Krefeld Crenox: 550 Arbeitsplätze gerettet
Krefeld · Das Krefelder Chemieunternehmen Crenox ist an Sachtleben aus Duisburg-Homberg verkauft worden. Der neue Eigentümer versprach, den Standort Uerdingen zu erhalten und alle 550 Arbeiter zu übernehmen.
Die ehemalige Bayer-Tochter Crenox aus dem Uerdinger Chempark, bekannter unter dem früheren Namen Tronox, ist gerettet. Gestern teilte Insolvenzverwalter Eberhard Stock mit, dass der Hersteller von Spezialchemikalien nach einem dreijährigen Insolvenzverfahren an das nur 10 Kilometer Luftlinie entfernte Duisburger Chemieunternehmen Sachtleben verkauft wird. Der Verkauf hatte sich lange angebahnt. Alle 550 Arbeitsplätze und der Standort Uerdingen sollen erhalten bleiben. Vorbehaltlich der Zustimmung der Kartellbehörden, die als gesichert gilt, kann der Verkauf zum 1. Juli erfolgen. Die Kaufsumme wollten die Vertragspartner nicht nennen. Die Gläubiger aus dem Crenox-Insolvenzverfahren haben dem Kauf zugestimmt.
Seit fünf Jahren versucht Sachtleben, Crenox zu kaufen. Beide Unternehmen stellen Titandioxid (TiO2) her, aber in unterschiedlichen Segmenten. Die Nachfrage nach diesem Stoff ist so groß, dass in den Jahren 2010 und 2011 bei Sachtleben die Nachfrage das Angebot übertraf. Gestern wurde das Geschäft unterschriftsreif. Insolvenzverwalter Stock und Sachtleben-Geschäftsführer Andreas Grünewald erklärten das Geschäft gestern in einer Belegschaftsversammlung. "Die Stimmung war gut", sagte Stock unserer Zeitung. Er habe der Belegschaft immer versprochen, nicht an einen Finanzinvestor verkaufen zu wollen, sondern nur an einen Mitbewerber, der "strategische Interessen" hat, also das Werk weiter nutzen will. Hans Hirche, Crenox-Betriebsratsvorsitzender, sagte: "Wir sind eine gute Mannschaft und krisenerprobt. Der Verkauf ist ein gutes Signal."
Das bei Crenox im Chempark hergestellte Titandioxid ist ein Weißpigment, das bei der Herstellung von Farben, Lacken, Kunststoffen, Papier, bei der Fertigung von Katalysatoren und elektrokeramischen Teilen sowie in der Pharma-, Nahrungsmittel- und Kosmetikindustrie verwendet wird. Seit 1957 existiert das Unternehmen unter dem Bayer-Dach. 1998 stieg das US-amerikanische Chemieunternehmen "Kerr-McGee" ein und übernahm das Werk 2001 komplett. Ab 2006 hieß das Uerdinger Werk "Tronox Pigments GmbH", 2009 folgte die Insolvenz, die der Betriebsrat auf die wirtschaftliche Entwicklung des amerikanischen Mutterunternehmens, nicht aber auf die wirtschaftliche Entwicklung in Uerdingen zurückführte.
Insolvenzverwalter Eberhard Stock führte fortan seit 2009 dem Interimsmanager Stefan Schaap die Geschäfte. Der vorherige amerikanische kaufmännische Geschäftsführer wurde entlassen — "wegen Unfähigkeit", wie Stock gestern ausdrücklich betonte. Das Geschäft hat sich seitdem positiv entwickelt, die Nachfrage stieg, Millionen wurden ins Werk investiert, 50 neue Mitarbeiter eingestellt. 2010 benannte Stock Tronox in Crenox um. Das Insolvenzverfahren des amerikanischen Mutterkonzerns Tronox ist ebenfalls abgewickelt — dort boomt das Geschäft wieder. Die Amerikaner hatten kein Interesse mehr am Uerdinger Werk.
Sachtleben ist mittlerweile ein von einer amerikanisch-finnischen Holding geführtes Unternehmen mit Sitz in Duisburg-Homberg und in Finnland — damit ist Sachtleben weltweit führend bei der Produktion von hochwertigem Titandioxid. Das Unternehmen will mit dem Kauf die Produktionskapazität von Titandioxid erhöhen, von 240 000 auf 340 000 Tonnen pro Jahr.