Steigende Corona-Fallzahlen Krefeld plant Maskenpflicht in Fußgängerzonen

Krefeld · Krefelds Verwaltung reagiert auf die steigenden Corona-Fallzahlen der vergangenen Tage. „Eine entsprechende Allgemeinverfügung ist in Arbeit, spätestens Anfang nächster Woche werden die Verschärfungen greifen“, erklärt Ordnungsdezernent Ulrich Cyprian.

 Oberbürgermeister Frank Meyer unterbrach seinen Urlaub und leitete am Mittwoch im Rathaus eine Sondersitzung des Corona-Krisenstabs.

Oberbürgermeister Frank Meyer unterbrach seinen Urlaub und leitete am Mittwoch im Rathaus eine Sondersitzung des Corona-Krisenstabs.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Krefelds Verwaltung reagiert auf die steigenden Corona-Fallzahlen der vergangenen Tage. Oberbürgermeister Frank Meyer unterbrach seinen Urlaub und leitete am Mittwoch im Rathaus eine Sondersitzung des Krisenstabs. Die sogenannte 7-Tage-Inzidenz steigt durch die neue Entwicklung, wie die Erhebungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) zeigen. Die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen kletterte in Krefeld von 20 am Montag auf 31 am Dienstag. „Aktuell liegen wir bei einer Inzidenz-Zahl von 31,67. Klar ist, dass wir den ersten kritischen Wert von 35 in den nächsten Tagen erreichen oder überschreiten werden“, so Meyer. Der Krisenstab sei sich einig, dass die Behörde nicht wartet, bis diese Grenze erreicht werde: „Wir werden schon vorher handeln.“ Das Gremium beschloss, dass im gesamten Stadtgebiet eine Maskenpflicht in gekennzeichneten Fußgängerzonen in der City und den Stadtteilen gilt. Auch im Theater oder beim Betreten eines Wochenmarkts muss dauerhaft ein Mund-Nasenschutz getragen werden. „Eine entsprechende Allgemeinverfügung ist in Arbeit, spätestens Anfang nächster Woche werden die Verschärfungen greifen“, erklärt Ordnungsdezernent Ulrich Cyprian. OB Meyer ergänzt: „Wir wollen der Lage nicht hinterherrennen.“

 „Die Entwicklung geht eindeutig nach oben. Ganz egal, ob der Inzidenzwert bei 33, 35 oder 37 liegt“, sagt Gesundheitsdezernentin Sabine Lauxen. „Wir haben keine dynamische, sondern eine kontinuierliche Steigerung. Auch haben wir keinen Hotspot, Corona-Erkrankte verteilen sich über die ganze Stadt. Das A und O ist, dass wir nicht die 50er-Grenze reißen.“ Parallel werden die Infektionsketten schwer nachvollziehbar, da bei den Betroffenen die Quelle immer komplizierter zu ermitteln sei. „Das ist ein wichtiger Knackpunkt an der ganzen Sache.“

Nach Aussage von Meyer werde die Verwaltung alles unternehmen, „um Folgeschäden für Wirtschaft, Gastronomie und die Veranstaltungsbranche“ so weit wie möglich zu verhindern. Das schlimmste Szenario wäre „ein kompletter Lockdown oder eine ähnliche Situation“.

Stadtdirektor Markus Schön appelliert an die Bürger, auch weiterhin die allgemein gültigen Hygieneregeln einzuhalten. Vor allem die Schulen nimmt er ausdrücklich in die Pflicht und regt an, in weiterführenden Einrichtungen flächendeckend eine Maskenpflicht auch während des Unterrichts weiter aufrechtzuerhalten „oder sich Gedanken zu machen, ob es nicht sinnvoll wäre, diese einzuführen“. Verpflichtende Anweisungen betrachtet der Dezernent als „letztes Mittel“.

Der Oberbürgermeister zeigt Verständnis, dass die neuen Maßnahmen nicht auf „Begeisterung“ stoßen. Meyer: „Es geht nicht anders. Wir müssen in Krefeld jetzt zusammenstehen und Abstand halten. Ein Blick in die Niederlande zeigt, was sonst auf uns zukommt.“ Durch die Verbreitung des Coronavirus ist die Gesundheitsversorgung in dem Nachbarland gefährdet. In Amsterdam, Rotterdam und Den Haag mussten die Notaufnahmen von Krankenhäusern bereits zeitweise geschlossen werden. Weil alle Betten belegt waren und zu wenig Personal zur Verfügung stand, mussten Erste-Hilfe-Abteilungen für mehrere Stunden schließen und Krankenwagen Patienten in andere Krankenhäuser oder Städte bringen. In Kliniken und auf Intensivstationen in den Niederlanden nimmt die Zahl der Covid-19-Patienten indes schnell zu. Die Regierung verschärfte die Maßnahmen und verhängte einen „Teil-Lockdown“. In der vergangenen Woche waren in den Niederlanden fast 44.000 Neuinfektionen registriert worden – 60 Prozent mehr als in der Vorwoche, die Inzidenz-Zahl liegt bei 252 pro 100.000 Einwohner.

Der Fachbereich Gesundheit der Stadt Krefeld verzeichnete am Mittwoch, 14. Oktober, 14 neue Coronafälle. Als genesen gelten derweil weitere 13 Personen aus der Seidenstadt. Insgesamt sind seit Ausbruch der Pandemie 1133 Krefelder positiv auf das Virus getestet worden. Aktuell sind 118 Personen infiziert, die Gesamtzahl der Genesenen liegt bei 987. Im Krankenhaus müssen sieben Personen aus Krefeld mit Corona-Symptomen stationär behandelt werden, eine davon intensivmedizinisch. Insgesamt 18.335 Erstabstriche wurden bisher vorgenommen, 6065-mal war eine Quarantäne notwendig oder wurde angeraten. Seit Ausbruch der Pandemie sind in Krefeld 28 Personen mit Corona-Symptomen gestorben.

Der Kommunale Ordnungsdienst hat unter anderem ein Fitnessstudio an der Gutenbergstraße kontrolliert. Dort wurden zwei Mitarbeiter ohne Mund-Nase-Bedeckung angetroffen. Auch weitere Schutzvorrichtungen wie etwa Plexiglasscheiben waren in diesem Fitnessstudio nicht vorhanden. Den Betreiber erwartet nun ein Bußgeld in Höhe von 2000 Euro.

Übrigens: Das Land NRW führt nun sogenannte Swingerclubs in der neuen Coronaschutz-Verordnung namentlich als verboten auf. „In einer veröffentlichten neuen Verordnung wurde ein Passus erweitert, der bisher Tanzlokale und Clubs im Allgemeinen betraf“, erklärt Stadtkämmerer Cyprian. Wörtlich heißt es dort nun: „Der Betrieb von Clubs, Diskotheken und ähnlichen Einrichtungen ist untersagt. Dies gilt auch für Swingerclubs und ähnliche Einrichtungen.“ Laut eines Sprechers des Gesundheitsministeriums seien Swingerclubs seit der ersten Verordnung verboten gewesen – subsumiert unter „Clubs“. Nun habe man dies konkretisiert.

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