Bundestagswahl Radomski verliert Wahlkreis an SPD – Starke Gewinne für die Grünen

Krefeld · Die SPD holt sich einen Wahlkreis zurück, legt insgesamt in Krefeld kräftig zu und rückt der CDU auch in dem lange CDU-dominierten Wahlkreis 110 zunehmen auf die Pelle.Die CDU-Kandidatin Kerstin Radomski verliert den Wahlkreis 114 an den jungen SPD-Mann Jan Dieren.

 Die beiden SPD-Kandidaten für Krefeld: Der gewählte Jan Dieren (links) und der unterlegene Philipp Einfalt.

Die beiden SPD-Kandidaten für Krefeld: Der gewählte Jan Dieren (links) und der unterlegene Philipp Einfalt.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Die CDU in Krefeld verliert im Stadtgebiet an Stimmen und den Wahlkreis 114 an den SPD-Mann Jan Dieren, der mit rund 32 Prozent der Erststimmen vor der CDU-Kandidatin Kerstin Radomksi liegt. Die SPD gewinnt hinzu und findet zu einer Stärke, die man ihr vor ein paar Wochen noch nicht zugetraut hat. Die AFD liegt in Krefeld unter dem Bundeswert, die Linke wiederum hält sich in der Stadt besser als die Linke im Bund, steht aber insgesamt sehr schlecht da. Die FDP liegt wie so oft über den Bundeswerten – Krefeld bleibt ein gutes Pflaster für Liberale. Erwartungsgemäß hat der CDU-Politiker Ansgar Heveling den Wahlkreis 110 geholt. Das sind die wichtigsten Ergebnisse der Bundestagswahl aus Krefelder Sicht.

Die Niederlage von Kerstin Radomski war wohl mehr dem allgemeinen Trend zugunsten der SPD geschuldet. Sie liegt in Krefeld  nach Erststimmen vor Dieren, fällt aber in Moers deutlich hinter ihn zurück. Die SPD dort findet zu alter Stärke zurück.  So hat die Präsenz der Christdemokratin im Wahlkreis offenbar nicht ausgereicht, um sich dem Trend entgegenzustemmen. Offen ist, ob sie doch noch über die Liste erneut in den Bundestag einzieht.

 Wahl in Korschenbroich wurde im Hahnenhaus von Ansgar Heveling und seinem Team Aufmerksam verfolgt.

Wahl in Korschenbroich wurde im Hahnenhaus von Ansgar Heveling und seinem Team Aufmerksam verfolgt.

Foto: Reichartz,Hans-Peter (hpr)

Der CDU-Politiker Ansgar Heveling hat in Wahlkreis 110 einen persönlichen Erfolg errungen. Er war Favorit, hat erwartungsgemäß gewonnen und liegt mit  rund 34 Prozent vor dem SPD-Mann Philipp Einfalt (rund 25);  die CDU hingegen liegt nach Zweitstimmen mit rund 30 Prozent knapper vor der SPD (rund 26). Dennoch muss sich die CDU Gedanken machen.  Heveling hat mit knapp 52.000 Erststimmen den Wahlkreis geholt, 2017 waren es noch  65.228 Stimmen. Die Macht der CDU im traditionell „schwarzen“ Wahlkreis erdoiert.

 Feiern den Wahlsieg: Die Krefelder Grünen rund um Ulle Schauws haben ein besseres Ergebnis eingefahren als die Bundes-Grünen.

Feiern den Wahlsieg: Die Krefelder Grünen rund um Ulle Schauws haben ein besseres Ergebnis eingefahren als die Bundes-Grünen.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Die Krefelder CDU hat zunächst einmal verloren: Holte sie in Krefeld Stadt 2017 noch 31,9 Prozent der Zweitstimmen, liegt sie jetzt bei  gut 27 Prozent, verliert also rund  fünf Punkte. Gleichwohl liegt sie mit diesem Ergebnis über dem Bundesergebnis mit 24,5  Prozent; die Krefelder haben sich also besser gehalten als die Gesamt-CDU.  Ein schwacher Trost, auch für den Krefelder CDU-Chef und Landtagsabgeordnete Marc Blondin. Er sagte  zum Wahlergebnis auf Bundesebene, es sei kein Grund zur Freude, „wir haben starke Verluste erlitten. Allerdings liegen wir auf Augenhöhe und das zeigt, dass wir einen guten Endspurt hingelegt haben und Rot-Rot- Armin Laschet ist ein guter Verhandler, so dass Jamaika nicht utopisch ist.“ Der CDU-Fraktionsvorsitzende im Rat, Philibert Reuters, berichtet von gemischten Gefühlen: „Mein erster Eindruck ist, dass sich ein Stück weit die ganz, ganz dunklen Wolken verzogen haben.“ Auch er setzt nun auf die Koalitionsverhandlungen und baut darauf, dass der Spitzenkanddiat der CDU, Armin Laschet, seine Stärken als Verhandler ausspielen kann. Interessant ist: Nach Erststimmen liegt die CDU knapp vorn (gut 31 Prozent gegenüber rund 30 Prozent der SPD); heißt: Die beiden CDU-Kandidaten stehen in Krefeld Stadt auf Augenhöhe mit den Sozialdemokraten. Die Verluste gehen eher auf das Erscheinungsbild und das Konto der Bundes-CDU. 

Die SPD ist  nach Zweitstimmen Wahlsieger in Krefeld, sie hat  mit rund 29 Prozent der Zweitstimmen im Vergleich zu 2017 rund vier Punkte zugelegt.  Krefelds SPD-Parteichefin Maxi Leuchters sagt dazu: „Insgesamt sind wir mit dem Ergebnis der SPD in Krefeld sehr zufrieden. Wir liegen deutlich über dem Bundestrend und vor der CDU.  Jan Dieren wird aller Voraussicht nach direkt in den Bundestag einziehen. Philipp Einfalt hat  in einem für die SPD schwierigem Wahlkreis ein gutes Ergebnis erzielt. Jetzt geht es darum progressive Mehrheiten im Bundestag zu bilden. Ich bin optimistisch, dass Olaf Scholz der nächste Kanzler wird.“

Zu den Wahlgewinnern gehören auch die Krefelder Grünen, die  in Krefeld eine starkes Ergebnis eingefahren hat und mit mehr als 15 Prozent der Zweistimmen sogar über dem Bundesergebnis liegt – 2017 waren es in Krefeld noch 7,8 Prozent. Das mag an der hohen Glaubwürdigkeit von Ulle Schauws liegen, die mit ihrem zentralen Thema – für Gleichstellung und gegen Diskriminierung – ein klares Profil hat, und an der Arbeit der Grünen im Rat, die als Treiber der Krefelder Klimaschutz-Politik gelten.

Gleich doppelte Zufriedenheit bei der FDP: Die Partei hat im Bund ein starkes Ergebnis eingefahren, und die Krefelder Liberalen liegen in Krefeld Stadt einmal mehr über dem Bundesergebnis; die Krefelder Liberalen haben rund 13 Prozent der Zweistimmen geholt, die Kollegen im Bund liegen bei rund 11,5 Prozent. Das lässt auch den Schluss zu, dass die Krefelder FDP-Wähler es dem Krefelder FDP-Fraktions- und Parteichef Joachim Heitmann nicht nachhaltig übelgenommen haben,  im Rat gemeinsam mit SPD und Grünen Politik zu machen.  Heitmann selber sieht das skeptischer, er sagt, eine Bundestagswahl  funktioniere nach anderen Maßstäben. So richtet sich sein Blick vor allem auf Berlin:   „Das Ergebnis zeigt, dass es unmöglich ist, von der FDP nicht regiert zu werden.“   Er freut sich zudem, dass es für eine Linkskoalition aus SPD, Grünen und Linke keine Mehrheit im Bundestag gebe.

Die Linke erlebt einen bitteren Abend und musste um den Wiedereinzug in den Bundestag bangen. Die Linke-Kandidatin und Krefelder Ratsfrau Julia Suermondt ist ebenso enttäuscht wie ratlos. „Das ist ein Super-Gau, ich bin maßlos enttäuscht, das ist ein katastrophales Ergebnis“ sagte sie unumwunden. Zwar seien die Ergebnisse in den Wahlkreisen 110 und 114 für die Linke stabil, die Krefelder haben also besser abgeschnitten als im Bund  – aber die Ratlosigkeit, warum die linken Botschaften nicht in der Bevölkerung ankommen, ist spürbar. Die Linke driftet in die Bedeutungslosigkeit und ist auch in Krefeld mehr oder weniger kaltgestellt, weil SPD und Grüne lieber mit der FDP zusammengehen.

Die AFD kommt in Krefeld Stadt auf 6,74 Prozent der Zweistimmen, das ist deutlich unter dem Bundeswert von 10,5 Prozent. Heißt auch, dass die Präsenz im Rat und die Kommunale Arbeit die Partei nicht tiefer in der politischen Stadtgesellschaft verwurzelt hat. Sie bleibt in Krefeld isoliert und bedeutungslos.

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