Krefeld Cassels Welt in drei Werken

Krefeld · Der große Rausch ist selten geworden. Will Cassel, der im Sommer 89 Jahre alt wird, muss mit seinen Kräften haushalten. Beim Zeichnen und Malen ist er auf Brille und Lupe angewiesen. Dennoch präsentiert er in seiner Meditation-Art-Galerie ein umfangreiches Konvolut neuer Arbeiten in der bis Sonntag laufenden Ausstellung "Zeitflüge". Selbst wer sich noch nie mit dem Werk des Krefelders beschäftigt hat, wird in dieser Schau alles finden, was den Casselschen Kunstkosmos - sein Welttheater - ausmacht.

 Eine Zeichnung mit Schwanenfeder: die Weide in Cassels Garten.

Eine Zeichnung mit Schwanenfeder: die Weide in Cassels Garten.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Die Zeichnung: Sie ist der Beginn von allem. Als Zeichner hat Will Cassel begonnen, vor seiner internationalen Karriere. Heute ist sie ihm fast das liebste Genre: "Ich muss nah an die Fläche, das ist ganz intensives Arbeiten, denn es geht in die Details", sagt er. Mit Stahlfedern für den kühlen, präzisen Strich und mit Schwanenfedern, die weichere Linien setzen, und Tusche bringt er die Natur rund um sein Buschhüterhaus am Kuhdyk aufs Papier.

 Eine große Enkaustik: Krokodil, Zwerge und Samenkorn gehören zum Welttheater.

Eine große Enkaustik: Krokodil, Zwerge und Samenkorn gehören zum Welttheater.

Foto: Thomas Lammertz

Der Kreis und der Zwerg: Der ewige Kreislauf der Natur, das Kommen und Gehen sind Cassels zentrales Thema. Reduziert wird seine ganze Philosophie im endlosen Kreis. Seit den späten 60ern ist der Zwerg Hauptakteur im Kosmos. Als Objekt und in zahlreichen Bildern markiert er die Endlichkeit und in seiner endlosen Reproduzierbarkeit die Ewigkeit des Lebens - und zeigt, wie klein der Mensch im Kosmos eigentlich ist. Mit dieser Poesie hat Cassel in den 70ern internationale Aufmerksamkeit erfahren, 1977 wurde er mit dem Internationalen Kunstpreis Joan Miró (Barcelona) ausgezeichnet.

Die Enkaustik: Die Technik, bei der in Wachs gebundene Farbpigmente heiß auf die Leinwand gebracht werden, ist älter als die Ölmalerei. In großen Formaten und kräftigen Farben gibt Cassel so seinem Welttheater mit den charakteristischen Textelementen Ausdruck. Eine kraftzehrende Art, zu arbeiten. "Heute geht das nicht mehr in einem Rutsch, ich baue die Arbeiten auf, jeden Tag ein Stück." Dass die Spontanität darunter leiden könnte? Davon ist nichts zu sehen.

Die Ausstellung ist bis Sonntag, 24. April, zu sehen. Um 12 Uhr gibt es eine Führung, Besichtigung Freitag und Samstag, 16 bis 18 Uhr, Sonntag 11.30 bis 14 Uhr, und nach Vereinbarung. Kuhduyk 20, Tel. 02151 561719.

(RP)
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