Krefeld Compo-Löschwasser blockiert Regenbecken

Krefeld · Löschwasser des Compo-Brands lagert vergiftet in einem Regenrückhaltebecken der EGK. Bei Starkregen können 6500 Kubikmeter des Beckens nicht genutzt werden. Die Entsorgung stockt – ein Gerichtsprozess lässt alle Beteiligten zögern.

 Müllverbrennungsanlage mit Kläranlage.

Müllverbrennungsanlage mit Kläranlage.

Foto: Rostek & Pesch

Löschwasser des Compo-Brands lagert vergiftet in einem Regenrückhaltebecken der EGK. Bei Starkregen können 6500 Kubikmeter des Beckens nicht genutzt werden. Die Entsorgung stockt — ein Gerichtsprozess lässt alle Beteiligten zögern.

Sechs Millionen Liter belastetes Löschwasser, die nach dem Compo-Brand im EGK-Klärwerk an der Parkstraße in Elfrath lagern, könnten für Krefeld jederzeit zum Problem werden, wenn es zu einem Starkregenereignis kommt. Normalerweise dienen zwei unterirdische Regenrückhaltebecken der Kläranlage mit einer Kapazität von jeweils 6500 Kubikmetern als Speicherraum für große Wassermassen — seit Monaten wird aber dort in einem Becken das mit Produktionsrückständen belastete Löschwasser gelagert, das bei dem Großbrand von Compo gespritzt wurde.

Grund für die noch immer nicht erfolgte Entsorgung sind offene Rechtsfragen — Stadt und Bezirksregierung diskutieren derzeit intern, wer den letzten Auftrag zur Entsorgung des Löschwassers erteilt. Die Stadtwerke-Tochter EGK will so schnell wie möglich Platz schaffen, damit der Krefelder Nordosten bei Starkregen geschützt ist. Derzeit verfügt die EGK dort nur noch über ein zweites Regenrückhaltebecken mit einer Kapazität von 6500 Kubikmetern.

Im September 2012 geriet die Düngemittelfabrik im Krefelder Hafen in Brand — eine schwarze Rauchwolke zog in Richtung Duisburg, Feuerwehrleute aus der ganzen Region löschten. Ein Teil dieses Löschwassers ist versickert, ein Teil durch die Hitze verdampft. Experten gehen aber davon aus, dass der weitaus größte Teil aufgefangen werden konnte. 13 000 Kubikmeter Wasser sollen gelagert worden sein, rund die Hälfte ist entsorgt. Die Zustimmung zur Entsorgung der weiteren Wassermenge ist zwar generell schon erteilt — das Löschwasser soll vorbehandelt und dann in den Klärprozess gegeben werden. Jeder Schritt soll schriftlich dokumentiert werden. Bei der Entsorgung hakt es aber dennoch. Kernfrage: Wer übernimmt die Kosten?

Compo verweist auf ein laufendes Verfahren vor dem Bundesverwaltungsgericht — Firmensprecher Max Löbig erklärte auf Anfrage: "Compo hat kein Interesse daran, die Entsorgung des Löschwassers zu blockieren. Die Entsorgungskosten wären durch die Versicherung gedeckt, allerdings nur soweit Compo tatsächlich rechtlich zur Kostenübernahme verpflichtet ist."

Die Frage, unter welchen Voraussetzungen ein Erzeuger oder Besitzer von Abfällen für deren Beseitigung in Anspruch genommen werden kann, sei Gegenstand eines derzeit beim Bundesverwaltungsgericht anhängigen Musterprozesses nach dem Brand bei einem anderen Unternehmen. Aufgrund der unklaren Rechtslage könne Compo keine freiwillige Kostenverpflichtung erklären, sondern allenfalls der kostenpflichtigen Entsorgung unter dem Vorbehalt zustimmen. Den Auftrag zur Entsorgung des Löschwassers unter dem Vorbehalt habe man im April erteilt.

Geht der Prozess vor dem Bundesverwaltungsgericht zugunsten von Compo aus, müsste die Allgemeinheit die Kosten für die Entsorgung des Löschwassers tragen. Auch zwischen den Behörden gibt es deshalb derzeit Meinungsverschiedenheiten: Die Stadt Krefeld und die Bezirksregierung diskutieren behördenintern darum, wer Compo die Anordnung erteilt, das Löschwasser zu entsorgen. Dieser Auftrag kann nur auf dem Behördenweg in Form einer "Ordnungsverfügung" geschehen. Zwischen 600 000 Euro und eine Million Euro kostet nach Einschätzung von beteiligten Kreisen die Reinigung des giftigen Löschwassers. Compo würde nach Erhalt der Verfügung einen Auftrag an die EGK erteilen müssen, das Löschwasser zu entsorgen. Die Frage, wer die Verordnung an Compo schickt, soll jetzt geklärt werden. Denkbar ist, dass die Entsorgung durch die städtische Tochter EGK übernommen wird, aber ebenfalls nur unter Vorbehalt.

Das Gutachten zur Schadstoffbelastung, das die Bezirksregierung Düsseldorf in Auftrag gegeben hat, lässt auf sich warten. Bei dem Feuer sind 33 000 Tonnen Düngemittel in einer 24 000 Quadratmeter großen Halle verbrannt. "Das abschließende Gutachten steht noch aus. Eine vollständige Beprobung war erst nach Abräumen der Brandstelle möglich", sagt ein Sprecher der Bezirksregierung. Erst dann könne abschließend beurteilt werden, ob Compo den Boden auf dem Betriebsgelände auskoffern muss oder welche weiteren Maßnahmen nötig sind. Eine Bodenbelastung im Umfeld soll es nach Informationen unserer Zeitung nicht geben. Klar scheint aus Sicht der Behörde auch, dass das Trinkwasser keinen Schaden genommen hat: "In der Fließrichtung des Grundwassers liegt das Wasserwerk vor Compo. Das bedeutet, dass auf Höhe von Compo eintretendes Wasser von der Trinkwasserversorgung weg fließt", erklärte der Sprecher.

(RP)
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