Cinemaxx in Krefeld Lange Schlangen beim Casting für den Lindenberg-Film

Krefeld · Rund 800 Menschen kamen zum Cinemaxx, um eine Komparsenrolle für den Udo-Lindenberg-Film zu bekommen.

 Die Schlange der Wartenden ist lang, dennoch ist die Stimmung gut, und die Aussichten auf eine Rolle sind sehr gut.

Die Schlange der Wartenden ist lang, dennoch ist die Stimmung gut, und die Aussichten auf eine Rolle sind sehr gut.

Foto: Samla Fotoagentur/samla.de

Hunderte Menschen aller Altersklassen, Berufe und sozialer Herkunft stehen am Cinemaxx an. Doch sie wollen nicht in einen Film - zumindest nicht als Zuschauer. Nein, sie wollen mitspielen. Hermine Hundgeburth, eine der bekanntesten Regisseurinnen Deutschlands, verfilmt ab Herbst das Leben und speziell die Jugend von Rock-Größe Udo Lindenberg. Dafür braucht sie nicht nur erfahrene Schauspieler, sondern auch hunderte Komparsen.

Wer hier in der Schlange steht, der möchte dabei sein. Und alle haben Chancen. „Wir wissen noch nicht, wie viele Menschen wir wirklich besetzen. Unser Ziel ist, wirklich jeden Bewerber, der heute gekommen ist, auch wenigstens kurz im Film unterzubringen. Aber wer hier ist, den nehmen wir in unsere Kartei auf und wollen ihn später irgendwann in einen Film bringen“, verspricht Delia Eick von der Agentur Eick.

 Antonia Lübbars und Joel Jödicke spielen in der Krefelder Popband „Afterglow“.

Antonia Lübbars und Joel Jödicke spielen in der Krefelder Popband „Afterglow“.

Foto: Samla Fotoagentur/samla.de

Gemeinsam mit Regieassistent Hellmut Fulss geht sie durch die Schlange. Sie versuchen, einen Eindruck von den Wartenden zu erlangen. Immer wieder reden sie mit einzelnen Bewerbern und drücken ihnen dann oft einen Zettel in die Hand. Wer einen solchen hat, der ist praktisch sicher dabei. „Wir suchen nach Charakteren, die in bestimmte Situationen passen. Wenn ein Kind besonders frech und aufgeschlossen ist, oder ein Erwachsener Charakter ausstrahlt, dann kann das sogar in einer kleinen Sprechrolle münden. Zum Beispiel als Barkeeper“, erläutert Fulss. Er ist verantwortlich für die Besetzung des Films.

 Egzon Kryezin (r.) und sein Freund Nino Tepe waren schon mehrfach in Filmen als Komparsen dabei.

Egzon Kryezin (r.) und sein Freund Nino Tepe waren schon mehrfach in Filmen als Komparsen dabei.

Foto: Samla Fotoagentur/samla.de

Oft treffen die Talentscouts auch bekannte Gesichter. „Hallo, Dich hatten wir doch erst neulich in einem Film?!“ begrüßt Eick einen Wartenden. „Ja, schon mehrfach,“ antwortet der. Fulss ist sofort zur Stelle. Der Angesprochene hat ein etwas südländisches Aussehen. Egzon Kryeziu ist mit seinem Freund Nino Tepe da. Der 18-Jährige Kryeziu hat schon in mehreren Filmen mitgespielt. „Ich war auch schon im Tatort, dem Club der roten Bänder und so weiter. Meine Mutter hat schon gesagt, ich solle Schauspieler werden, als ich ein Kind war“, erzählt er lachend. Fulss hat gleich Szenen im Kopf. „Bist Du jetzt von der Sonne braun, oder immer etwas dunkler?“, fragt er. Die Bräune komme nur von der Sonne, antwortet der Jugendliche. „Dann möchte ich Dich bitten, nach den Sommerferien nicht mehr so viel in die Sonne zu gehen. In den 50ern gab es noch nicht so viele südländische Typen. Und Dein Haar musst du an den Seiten auch etwas wachsen lassen. Dann bist Du sicher dabei“, befindet Fulss.

 Valentina Meo (l.) nutzte die Wartezeit zum Lernen und traf in der Warteschlange die ehemalige Lehrerin ihres Bruders mit Anhang.

Valentina Meo (l.) nutzte die Wartezeit zum Lernen und traf in der Warteschlange die ehemalige Lehrerin ihres Bruders mit Anhang.

Foto: Samla Fotoagentur/samla.de

Überhaupt sind Bärte und Frisuren oft ein Knackpunkt. Immer wieder fragen die Verantwortlichen, ob Bewerber bereit wären, Haare zu schneiden oder Bärte ab zu rasieren. Manche Bewerber sind gern dazu bereit, andere tun sich schwer. So zum Beispiel Joel Jödicke. Der 22-Jährige hat sogar Bühnenerfahrung und spielt Gitarre und Bass in der Krefelder Band „Afterglow“. Er trägt sein Haar etwas länger. Beim Videocasting wird er gefragt, ob er sich das Haar schneiden würde. „Puh, ich habe es jetzt eineinhalb Jahre wachsen lassen. Das ist nicht so einfach“, sagt er nachdenklich.

Diese Probleme hat Antonia Lübbars nicht. Die beiden kamen zusammen und die 20-Jährige ist Sängerin bei Afterglow. Entsprechend soll sie beim Videocasting auch singen. „Ich sollte singen, was ich möchte. Ich habe dann Ed Sheeran und Elvis gesungen. Beim zweiten hatte ich etwas Textprobleme“, berichtet sie lachend. Das Casting habe ihr aber großen Spaß gemacht, erzählt sie. Sie hat sogar nicht nur Erfahrung auf der Bühne, sondern auch als Komparsin. „Vor vielen Jahren war ich mal bei Barbara Salesch dabei“, erzählt sie. „Ich war damals die Böse. Ich habe eine Jugendliche gespielt, deren Freund mit einer Anderen gesprochen habe. Sie habe ich dann mit einer Heckenschere bedroht. Ich war gefährlich, als Kind“, berichtet sie lachend. Das Casting jedenfalls habe ihr, trotz der Wartezeit, großen Spaß gemacht.

Ihren eigenen Weg, mit dieser umzugehen, hat Valentina Meo. Sie trägt einen Heftordner mit sich und lernt, während sie Schlange steht. „Ich mache gerade mein Abi und mache nebenher die Prüfung zur Tanzlehrerin“, erzählt sie. Entsprechend hofft sie auf eine Rolle mit Tanz. Sie berichtet von der Ausbildung, bis eine andere Wartende sie anspricht: „Meo? Hast Du einen Bruder?“. Sie hat und lernt nun dessen ehemalige Klassenlehrerin kennen. Diese ist mit ihrer Tochter, Neffen und Nichte da, die gern im Film mitspielen möchten und die Aussagen der Verantwortlichen machen Mut.

„Es sind viele ganz tolle Menschen hier, die gut passen. Ich habe auch das Gefühl, dass alle richtig Lust haben. Es macht wirklich einen hervorragenden Eindruck“, sagt Fulls. Dann verabschiedet er sich zum Videocasting. Auffällig ist der freundliche, stets kumpelhafte Umgangston. Alle werden beispielsweise vom ersten Augenblick an geduzt.

„Das ist auch beim Dreh so“, erzählt Kryezin. „Am Set sind die Leute wirklich alle sehr nett. Das war bei allen Filmen so, bei denen ich mitgespielt habe. Vor allem werden alle gleich behandelt. Egal, ob Hauptdarsteller oder Komparse“, sagt der erfahrene Komparse.

Und so dürfen sich die Teilnehmer auf eine tolle Zeit beim Dreh freuen. Oder, wie Eick sagt: „Es ist ein wunderschönes Hobby, für das es sogar etwas Geld gibt. Was will man mehr?!“

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