Krefeld Chempark: Erfindung spart ein Kraftwerk ein
Krefeld · Im Uerdinger Chemiepark hat jetzt eine Maschine ihren Probebetrieb aufgenommen, die bei bundesweiter Anwendung so viel Energie einspart, wie die gesamte Stadt Köln verbraucht. "Sauerstoffverzehrkathode" heißt die energiesparende Erfindung, deren Entwicklung acht Jahre Zeit in Anspruch nahm.
Sie ermöglicht die Produktion von Chlor mit 75 Prozent des Energieverbrauchs gegenüber der herkömmlichen Herstellungsmethode. Die Chlor-Herstellung gilt als eine der energieintensivsten Anwendungen der chemischen Industrie. Chlor wird für die Herstellung von Kunststoffen benötigt.
"Die Verbesserung der Energieeffizienz in den Herstellungsprozessen der chemischen Industrie kann den Stromverbrauch in Deutschland wie in der Welt erheblich reduzieren", sagt Patrick Thomas, Vorstandsvorsitzender von Bayer MaterialScience. Die Politik konzentriere sich momentan zu sehr auf die Stromgewinnung.
"Sie sollte ihr Augenmerk verstärkt auch auf die Frage richten, wie man den Stromverbrauch mit vergleichsweise geringem Aufwand deutlich senken kann", meint Thomas. Er fordert die Politik auf, die breite Umsetzung solcher Technologien in der Industrie zu unterstützen. "Mit den richtigen Anreizen wären hier in kurzer Zeit gewaltige Energieeinsparungen möglich. Als Vorreiter könnte Deutschland in Sachen Energieeffizienz Zeichen setzen."
Die Probeanlage hat eine Jahresleistung von 20 000 Tonnen Chlor. Soweit der großtechnische Testbetrieb in den kommenden zwei Jahren erfolgreich verläuft, will Bayer seine Chlorproduktion schrittweise umrüsten. Zudem soll das neue Verfahren auch dem Weltmarkt angeboten werden.
Große deutsche Chlorproduzenten haben bereits Interesse bekundet, ebenso Firmen in der Region Asien und Pazifik. In Modellrechnungen sind BMS-Experten zu dem Ergebnis gekommen, dass bei flächendeckender Umsetzung der Technologie allein in Deutschland eine Strommenge eingespart würde, wie sie ein 700-Megawatt-Kraftwerk bereitstellt.
