Krefeld Compo: Dünger brennt noch Tage

Krefeld · Der Schaumangriff der Feuerwehr auf die immer noch brennenden Reste ist Mittwoch gescheitert. Zwei große bis vier Meter hohe Halden sollen jetzt mit einem Spezialfahrzeug eines Abbruchunternehmers auseinandergezogen werden.

 Die Rauchentwicklung war auch gestern noch stark.

Die Rauchentwicklung war auch gestern noch stark.

Foto: Thomas Lammertz

Die Feuerwehr hat Mittwochnachmittag den Schaumangriff auf die brennenden Düngerhalden auf dem Compo-Gelände im Rheinhafen ohne Erfolg abbrechen müssen. "Wir hatten geplant, quasi einen Teppich über die Glutnester zu legen. Leider haftet der Schaum nicht und rutscht herab", erklärte Einsatzleiter Dietmar Meißner auf Anfrage. Jetzt soll eine Abbruchfirma mit einem Spezialfahrzeug, in dem der Fahrer in seiner Kabine wie in einer Sauerstoffblase sitzt, die Brandreste auseinanderziehen. "Die Arbeiten werden sich noch lange Zeit hinziehen", prognostizierte Meißner. Es brennen noch zwei drei bis vier Meter hohe Halden auf jeweils rund 400 Quadratmetern Grundfläche. Die Feuerwehr war gestern mit 120 Kräften am Einsatzort. In der Nacht wurden die Helfer aus Duisburg von Kollegen aus Düsseldorf abgelöst.

Die Brandermittler der Krefelder Kripo haben unterdessen die Befragung von Zeugen intensiviert. Wichtige Hinweise könnte der Mitarbeiter von Compo liefern, der das Feuer zuerst sah und um 7.09 Uhr bei der Krefelder Feuerwehr meldete. Bisher gebe es keine Hinweise auf vorsätzliche Brandstiftung oder Fahrlässigkeit, betonte die Polizei. Der Brandsachverständige der Polizei wird erst dann das Gelände untersuchen können, wenn komplett gelöscht ist. "Wir werden dort unter anderem prüfen, welche Elektrogeräte liefen und welche Maschinen liefen", erklärte ein Polizeisprecher gestern auf Anfrage. Die am Dienstag in Brand geratene Halle sei eigentlich nur wenig durch Mitarbeiter frequentiert.

Das Feuer sorgte auch gestern noch für Brandgeruch in den angrenzenden Stadtteilen. Anwohner waren angehalten, Fenster und Türen geschlossen zu halten. Die Schadstoffgrenzwerte seien aber nirgendwo überschritten worden, betonte die Bezirksregierung Düsseldorf, die gestern Abend detaillierte Schadstoffwerte auf ihrer Internetseite veröffentlichte. In der in Brand geratenen Halle waren etwa 20 000 Tonnen Dünger und 13 000 Tonnen Rohstoffe gelagert.

Die Stadt Krefeld teilte auf Anfrage mit, dass die letzte Brandschau durch die Feuerwehr Krefeld an drei Terminen im Mai und Juni 2011 stattgefunden habe. Als so genannter "Störfallbetrieb" verfügt die Firma Compo auch über eine bei der Feuerwehr aufgeschaltete Brandmeldeanlage. "Die Zusammenarbeit mit der Firma Compo war und ist aus Sicht der Feuerwehr Krefeld uneingeschränkt gut", teilte der Stadtsprecher mit.

Im nahezu gesamten Krefelder Rheinhafen stand die Produktion still: In 20 Betrieben mit rund 2500 Mitarbeitern — unter anderem Cargill und ThyssenKrupp — konnte nicht gearbeitet werden, weil die Zufahrtswege für Lkw zum Hafen nicht freigegeben werden konnten. "Den Zeitverzug hoffen wir durch Zusatzschichten wieder einfahren zu können. Trotzdem ist den Firmen, viele davon global in Produktionsketten agierend, ein hoher Schaden entstanden. Es wird eine spannende Frage, inwieweit nachher die Versicherungen für diesen Schaden aufkommen", sagte gestern ein Sprecher des Rheinhafens.

Auch der Verkehr war beeinträchtigt: Die Autobahnabfahrt Krefeld-Zentrum der A57 bleibt bis mindestens heute Nachmittag in beide Fahrtrichtungen gesperrt. Der Rhein war bis gestern Morgen auf einer Strecke von 40 Kilometern zwischen Düsseldorf-Wittlaer und Rheinberg-Orsoy ebenfalls gesperrt. Zuvor hatte sich am Dienstag in der Rauchwolke von der abgebrannten Düngemittelfabrik ein Sportboot festgefahren. Bei dem Versuch das Sportboot frei zu schleppen fuhr sich ein Boot der Wasserschutzpolizei ebenfalls fest.

(RP/jco)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort