Krefeld Bücherei Uerdingen: Zahl der Nutzer sinkt

Krefeld · Samstag soll eine Menschenkette zum Erhalt der Bücherei gebildet werden. Doch die Nutzerzahlen der Bücherei gehen zurück. Eine Blitzumfrage ergab: Nur ein Drittel der Befragten würde Steuererhöhungen für den Erhalt in Kauf nehmen.

Während die Proteste gegen eine mögliche Schließung der Uerdinger Bücherei heute mit der Bildung einer Menschenkette einen Höhepunkt erreichen, sprechen neue Zahlen eine andere Sprache als die vielfachen Sympathiebekundungen: Die Zahl der Nutzer der Zweigstelle sinkt seit Jahren; und die Bücherei wird kaum von den Gruppen genutzt, die auf ortsnahe Versorgung angewiesen sind, also von Rentnern und Kindern.

Dies teilte die Stadt auf Anfrage unserer Zeitung mit. Auch eine Umfrage in der Uerdinger Fußgängerzone ergab ein durchwachsenes Bild: Demnach sind fast 98 Prozent für den Erhalt, doch nur ein Drittel würde dafür Steuererhöhungen in Kauf nehmen und nur die Hälfte wäre bereit, einen Leseausweis für 23 Euro pro Jahr zu bezahlen.

Die Schließung der Bücherei wäre dem Sparkurs der Stadt geschuldet. Um solche Einschnitte zu vermeiden, hatte die Verwaltung Steuererhöhungen vorgeschlagen, die jeden Haushalt mit 20 bis 40 Euro pro Jahr belastet hätten. Die Ratsmehrheit aus CDU, FDP und UWG lehnte das aber ab und setzt auf Einsparungen.

Noch ist das Schicksal der Bücherei nicht entschieden; es gibt in Rat und Verwaltung viele Sympathisanten - wie Oberbürgermeister Gregor Kathstede: "Es schmerzt mich als Lehrer und als Vater, der seinen Kindern vorliest, eine solche Debatte führen zu müssen", sagte er unserer Zeitung.

Unsere Umfrage in der Fußgängerzone ist nicht repräsentativ und gibt bei 90 ausgefüllten Fragebögen nur ein Stimmungsbild wieder. Unsere Fragen lauteten: Sind Sie für den Erhalt der Uerdinger Bücherei? Sind sie für Steuererhöhungen, falls sich die Bücherei nur so erhalten lässt (ca 40 Euro pro Jahr)? Sind Sie bereit, einen Leseausweis der Mediothek für 23 Euro im Jahr zu beziehen? In der Umfrage sind 97,7 Prozent für den Erhalt der Bücherei. 60 Prozent lehnten aber Steuererhöhungen zum Erhalt der Bücherei ab, 33,3 Prozent würden sie in Kauf nehmen.

Die Hälfte der Befragten war bereit, einen Leseausweis der Mediothek für 23 Euro im Jahr zu beziehen. Auch andere Zahlen ergeben ein durchwachsenes Bild: Nach Auskunft der Stadt geht die Zahl der aktiven Leser in Uerdingen seit 2006 kontinuierlich zurück. Auch 2010, als es die erste Protestwelle gegen eine Schließung gab, änderte sich daran nichts: Die Zahl der aktiven Leser sank in 2010 von 963 auf 910, die Zahl der Neuanmeldungen ging von 204 auf 140 zurück.

Die Zahl der Ausleihen ging zwischen 2006 und 2012 von 67 939 auf 56 530 zurück. Auch das Interesse der Uerdinger Schulen an der Bücherei ist eher gering: In 2012 gab es gerade einmal zwei Klassenführungen durch die Bücherei, während 143 Klassen die Hauptstelle besuchten. Auch das Argument, die ortsnahe Bücherei sei wichtig für Kinder und Senioren, hat empirisch offenbar eher schwachen Rückhalt: Nach Auskunft der Stadt werde die Bücherei vor allem von der mittelalten Generation der 40- bis 50-Jährigen genutzt.

Die Bücherei, so rechnet die Stadt weiter vor, bedeute auch Ausfälle für die Mediothek: Eine CD/DVD (Anschaffungspreis im Schnitt 15 Euro) werde in Uerdingen im Schnitt fünf- bis sechsmal pro Jahr ausgeliehen - was etwa zehn Euro Einnahmen bringt. In der Hauptstelle würden DVD/CD 40-mal und mehr ausgeliehen - mache Einnahmen von mindestens 80 Euro pro DVD/CD. Dass es für die Bücherei tatsächlich um "ganz oder gar nicht" geht, macht auch die Einschätzung deutlich, dass nur eine Schließung Geld sparen würde.

Da die Bücherei ohnehin nur noch an drei Tagen geöffnet sei (montags, dienstags, donnerstags 14 bis 18 Uhr), bringe eine Reduzierung der Öffnungszeiten nichts, schätzt die Stadt.

(rl)
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