Orgelsommer in Krefeld Chopin auf der Orgel: Experiment beim Orgelsommer

Krefeld · Przemyslaw Jakub Kapitula, Direktor der Warschauer Stiftung „Festival der Sakralmusik“ und Leiter mehrerer internationaler Orgelfestivals, spielte selten gehörte polnische Komositionen.

 Przemyslaw Kapitula aus Warschau spielte an der Metzler-Orgel in St. Cyriakus Musik polnischer Komponisten.

Przemyslaw Kapitula aus Warschau spielte an der Metzler-Orgel in St. Cyriakus Musik polnischer Komponisten.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Wenn Heinz-Peter Kortmann, Organisator des Krefelder Orgelsommers, ausländische Organisten zu Gast hat, bittet er sie in der Regel, auch Komponisten ihres Heimatlandes in ihr Programm aufzunehmen.So war es auch beim zweiten Konzert des 7. Krefelder Orgelsommers. Przemyslaw Jakub Kapitula, Direktor der Warschauer Stiftung „Festival der Sakralmusik“ und Leiter mehrerer internationaler Orgelfestivals, gilt als Spezialist für die polnische Orgelmusik der Romantik. Gern kam er der Bitte nach, auf der Metzler-Orgel der Cyriakus-Kirche in Hüls polnische Kompositionen erklingen zu lassen. Und so begegneten die erfreulich zahlreich erschienenen Zuhörer zwei Komponisten, die man hierzulande nur selten hört, die 1877 und 1866 geborenen Feliks Nowowiejski und Mieczylaw Surzynski. Es waren interessante Werke. Kapitula, zweifellos ein Meister des Orgelspiels, wechselte schnell die Register und schuf damit viel klangliche Abwechslung.

Eine besondere Vorliebe hat Kapitula für das Werk Chopins. Eingerahmt von Kompositionen der Italiener Padre da Bergamo und Vincenzo Petrali spielte er drei Péludes aus Chopins op. 28. Zwei Transkriptionen für die Orgel hatte er selbst geschrieben, die dritte stammte aus der Feder von Franz Liszt. Keine Frage: die Übertragungen auf die die Orgel waren gut gelungen, Kapitula spielte sie tadellos. Trotzdem blieb eine Frage offen: Es gibt Komponisten, deren Werke fast jede Instrumentierung vertragen, zum Beispiel Johann Sebastian Bach. Aber gilt das auch für Chopin? Klingen seine Werke, egal wie gut gespielt und registriert, auch auf der Orgel noch nach „typisch Chopin“. Oder lassen sich die ganz feinen Nuancen, die nun einmal Chopin ausmachen, nur auf dem Klavier adäquat zum Klingen bringen? Anders gefragt: hätte man nach dem Orgelvortrag Chopin als Komponisten der drei Préludes erraten, wenn man es nicht vorher gewusst hätte? Das muss jeder für sich entscheiden.

Der jung verstorbene, aus dem Elsass stammende Leon Boëllmann (1862-1897) schuf in seiner „Suite Gothique“ klare Zusammenhänge zwischen dem musikalischen Charakter der Sätze und ihren Bezeichnungen. Durch souveränes Spiel und gut gewählte Register machte Kapitula das entsprechend deutlich. Feierlich klangen der Choral und das Gebet „à Notre Dame“, tänzerisch, fast wie ein Walzer, das Menuett. Vorwärts drängend bis zum majestätischen Schluss, ließ er sich er sich die abschließende Toccata entwickeln. Für den herzlichen Beifall bedankte sich der Gast mit zwei Zugaben, einer schnellen von Bergamo und einer getragenen von Chopin.

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