Krefeld Mit dem Rollstuhl stehengelassen

Krefeld · In Sachen der Beförderung von Menschen mit Handicap hapert es beim ÖPNV der Stadtwerke Krefeld weiterhin an manchen Stellen. Mit Rollstuhl stehen gelassen zu werden, passiert immer wieder.

 Rollstuhlfahrer haben ein Problem mit dem schmalen Spalt zwischen Bürgersteig und Verkehrsmittel, selbst wenn sich beide auf einer Ebene befinden. Die kleinen Vorderräder eines Rollstuhls hängen genau in diesem Spalt fest.

Rollstuhlfahrer haben ein Problem mit dem schmalen Spalt zwischen Bürgersteig und Verkehrsmittel, selbst wenn sich beide auf einer Ebene befinden. Die kleinen Vorderräder eines Rollstuhls hängen genau in diesem Spalt fest.

Foto: Lammertz

Andrea* hat gerade 8,80 Euro von der Stadtwerken Krefeld auf ihr Konto überwiesen bekommen. Es handelt sich um ein Taxigeld. Denn statt mit dem ÖPNV ans Ziel gekommen zu sein, musste die 39-jährige Rollstuhlfahrerin auf ein Taxi zurückgreifen. "Ich bin wieder einmal von einem Straßenbahnfahrer nicht mitgenommen worden", erzählt die Krefelderin. Das war ihr im vorigen Jahr ebenfalls passiert (die RP berichtete).

Von Seiten der Stadtwwerke Krefeld (SWK) teilte Pressesprecher Dirk Höstermann seinerzeit mit, dass die Fahrer im Umgang mit Menschen mit Handicap geschult würden, man den Vorfällen nachgehe und die Fahrer nochmals sensibilisiere.

Doch das scheint am 18. Februar dieses Jahres nichts genutzt zu haben. Andrea wollte mit der Straßenbahnlinie 42 vom Bockumer Platz zur Traarer Straße fahren. Die Bahn kam, hielt, und Andrea bat den Fahrer um das Ausfahren der Rampe. Darauf ging der Fahrer aber nicht ein.

"Er teilte mir mit, dass es sich um eine barrierefreie Haltestelle handeln und er daher die Rampe nicht in den Einsatz bringen würde", berichtet Andrea. Sie erklärte ihm, dass sie die Rampe trotzdem benötige. Denn trotz der barrierefreien Haltestellen gibt es an etlichen Haltestellen Probleme, den Spalt zwischen Bürgersteig und Transportmittel zu überwinden.

"Wenn ich es könnte, würde ich bestimmt nicht fragen", bemerkt Andrea. Der Fahrer an besagtem Tag beharrte darauf, sie könne es auch ohne die Hilfe der Rampe schaffen. Das Ende vom Lied: Die Bahn fuhr ab, und Andrea blieb an der Haltestelle zurück. Eine Erfahrung, die die Rollstuhlfahrerin leider schon des Öfteren machen musste.

Sie rief sich ein Taxi und setzte ein entsprechendes Schreiben an die Beschwerdestelle der SWK auf, in dem sie gleichzeitig um die Erstattung der Taxikosten bat. Das geschah umgehend, gekoppelt mit einem Entschuldigungsschreiben.

Andrea ist indes die Diskussionen mit Fahrern von Straßenbahnen und Bussen leid. "Es gibt viele freundliche, zuvorkommende Fahrer. Aber immer wieder kommt es auch zu den unschönen Begegnungen", sagt sie.

Weigerungen, die Rampe auszufahren, wobei dies einen kurzen Handgriff für den Fahrer bedeutet, dumme Fragen, wo denn ihre Begleitperson sei, die ihr helfen könne oder Rücksichtslosigkeit, wenn sie in Bus oder Bahn angekommen ist und bittet einen Moment zu warten, bis sie ihren Rollstuhl entsprechend eingeparkt und ordnungsgemäß mittels der Bremsen gesichert hat - die Vorfälle fehlen in der Nutzung des ÖPNV nicht.

Kürzlich musste sie sich von einem Busfahrer fragen lassen, ob sie wirklich mit ihm fahren wolle. "Ich kannte ihn und seine Fahrweise, die mich mehrmals durch den Bus rutschen ließ", berichtet Andrea.

Bei den Stadtwerken indes ist man aktiv geworden. "Wir sind dem Vorfall, bei dem die Rollstuhlfahrerin im Februar stehengelassen wurde explizit nachgegangen, haben den Fahrer zur Rede gestellt und disziplinarisch geahndet", sagt Höstermann. Er betont, dass alle Fahrer angehalten seien, die Rampe herunterzuklappen, egal, ob es sich um eine barrierefreie Haltestelle handle oder nicht. Er hofft, dass in Zukunft solche Vorfälle nicht mehr vorkommen und entschuldigt sich nochmals im Namen der Stadtwerke.

* Name ist der Redaktion bekannt

(RP)
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