Krefeld Das Ende der "Villa Kunterbunt"

Krefeld · Zum 26. Februar schließt das Büro- und Schulbedarfsgeschäft mit Postfiale und Lottoannahme von Manuela Kämmerling. Verberg verliert damit mehr als lediglich ein Einzelhandelsunternehmen.

 Ilse Kämmerling (l.) und die langjährige Mitarbeiterin Vera Schulte denken mit Schrecken an den 26. Februar, wenn Punkt 12 Uhr die "Villa Kunterbunt" ihre Tür für immer schließt.

Ilse Kämmerling (l.) und die langjährige Mitarbeiterin Vera Schulte denken mit Schrecken an den 26. Februar, wenn Punkt 12 Uhr die "Villa Kunterbunt" ihre Tür für immer schließt.

Foto: Treffer

An der Heyenbaumstraße 92 herrscht rege Betriebsamkeit. Am laufenden Meter geht die Ladentür des Geschäftes von Manuela Kämmerling. Mal sind es Kunden mit Paketen, andere geben ihren Lottoschein ab, die nächsten kaufen Schulhefte, die wöchentliche Fernsehzeitung oder Bürobedarfsartikel. Auf knapp 70 Quadratmeter finden die Kunden übersichtlich angeordnet eine Angebotsfülle, die von Büro- und Schulbedarf samt Zeitschriften über Wohnaccessoires, Geschenkartikel, Zigaretten und Saisonartikel - in diesem Fall ist es alles rund um den Karneval - reicht. Dazu kommen die Post und die Lottoannahmestelle. Seit 20 Jahren prägt Manuela Kämmerling mit ihren Geschäft namens "Villa Kunterbunt" den kleinen Krefelder Ortsteil Verberg. Doch damit ist zum 26. Februar Schluss. Die "Villa Kunterbunt" schließt.

"Ich habe vom Vermieter die Kündigung erhalten und muss raus", berichtet die 55 Jahre alte Betreiberin. Eine Tatsache, die nicht nur sie betrübt. Den Kunden, darunter unzählige Stammkunden, geht die Schließung ebenso nahe. "Ich kann es gar nicht glauben. Ich gehöre zu den Stammkunden. Meine B6 Briefumschläge, die ich für meine Kunstkarten brauche, werden immer eigens für mich geordert. Den Fotokarton für meine Bilder, die Abgabe von Paketen, alles ist hier möglich", sagt Rita Dransfeld. Die Oberstudienrätin im Ruhestand weiß noch nicht, wie es in Zukunft mit diesen Einkäufen weiter gehen soll und wo sie ihre Pakete abgeben wird. Gerade im Alter sei man über das Angebot im Heimatort mehr als nur froh, fügt sie an.

Manuela Kämmerling hat indes direkt nach der eingegangenen Kündigung versucht, andere Räumlichkeiten in Verberg zu finden. "Aber das ist mir nicht gelungen. Ich würde liebend gern weitermachen, aber mir sind die Hände gebunden", sagt die Diplom Ökonomin. Es trifft sie besonders, wenn Kunden ihr vorwerfen, sie würde ihr Geschäft einfach zu machen, weil sie keine Lust mehr hätte. "Wir können doch nicht dafür, wenn man uns vor die Tür setzt", betont Manuela Kämmerling.

Eine Ära geht mit der Schließung zu Ende, denn immerhin gab es Geschäft samt Post seit nunmehr 20 Jahren unter ihrer Leitung in Verberg. Am 1. Dezember 1997 übernahm Manuela Kämmerling das Unternehmen, das damals eine Art Drogerie war. Sie erfuhr damals, dass eine Nachfolgerin gesucht wurde. "In dem Geschäft hatte ich als Kind schon meine Lollys sowie Kinder- und Jugendzeitschriften gekauft. Ich habe mir gedacht, ich versuche es einfach mal", erinnert sich die gebürtige Verbergerin. Sie übernahm die Mitarbeiter und managte neben ihrem Hauptjob als Prokuristin, den sie seinerzeit noch ausübte, das Geschäft. Das befand sich zu dieser Zeit noch an der Adresse Am Flohbusch. Schon ein halbes Jahr nach ihrer Übernahme wurde sie ein Partner der Deutschen Post. Aufgrund von Eigenbedarf erfolgte ein Umzug an die Heyenbaumstraße 138. Wobei dieses Ladenlokal ein Stück zurück lag. Daher freute sich Manuela Kämmerling, als es vor zweieinhalb Jahre an die Hausnummer 92 ging.

Zusammen mit ihren langjährigen Mitarbeitern Vera Schulte und Martin Kuhn sowie ihrer Mutter Ilse Kämmerling gestaltete sie die "Villa Kunterbunt" liebevoll. Mit dem freundlichen Service wurde das Geschäft dabei für viele mehr als nur eine Einkaufsmöglichkeit. Ein Schwätzchen halten, mal eine Tasse Kaffee trinken, die Tatsache, dass das Team auch nicht im Sortiment vorhandene Wunschprodukte bestellte - all das machte das Geschäft mit dem fröhlichen Namen aus.

(RP)
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