Krefeld Das größte Museum der Welt ist der Boden

Krefeld · Für die ganze Familie ist die Mitmach-Ausstellung "Bodenschätze" gedacht, die das Museumszentrum Linn am Sonntag eröffnet.

 Museumspädagogin Larissa Konze blickt durch den Ring einer Sonde, mit der man Metall aufspüren kann.

Museumspädagogin Larissa Konze blickt durch den Ring einer Sonde, mit der man Metall aufspüren kann.

Foto: Thomas Lammertz

Zum Werkzeugkasten der modernen Archäologie gehören längst nicht mehr nur die klassischen Grabungswerkzeuge. Neben den sichtbaren Zeugen der Vergangenheit gibt es eine Ebene, die dem Auge nicht zugänglich ist, und erst durch das Mikroskop oder atomare Bestimmungstest sichtbar wird. Mit beidem beschäftigt sich die Ausstellung "Bodenschätze" des Museumszentrum Linn, die am Sonntag, 31. August, eröffnet wird. "Aus der Basisausstellung des Museums im westfälischen Kalkriese haben wir drei interessante Bodentypen ausgewählt: Hochmoor als natürlichen Boden, Podsol als halbnatürlichen Boden und Plaggen-esch als von Menschen geschaffenen Boden", sagt Museumsleiter Christoph Reichmann, "schließlich haben wir nur 200 Quadratmeter Ausstellungsfläche zur Verfügung."

 Am Experimentiertisch: Welcher Knochen passt zu welchem Tier?

Am Experimentiertisch: Welcher Knochen passt zu welchem Tier?

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Podsol bildet sich, wenn der Mensch den Wald gerodet hat, als Heide. Unter einer dünnen Humusschicht bildet sich eine saure Sandschicht, in der verkittete Humus- und Eisenverbindungen bilden, Ortstein genannt. Esch nennt man den Boden, der sich durch Roggenanbau im Mittelalter herausgebildet hat. Die Roggenäcker wurden von den Bauern gemeinschaftlich bearbeitet. Die Oberfläche wurde nach der Ernte abgeplaggt (abgetragen) und gehäufelt, so dass ein kleiner Hügel entstand. Einen kleinen Plaggenesch in Gellep beschreibt der Linner Archäologe Albert Steeger, der auch Geologe war, in einem kleinen Aufsatz.

 Für Insekten interessant: Der fruchtbare Plaggenesch-Boden, der durch Abschürfung gewonnen wird.

Für Insekten interessant: Der fruchtbare Plaggenesch-Boden, der durch Abschürfung gewonnen wird.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Der saure Moorboden präparierte Haut und Haaren von Moorleichen, zersetzte aber die Knochen. Ein Schaukasten zeigt die so geschrumpfte Hand einer Moorleiche als Nachbildung.

 Klassischer Archäologenarbeit: Freilegen eines Skeletts per Pinsel.

Klassischer Archäologenarbeit: Freilegen eines Skeletts per Pinsel.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Die Ausstellung hat für ältere Grundschulkinder bis zum Erwachsenen Erlebnischarakter. Interaktiv können große und kleine Besucher mit Sonden, Schiebern, Druckknöpfen, Schaltern und Touch-Down-Bildschirmen den Zusammenhang von Beschaffenheit des Bodens und archäologischen Erkenntnissen erforschen und verstehen. Mit Hilfe kleiner Ausgrabungsstätten, Forscherstationen und Experimentiertischen entdecken die Besucher den Boden als größtes Museum der Welt. In einem ausladenden Doppelsandkasten können die Kinder ein Skelett oder den Grundriss eines bronzezeitlichen Hauses ausgraben. Mit "Bodenschätze" bieten die Linner Museums-Macher eine Mitmach-Ausstellung für die ganze Familie an.

An der Kasse erhalten die kleinen Forscher gratis einen Malbogen und einen Forscherpass. Der Ausstellungskatalog kostet 4,50 Euro. Schulklassen oder Gruppen sollten sich telefonisch anmelden. Sie werden von Museumspädagogin Larissa Konze begleitet.

(RP)
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