Krefeld Das Gutachten zum Kaiser-Wilhelm-Museum

Krefeld · Das Amt für Denkmalpflege Rheinland hat in einem Schreiben die Ausbaupläne für das Kaiser-Wilhelm-Museum massiv kritisiert. Wir dokumentieren Auszüge:

"Das Kaiser-Wilhelm-Museum wurde 1897 zu Ehren Kaiser Wilhelms I. errichtet. (...) Die baulichen Eingriffe in die historische Bausubstanz, die sich aus dem nun vorliegenden Baugesuch ergeben, schmälern den oben beschriebenen Denkmalwert des Objektes in nicht unerheblichem Maße.

(...) Nach Auffassung des Fachamtes haben sich jedoch jetzt aus Kostengründen einige Parameter grundlegend verändert, weswegen an dieser Stelle noch einmal auf die denkmalpflegerisch besonders problematischen baulichen Veränderungen hingewiesen werden soll:

Es ist zu bedauern, dass das Treppenhaus aus den 1960er Jahren abgerissen und verlagert werden soll. Dadurch werden die historischen Funktionsabläufe im Museum über die bereits in den 1960er Jahren vorgenommenen Eingriffe hinaus weiter verunklärt.

Darüber hinaus sollen auch die seitlichen, höchst qualitätvollen Treppen abgebrochen werden. Die ist ein schwerlich zu rechtfertigender Umgang mit teuren und handwerklich aufwändig gestalteten Baumaterialien, der kaum als nachhaltig zu bezeichnen ist.

Damit einher geht zudem der Abbruch der noch aus der Erbauungszeit stammenden, für den ursprünglichen Grundriss wichtigen Seitenwände im zukünftigen Foyerbereich in allen Geschossen.

Gravierend sind auch die baulichen Veränderungen der Dachkonstruktionen des Museums, um hier zukünftig die Verwaltung und die Bibliothek unterbringen zu können. Ob bei der geplanten Anhebung der Dachkonstruktionen eine Erhaltung und Ertüchtigung derselben tatsächlich möglich ist, wird sich zeigen. — Problematisch ist die neue Lüftungstechnik, die partiell in der Außenfassade zu sehen sein wird.

Kritisch zu hinterfragen ist auch der geplante Ausbau der museal eingebauten Raumausstattungen aus abgebrochenen Krefelder Wohnhäusern (so z. B. Michael Leydels Stuckdecke aus dem Haus von der Leyen, Friedrichstr. 1, um 1775).

Bei allem Verständnis für die gewünschte Modernisierung des Museumsgebäudes stellt sich die Frage, ob die berechtige Anpassung an zeitgemäße museale Nutzungsansprüche mit einem solch hohen Verlust an historischer Bausubstanz einhergehen muss.

Diese Frage stellt sich angesichts der Tatsache neu, dass die Finanzierung des gesamten Projektes nicht gesichert ist. (...) Angesichts der prekären Haushaltssituation der Kommune muss die Frage erlaubt sein, wie wahrscheinlich es ist, dass der zweite Bauabschnitt und damit der Ausbau des Daches zeitnah realisiert werden können.

Es ist denkmalpflegerisch nicht vertretbar, irreversible Substanzverluste diesen Umfangs für eine Maßnahme hinzunehmen, die — wenn überhaupt — frühestens in zehn Jahren ansteht.

Es steht ergänzend zu befürchten, dass in — angenommen — zehn Jahren wiederum ganz andere Wünsche im Vordergrund stehen, die (...) sogar den Dachausbau unnötig machen. Unter dieser Prämisse wäre viel Geld verschwendet worden.

Das LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland regt daher an, auf einen Großteil der Umbaumaßnahmen zu verzichten und sich (...) auf die reine Instandsetzung des Baudenkmals zu beschränken."

(RP)
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