Kommentar Das Wirtschaftsdezernat: Meyers Coup

Krefeld · In der Debatte um das neue Wirtschaftsdezernat steckt eine gute Nachricht: Oberbürgermeister Meyer hat die IHK nicht im Sack. Ein Imagefilm ließ das befürchten.

 Oberbürgermeister Frank Meyer muss sein Konzept des neuen Wirtschaftsdezernats für Krefeld verteidigen.

Oberbürgermeister Frank Meyer muss sein Konzept des neuen Wirtschaftsdezernats für Krefeld verteidigen.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Die Szene im Imagefilm für den „Aktionsplan Wirtschaft“ geht so:  IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz  interviewt Oberbürgermeister Frank Meyer; Steinmetz meint, man wolle sich für Akzeptanz der Industrie einsetzen, und Meyer antwortet: „Jürgen, genau sowas machen wir.“ Als Zuschauer dachte man: Glückwunsch, Frank, jetzt hast du den Jürgen im Sack.

Uraufgeführt wurde der Film beim „Zukunftskongress“ im März, als NRW-Ministerpräsident Armin Laschet Krefeld besuchte. Er war damals Wahlkämpfer um die CDU-Kanzlerkandidatur, und da kam der Zukunftskongress mit all der positiven Aufbruchstimmung gerade recht. Alles prima also, überall Friede, Freude, Zukunftskuchen.

 Auch ohne Laschet gilt: Wenn Stadt und IHK zusammen einen Plan erarbeiten, besteht die Gefahr, dass beide sich fortan nur noch selbst belobigen. Seit dieser Woche wissen wir: Der Frank hat den Jürgen doch nicht im Sack. Steinmetz hat das Konzept, das Wirtschaftsdezernat nicht über einen eigenen Geschäftsbereich in der Verwaltung zu implantieren, kritisiert und so signalisiert, dass die IHK  die Früchte der Zusammenarbeit mit dem Rathaus weiter kritisch unter die Lupe nimmt. Die IHK  lässt sich nicht vereinnahmen – das ist gut und keineswegs selbstverständlich.

In der Sache hat Meyer durchaus gute Argumente. Die Frage, ob ein Anwalt der Wirtschaft im Verwaltungsvorstand gehört wird, entscheidet sich vermutlich nicht an der Strukturfrage, ob  er einen Geschäftsbereich hat. Entscheidend wird sein, wir druckvoll die Verwaltungsspitze seine Anregungen umsetzt.  Ein weiterer Punkt spricht für Meyers Ernsthaftigkeit: Er geht, indem er den neuen Mann in seinem Geschäftsbereich ansiedelt, ein Risiko ein. Wird der Wirtschaftsdezernent ignoriert, fällt das auf  Meyer zurück. So hat das Konzept eine Chance verdient.

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