Sieben-Tage-Inzidenz über 200 Stadt Krefeld verhängt Ausgangssperre ab Montag

Update | Krefeld · Der Sieben-Tage-Inzidenzwert für Krefeld liegt bei 208,9. Die Situation wird auch in den Krankenhäusern eng. Die Stadt reagiert mit nächtlicher Ausgangssperre, Distanzunterricht und Ausweitung der Maskenpflicht.

 Mitarbeiter des Ordnungsamts machen einen Kontrollgang in der Innenstadt. (Symbolbild)

Mitarbeiter des Ordnungsamts machen einen Kontrollgang in der Innenstadt. (Symbolbild)

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Die Corona-Lage in der Stadt ist richtig ernst. Das betonte Oberbürgermeister Frank Meyer am Freitag im Rathaus. Der Krisenstab tagte an zwei aufeinander folgenden Tagen, um ein umfangreiches Pakte zur Eindämmung der Neuinfektionen zu schnüren. Ab Montag gilt in der Zeit zwischen 21 Uhr und 5 Uhr eine nächtliche Ausgangssperre. „Die Entscheidung haben wir uns nicht leicht gemacht. Sie bedeutet einen schwerwiegenden Eingriff in die Demokratie“, sagte Meyer am Freitag.

Ferner werde die Maskenpflicht für die Zeit von 5 bis 21 Uhr in weiten Teilen des Stadtgebiets ausgeweitet. Neben den bekannten Quartieren wie Innenstadt und Haltestellen kommen nun Grünflächen wie Stadtwald, Stadtpark, Elfrather See und das Rheinufer hinzu. Die Flächen würden in einer rechtlich bindenden Allgemeinverfügung präzise aufgeführt, berichtete der Verwaltungschef.

Für den Einzelhandel ziehe die Kommune die Notbremse. Das bedeutet, das Geschäft darf auch für negativ getestete Kunden nicht geöffnet werden. Allein das Prinzip online bestellen und stationär abholen bleibe unter Beachtung von Hygiene- und Abstandsregeln gestattet.

In den Schulen werde es mit Ausnahme der Abschlussklassen keinen Wechselunterricht geben, betonte Meyer. Für die Klassen eins bis sechs gebe es eine Notbetreuung und für die Kindertagesstätten einen eingeschränkten Regelbetrieb. „Wir wollen die Verwirrung nicht größer machen als nötig“, sagte Stadtdirektor Markus Schön und verweist darauf, dass Land und Bund sich zur Thematik beraten wollen. „Wir warten diese Regelung gab“, sagte er. „Wir als Stadt möchten eigentlich in den Notbetrieb wechseln“, informierte Schön.

Die Kultureinrichtungen bleiben ab Montag geschlossen. Der Zoo behalte seine eigene Zuständigkeit, sagte Meyer. Angekündigt seien Maskenpflicht auf dem Gelände des Zoos und eventuell ein eigenes Testzentrum am Eingang.

„Wir werden alle Vorgaben stärker kontrollieren und dafür mehr Personal einsetzen“, kündigte der Oberbürgermeister an. Dazu zähle auch die Überwachung der angeordneten Quarantäne. „Der Kommunale Ordnungsdienst wird Hausbesuche machen“, sagte Meyer.

Die Schritte zur Eindämmung der Neuinfektionen sei eine „Breitbandantwort“ auf die sich zuspitzende Lage. „Wir können nicht lokal gleichsam mit dem Skalpell agieren, weil es keine lokalen Hotspots mit Neuinfektionen gibt“, erklärte Meyer. Die Ausbreitung des Corona-Virus sei über das ganze Stadtgebiet verteilt. Allenfalls in der Innenstadt gebe es eine leicht überdurchschnittlichen Zunahme der Fälle.

Auffällig ist die Verbreitung der Corona-Mutationen und der Anteil bei den Neuinfektionen. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt inzwischen  bei 208,9. Die Labore hätten zuletzt bei fast zwei Drittel aller Neuinfektionen die britische beziehungsweise die südafrikanische Mutation des Corona-Virus identifiziert, berichtete Gesundheitsdezernentin Sabine Lauxen. Allein die südamerikanische Variante sei in Krefeld noch nicht entdeckt worden.

Die Beigeordnete machte ihren Unmut über die unzulängliche Versorgung des Impfzentrums und der Hausärzte mit Impfstoff deutlich. „Ich bin gerade dabei, mich in Rage zu reden“, sagte sie. Geplant sei gewesen, im Krefelder  Impfzentrum täglich 1400 Menschen zu impfen. Für die nächste Lieferung sind 4000 Impfdosen angekündigt, mit denen  die Über-70- und die Über-80-Jährigen geschützt werden sollen. „Das ist nix“, schimpfte Lauxen. Weitere 1100 der Marke Moderna seien für die Impfung von Mitarbeitern in Krankenhäusern angekündigt. Ferner 700 für Beschäftigte etwa im Heilpädagogischen Zentrum. Hochrisikopatienten und andere gefährdete Personen müssten weiter warten, berichtete die Beigeordnete.

Unterdessen spitze sich die Lage in den Krankenhäusern zu. Die Leitungen seien aufgefordert, Behandlungen und Operationen zu verschieben und eine zehnprozentige Aufnahmereserve für Corona-Fälle zu schaffen. „Im Moment ist nur  ein Krankenhaus in der Lage, weitere Covid-Betten zur Verfügung zu stellen“, berichtete der Oberbürgermeister. Aktuell werden 44 Corona-Patienten stationär behandelt. 14 davon liegen auf der Intensivstation. Sieben müssten künstlich beatmet werden. Derzeit seien in der Stadt 649 Personen an Covid 19 erkrankt, berichtete die Gesundheitsdezernentin.

(vo)
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