Krefeld Campendonks Kirchenfenster wird versteigert

Krefeld · Vor 125 Jahren wurde Heinrich Campendonk in Krefeld geboren. Vom wohl bedeutendsten Maler und Glaskünstler der Stadt kommt in diesem besonderen Jahr jetzt ein 14-teiliges Fenster, das in der Zeit von 1941 bis 1944 mit dem Titel "Auferstehung Christi " entstanden ist, auf den Kunstmarkt und unter den Hammer. Es soll der Eigentümerin aus Berlin, die anonym bleiben möchte, mindestens 200.000 Euro einbringen.

Campendonk hat die Arbeit für die St. Kolumba-Kirche in Köln in einer Zeit gefertigt, als er von den Nazis bereits als entartet eingestuft war. Weil das Gotteshaus im Krieg zerstört worden ist, blieb das sehr gut erhaltene Werk lange im Besitz der Glasmalereiwerkstatt Derix in Düsseldorf-Kaiserswerth. So lange, bis die neue Eigentümerin aus der Bundeshauptstadt das Glasfenster aus dem Nachlass übereignet bekam.

Für Krefeld bietet die Auktion am Mittwoch, 3. Dezember, ab 18 Uhr über das Online-Portal Auctionata die Möglichkeit, ein wichtiges Kunstwerk des deutsch-niederländischen Malers und Grafikers Heinrich Campendonk zu erwerben. Dieser Gedanke ist allerdings im Hinblick auf die desolate Finanzsituation der Stadt Krefeld und aufgrund der Tatsache, dass sich die Kommune im so genannten Nothaushalt befindet, eher theoretischer Natur. Entsprechende Forderungen, sich der bedeutenden Krefelder Künstler bewusst zu werden, waren in jüngerer Vergangenheit mehrfach zu hören (wir berichteten).

Campendonk geriet spätestens 1989 wieder ins Bewusstsein der Kulturszene. Im Jahr des Mauerfalls wurden seine Decken- und Wandgemälde in der Villa Merländer in Krefeld wiederentdeckt. Um sie vor der Zerstörung durch die Nazis zu schützen waren sie gleichsam "zugemauert" worden. In der Villa ist seit 1991 die NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld untergebracht.

Campendonk gilt als einer der wichtigsten Künstler des Rheinischen Expressionismus und war virtuos in den unterschiedlichsten Medien und Techniken. Seit Anfang der 1930er Jahre fertigte er auch Arbeiten in Glas, darunter monumentale Glasfenster für Kirchen, wie das Bonner Münster oder Maria-Grün in Hamburg-Blankenese.

Während seines Exils in den Niederlanden erhielt Campendonk aus Köln den Auftrag, fünf großformatige Verglasungen für die Ostwand der St. Kolumba-Kirche in Köln zu fertigen. Es wurden jedoch nur zwei Verglasungen ausgeführt: Die Geburt Christi und die nun zum Kauf angebotene Auferstehung Christi.

In dem aus 14 Glastafeln zusammengesetzten Werk erhebt sich zentral die Figur des auferstandenen Christus mit der Kreuzfahne als Zeichen des Triumphes. Neben ihm schwebt der Engel, der später den drei Frauen, die bereits in der linken oberen Tafel zu sehen sind, die Auferstehung verkünden wird. Im Gegensatz zu den Soldaten, die das Grab bewachen sollten, und der umgebenden Landschaft, sind diese Figuren in hellem Grisaille-Glas ausgeführt und erhalten so eine transzendente Strahlkraft. Das Fenster war rund zehn Jahre lang im Deutschen Glasmalerei-Museum in Linnich zu sehen - auch in der Ausstellung "Kristalline Welten".

(RP)
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