Corona-Epidemie Schon zehn Corona-Fälle – Theater schließt – Sorge um Konfirmationen und Kommunion

Krefeld · Allein neun Infizierte haben sich in Ischgl angesteckt, eine Frau steckte sich in Ägypten an. Das öffentliche Leben kommt zum Erliegen. Die Kirchen haben Sorge, Konfirmations- und Erstkommuniongottesdienste absagen zu müssen.

 In dem Flachbau (eine ehemalige Kita) an der Schwertstraße 80 soll heute, Freitag, 13. März, 10 Uhr, das Diagnosezentrum der Stadt zur Corona-Erkennung eröffnet werden.

In dem Flachbau (eine ehemalige Kita) an der Schwertstraße 80 soll heute, Freitag, 13. März, 10 Uhr, das Diagnosezentrum der Stadt zur Corona-Erkennung eröffnet werden.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Neue Infizierte – Aufruf der Stadt

Ischgl ist die Quelle: Die Stadt ruft  Rückkehrer aus Ischgl dringend dazu auf, sich beim Fachbereich Gesundheit zu melden. Die Zahl der Krefelder Corona-Infizierten hat sich von vier am Mittwoch auf nun zehn erhöht. Neun Infizierte sind Rückkehrer aus dem Urlaubsort Ischgl in Österreich und am vergangenen Wochenende wieder nach Krefeld gekommen. Sie und ihre direkten Kontaktpersonen sind nun für den Zeitraum von 14 Tagen in häuslicher Isolation.  Die Mitarbeiter des Fachbereichs Gesundheit stehen mit ihnen in Kontakt und haben weitere mögliche Kontaktpersonen ermittelt und kontaktiert; nach Einschätzung der Stadt geht von ihnen für die Krefelder Bevölkerung „keinerlei Gefährdung“ mehr aus. Allen neun Patienten geht es soweit gut, sie befinden sich nicht in stationärer Behandlung. Die zehnte Person ist eine Frau mittleren Alters, die aus Ägypten zurückgekehrt ist.

Der Fachbereich Gesundheit bittet nun alle Personen, die in den vergangenen Tagen aus Ischgl zurückgekommen sind, sich dort zu melden, unabhängig davon, ob sie Symptome einer Erkrankung haben. Außerdem bittet der Fachbereich diese Personen, bis zur Abklärung zu Hause zu bleiben und nicht in die Öffentlichkeit zu gehen. Am Freitag, 13. März, 10 bis 16 Uhr, können sie sich unter Tel.02151/8619700 beim Diagnosezentrum der  Stadt melden.

Abstriche und Tests

Die Stadt verfügt nach eigener Einschätzung über genügend Coronatest-Sets für Abstriche; die genaue Stückzahl sei nicht bekannt, erklärte eine Stadtsprecherin auf Anfrage. Sie seien aber gegebenfalls auch schnell nachzubekommen. Bis ein Ergebnis vorliege, dauere es von vier, fünf Stunden bis zu einem Tag, heißt es weiter. Die Labore setzen zweimal täglich Testreihen an; eine tagsüber, die andere nachts. Pro Tag können 60 bis 100 Tests in Krefeld gemacht werden; „das muss sich erst einspielen“, erklärt die Stadt.

Theater

Theaterintendant Michael Grosse hat im Beisein der beiden Oberbürgermeister von Krefeld und Mönchengladbach, Meyer und Reiners, am Donnerstagabend mitgeteilt, dass alle Theateraufführungen bis zum 30. März ausfallen, auch die Aufführungen des Theater in der Fabrik Heeder. Die Arbeit an den Produktionen gehe normal weiter. Zurzeit prüft das Theater, ob die für Sonntag geplant Premiere der Oper Rusalka per Livestream übertragen werden kann.

Zwei Helios-Mitarbeiter infiziert

Zwei Mitarbeiter des Krefelder Helios-Klinikums gehören zu den Corona-Infizierten.  „Beide Mitarbeiter arbeiten in Bereichen ohne direkten Patientenkontakt und befinden sich in häuslicher Isolation“, erklärte eine Helios-Sprecherin, „wir haben in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt umgehend alle Kontaktpersonen identifiziert und alle notwendigen Maßnahmen in die Wege geleitet. Die mit dem Gesundheitsamt der Stadt Krefeld abgestimmten Vorgaben erfüllen wir vollumfänglich.“

St. Josef Uerdngen

Im Malteser Krankenhaus St. Josefshospital gelten bis auf Weiteres neue Besuchsregelungen. Jeder Patient darf pro Tag nur noch einen Besucher empfangen. Zudem werden bis auf Weiteres die ehrenamtlichen Mitarbeiter (grüne Damen) in den Häusern nicht mehr eingesetzt.

Konfirmation und Gesangbuch

Ob Gottesdienste oder Kirchenkonzerte gerade um Ostern ausfallen, wird nach Auskunft der beiden Kirchen noch entschieden. Die Evangelischen befürchten, dass die Konfirmatonsfeiern gefährdet sind. Wie Pfarrer Volker Hendricks, Vorsitzender des Evangelischen Gemeindeverbandes, auf Anfrage erklärte, wird in den Gottesdiensten beim Abendmahl  entsprechend der Empfehlung der Landeskirche verfahren (Brot und Oblaten werden mit desinfizierten Händen ausgeteilt; eventuell kommen Einzelkelche für Wein und Traubensaft zum Einsatz; der Pfarrer verabschiedet die Besucher am Ausgang nicht mehr mit Handschlag); überlegt werde,  „ob wir noch unsere Gesangbücher ausgeben sollen“, so Hendricks.  Mit Sorge sieht er auf den Mai – also die Zeit der Konfirmationen. „Denn Ostern mag die Kirche mal ganz gut gefüllt sein, aber da ist doch meist genug Platz, um ein bisschen auf Distanz zu gehen. Bei den Konfirmationen aber wird es richtig voll, da werden wir wohl vier Wochen vorher überlegen müssen, was die Lage uns dann aufgibt zu tun.“

Die gleichen Überlegungen gelten für die Erskommunionfeierlichkeiten auf katholischer Seite. Das Bistum Aachen überlässt die Entscheidung, ob Gottesdienste oder Kirchenkonzerte abgesagt werden, den Gemeinden in Absprache mit den zuständigen Behörden. „Das Bistum nimmt die aktuelle Situation sehr ernst und richtet sich zum Schutz vor Ansteckung vor dem Coronavirus nach den Empfehlungen des Krisenstabs und der Gesundheitsämter. Dies gilt auch für die Pfarrgemeinden vor Ort“, erklärte ein Bistumssprecher auf Anfrage.  „Im Zweifel gilt: Lieber eine Veranstaltung absagen, als ein gesundheitliches Risiko eingehen.“

Haftungsfragen

Ob die Stadt für Kosten bei ausfallenden Veranstaltungen aufkommen muss, ist noch nicht klar. „Das kommt auf den konkreten Einzelfall an, der individuell geprüft werden müsste. Pauschale Angaben können daher nicht getätigt werden“, erklärte die Stadt.

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