Weinfest in Krefeld Tschüss Kabinett, hallo Premiumwein

Krefeld · Das 17. Weinfest der Bürgergesellschaft Mitte auf dem Dionysiusplatz war bestens besucht. Das Erfolgsrezept: Probieren geht über studieren! Ein Trend: Deutsche Winzer verabschieden sich von der klassischen Qualitätseinstufung.

 Stefan und Sohn Thomas Benz vom Weingut Paulushof an der Mosel haben sich von den bekannten Prädikatsbezeichnungen wie „Kabinett“, „Spät-“ oder „Auslese“ verabschiedet und eigene Stufen entwickelt. Ein Trend bei deutschen Winzern. Die alten Kategorien werden als zu wenig aussagekräftig kritisiert, weil sie sich nur über den Zuckergehalt definieren.

Stefan und Sohn Thomas Benz vom Weingut Paulushof an der Mosel haben sich von den bekannten Prädikatsbezeichnungen wie „Kabinett“, „Spät-“ oder „Auslese“ verabschiedet und eigene Stufen entwickelt. Ein Trend bei deutschen Winzern. Die alten Kategorien werden als zu wenig aussagekräftig kritisiert, weil sie sich nur über den Zuckergehalt definieren.

Foto: Jens Voss

Qualitätskategorien wie Kabinett, Spät- und Auslese gehören wohl bald der Vergangenheit an. Deutsche Winzer gehen dazu über, eigene Qualitätsstufen abzubilden, um eben sie zu retten: die Qualität. „Die bisherigen Kategorien richten sich allein nach dem Zuckergehalt. Der sagt aber wenig über die Qualität eines Weines aus, und so manche Spätlese verdient diese Bezeichnung nicht“, sagt Stefan Benz vom Winzergut Paulushof in Monzel an der Mosel. Das Gespräch gehört zum Erfolgsrezept des Weinfestes auf dem Dionysiusplatz, das an diesem Wochenende zum 17. Mal stattfand. Probieren geht über Studieren, einerseits, besser aber ist es, beim Probieren auch noch zu studieren, sprich: mit dem Winzer zu sprechen. Das Weinfest macht’s möglich.

Entscheidender für die Qualität eines Weines ist der pH-Wert und die sorgfältige Auswahl der Trauben, erläutert Stefan Benz, der zum dritten Mal beim Weinfest ist und mit seinem Sohn Thomas die Weine ihres Gutes präsentiert. „Der pH-Wert ist das, was über das Gefühl der Säuerlichkeit auf der Zunge entscheidet“, sagt Benz. Bei höheren pH-Werten sind die Weine weicher und eleganter, je niedriger der pH-Wert ausfällt, desto kantiger ist der Wein.

Die Benzens unterscheiden Gutsweine (Einstiegsweine; die größte Menge), Selektionsweine (charakterstarke Lagenweine aus handverlesenen Trauben, mittlere Menge) und Premiumweine aus besten Steillagen mit intensiver Frucht und kräftigem Körper bei den geringsten Produktionsmengen. Die neuen Kategorien, mit denen Winzer arbeiten, unterscheiden sich von Winzer zu Winzer; als Kunde und Weinfreund ist man so schnell im Gespräch über das Profil der Weine.

Warum sind Steillagen so gut? „Bei uns wegen der Ausrichtung und wegen der Steine“, erläutert Thomas Benz, „unser Wein wächst in Schieferboden; Schiefer ist ein exzellenter Wärmespeicher. Wir haben quasi eine Wärmflasche im Boden. Die Kühle der Nacht wird so abgemildert, die Trauben können in Ruhe reifen.“

Der Klimawandel hat auch auf den Weinbau Auswirkungen, im Fall Benz aber keine negativen. Die Sonne sei erst einmal positiv; die Trockenheit der vergangenen beiden Jahre lasse sich über Bewässerung ausgleichen, berichtet Stefan Benz. Durch die Trockenheit sind Trauben mit einer für deutsche Weine ungewöhnlichen Säure entstanden (weil in einer bestimmten Wachstumsphase das Wasser knapp war). Das hat sich aber bislang nicht negativ ausgewirkt, bilanziert Benz, im Gegenteil: Das Weingut hat einen Cabernet Sauvignon aufgelegt, der sich bei relativ hohem Säuregehalt geschmacklich dennoch sehr elegant, rund und fruchtig präsentiert und den Duft nach Waldbeeren mit Röstaromen und feiner Würze verbindet. Eine schöne Mischung.

Für die Winzer, die am Weinfest teilnehmen, zählt zum einen der ausgeschenkte Wein, zum anderen der Verkauf. Teils sind die Weine präsent, teils werden sie bestellt und innerhalb von ein, zwei Wochen ausgeliefert. „Viele Besucher kommen Sonntagvormittag und holen den Wein, der vorrätig ist, ab, den sie Freitag oder Samstag bestellt haben“, berichtet Gabriele Leigraf, die als Geschäftsführerin der Bürgergesellschaft Stadtmitte das Weinfest organisiert.

Sie zeigte sich hochzufrieden. „Der Besuch war auch am Freitagabend super, obwohl der Wetterbericht nicht so gut ausfiel“, bilanziert sie. „Wir sind sehr zufrieden.“ So steht dem 18. Weinfest nichts mehr im Wege.

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