Krefeld Urnengrabstelle versinkt im Matsch

Krefeld · Karola Königs kann die Grabstelle ihre Mannes bei schlechtem Wetter nur mit Gummistiefeln besuchen, denn das Urnen-Gräberfeld steht bei Regen regelmäßig unter Wasser. Die Witwe bezeichnet den Zustand als "unwürdig".

 Karola Königs ist froh, wenn sie, wie jetzt im Sommer, die letzte Ruhestätte ihres Mannes trockenen Fußes erreichen kann: Gummistiefel gehören sonst zu ihrer Standard-Ausrüstung für den Besuch des Grabs auf dem Hauptfriedhof.

Karola Königs ist froh, wenn sie, wie jetzt im Sommer, die letzte Ruhestätte ihres Mannes trockenen Fußes erreichen kann: Gummistiefel gehören sonst zu ihrer Standard-Ausrüstung für den Besuch des Grabs auf dem Hauptfriedhof.

Foto: cpu

Beinahe vier Jahre ist es her, dass der Ehemann von Karola Königs gestorben ist. Seine letzte Ruhestätte ist ein Urnengrab auf dem Krefelder Hauptfriedhof. Fast jeden Tag besucht die Witwe im ersten Jahr das Grab, um ihre Trauer zu bewältigen. Doch schon bald muss sie bemerken, dass es dort ein Problem gibt: Denn sobald es stärker regnet, versinkt die Ruhestätte ihres Mannes im Matsch. "Seitdem habe ich immer Gummistiefel im Auto", berichtet Königs resigniert. "Unwürdig", nennt die Witwe den Zustand. Pietätvolles Gedenken sei kaum möglich, wenn die Grabstelle zum Matschloch wird.

"Gleich zu Beginn ist die Grabplatte auf einer Seite abgesackt - wie übrigens viele hier auf dem dem Gräberfeld 47." Die Friedhofsverwaltung hat auf ihre Veranlassung hin den Stein neu verlegt. Doch das Problem ist damit nicht gelöst. "Mir wurde damals gesagt, dass das gesamte Feld höhergelegt werden soll", berichtet Königs. Das war im Jahr 2015. Ein bis zwei Jahre Geduld solle die Witwe haben. Doch geschehen ist bislang nichts. "Es finden hier auch keine Beisetzungen mehr statt, obwohl noch Platz wäre", hat Königs bemerkt. Die letzte war im Januar 2015. Wahrscheinlich, weil der Friedhofsverwaltung das Problem mit nicht versickerndem Wasser bekannt ist, nimmt Königs an. "Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich meinen Mann niemals hier bestatten lassen", sagt die Witwe. "Es ist einfach schrecklich." Sie fordert von der Friedhofsverwaltung eine Lösung des Problems - oder eine kostenlose Umbettung der Urne ihres Mannes.

"Davon abgesehen verstehe ich auch nicht, warum das Gräberfeld nicht vernünftig gepflegt wird." Beim Ortstermin stehen Gras und Unkraut hoch, etliche Grabplatten sind völlig zugewuchert. "Ich habe das Gefühl, dass vor ein paar Jahren noch mehr gemacht wurde, nicht nur hier, sondern generell auf dem gesamten Friedhofsgelände", kritisiert sie.

Die Verwaltung bestätigt auf Anfrage, dass es "vereinzelt Flächen gab, die tiefer liegen und bei denen nach Regen das Umfeld noch lange feucht blieb". Das ganze Feld solle jedoch nicht höher gelegt werden. Das sei "keine Option" und auf grund der "Gegebenheiten und auch Pietät" nicht durchführbar. "Vielfach möchten Angehörige auch nicht, dass die Grabstätte bis auf die regelmäßige Pflege ,angefasst' wird", teilt eine Stadtsprecherin mit. Wenige einzelne Gräber seien jedoch nach Rücksprache mit den Angehörigen angehoben worden. es seien "schon seit geraumer Zeit keinerlei Beschwerden mehr zum Grabfeld 47 eingegangen". Karola Königs könne sich gern mit der Friedhofsverwaltung in Verbindung setzen, man werde dann versuchen, eine einvernehmliche Regelung zu finden. Beim Grabfeld 47 handele es sich um das "alte" Grabfeld für Urnenbestattungen mit Einzelgedenkstein. "Da die Grabart modifiziert wurde, musste seinerzeit ein neues Feld angefangen werden, allerdings ist auch das Feld 47 annähernd voll." Bis zur Änderung konnten Urnen nur der Reihe nach in jede Grabstätte beigesetzt werden konnte. Jetzt bietet die Stadt die Grabart als "Wahlgrab" mit wählbarem Standort an, in das dann insgesamt zwei Urnen beigesetzt werden können. Zum Pflegezustand teilt die Stadt mit, die regelmäßige Pflege des Feldes erfolgt in der Regel im 14-tägigen Rhythmus, die Kanten würden zweimal jährlich von den Mitarbeitern freigeschnitten. Ein erster derartiger Schnitt erfolge am Anfang der Mähsaison im März, ein zweiter dann während der Saison, "so wie Kapazitäten vorhanden sind". Gegen die explosionsartige Entwicklung der Natur im Mai habe leider nicht an allen Stellen gleichzeitig vorgegangen werden können. Die jeweils auf den Friedhöfen stationierten Mitarbeiter seien "sehr engagiert".

(RP)
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