiligt.

Foto: Skp

Das Infraschall-Rätsel aus Inrath ist nicht gelöst. Anwohner am Siempelkamp-Gelände klagen über Beeinträchtigungen, doch klare Beweise über die Quelle gibt es nicht. Zuletzt hat Akustikprofessor Frank Kameier als Gutachter festgestellt, dass Anlagen der Firma Siempelkamp nicht Ursache für die gesundheitlichen Beschwerden sein könnten. Dieser Auffassung hat sich die Bezirksregierung Düsseldorf angeschlossen. Nun hat der Gesundheitsausschuss den Punkt "Infraschall-Belastung am Inrath" auf die Tagesordnung gesetzt. Der Antrag dazu von SPD und Grünen "basiert auf der Tatsache, dass seit etwa eineinhalb Jahren das Problem der Infraschall-Belastung im Inrath besteht und die Anwohner das Gefühl haben, sie würden kein Gehör finden. Sie wünschen sich eine sachliche Erklärung, was Infraschall ist und was er unter Umständen auslöst", erklärte Gisela Klaer (SPD).

Als Referenten hatte der Ausschuss Professor Detlev Krahé von der Universität Wuppertal eingeladen. Für das Rätsel vom Inrath hatte auch er keine Lösung, wohl aber eine Botschaft für die Anwohner, die über Beeinträchtigungen klagen: Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass der Mensch Infraschall wahrnimmt und darauf reagiert.

Infraschall gehört demnach in das Spektrum der tieffrequenten Schallwellen. Als tieffrequent werden Schallwellen benannt, die sich im Bereich von 100 bis etwa acht Hertz befinden. Als Intraschall bezeichnet man diejenigen Schallwellen, die sich im Tieffrequenzspektrum ab 20 Hertz (20 Schwingungen in der Minute) bis 0,1 Hertz befinden. Bereits ab 40 Hertz lassen sich mit dem menschlichen Ohr Tonhöhen nicht mehr klar unterscheiden; man spricht davon, dass die Wahrnehmung in diesem Bereich atonal wird. Diese Schallfrequenzen werden wie ein dumpfes Wummern oder Vibrieren wahrgenommen.

Viele Menschen reagieren sensibel auf diese Schwingungen und empfinden Unwohlsein in Form von Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen oder Nervosität, aber auch Frustration und Furcht.

Auslöser für tieffrequenten Schall können vielfältiger Art sein. Beispielsweise können Anlagen der Schwerindustrie Quellen tieffrequenter Geräusche sein oder Hochspannungsleitungen, Pumpen und Windenergieanlagen. Gemessen und bewertet werden diese Schallwellen in aufwändigen Verfahren nach TA-Lärm (Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm) und DIN 45680. Da die Hörschwellen aus statischen Mitteln errechnet wurden, ist eine Festschreibung des DIN-Wertes schwierig. Denn Hörschwellenvergleiche zwischen Jugendlichen und Älteren oder Männern und Frauen fallen sehr unterschiedlich aus. Außerdem ist der Punkt der Sensibilisierung nicht zu unterschätzen: Es gibt Personen, die für die tieffrequenten Schallwellen völlig unempfänglich sind, andere Personen dagegen nehmen diese Wellen deutlich wahr - weil sie wissen, dass es sie gibt?

Untersuchungen der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) machen deutlich, dass der Mensch tiefer hört als angenommen: Forscher haben Probanden Infraschall ausgesetzt und beobachteten gleichzeitig das Gehirn im Kernspintomografen. Das Ergebnis war überraschend eindeutig: Die Probanden gaben an, bis hinunter zu Frequenzen von acht Hertz etwas wahrzunehmen, und auch in den Hirnscans ließ sich Aktivität im Hörzentrum nachweisen. Diese Forschungsergebnisse entlasten jene Personen, die sich bislang in ihren Empfindungen unverstanden gefühlt haben oder gar als "verrückt" abgestempelt wurden. Eine Lösung für das Problem Infraschall sind sie indes nicht. Die Forschung stehe hier noch am Anfang, erklärte Professor Krahé. Wichtig sei auch, dass auch Mediziner und Psychologen beteiligt seien.

Für die Bewohner des Inraths ist dies eine wichtige Nachricht: Er werde Krefeld und die Betroffenen in seinen neuen Forschungen berücksichtigen, versprach Professor Krahé.

(RP)
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