Krefeld Brückenschaden lange bekannt
Krefeld · Direkt nach der Eröffnung der morschen Niepkuhlen-Brücke 1997 machte ein Experte die Stadt auf gravierende Baumängel aufmerksam. Der Verdacht: Die damalige Bauverwaltung setzte 275 000 Euro wissentlich in den Sand.

Das sind die Schäden an der Niepkuhlen-Brücke
Der Krefelder Holz-Experte Guido Bönninger, stellvertretender Obermeister der Tischlerinnung, macht der Stadtverwaltung wegen der morschen Holzbrücke über die Niepkuhlen schwere Vorwürfe. 550 000 Mark, heute 275 000 Euro, kostete die von der Firma Rötterink aus Bad Bentheim gebaute Brücke. Schon direkt nach der Fertigstellung 1997 prüfte Bönninger das Bauwerk in Eigeninitiative.
"Ich habe gravierende Mängel in Konstruktion und beim Material festgestellt", sagte er gestern unserer Zeitung. Die Mängelliste ließ er damals über die Grünen an die Stadtverwaltung herantragen. "Auf eine Reklamation hat die Verwaltung trotz entsprechender Hinweise dennoch verzichtet", sagte gestern Grünen-Ratsfrau Heidi Matthias.
Guido Bönninger macht der Verwaltung mehrere Vorwürfe: "Erstens hat die Firma günstiges Eichenholz von schlechter Qualität verwendet. Man hätte abgelagertes Holz statt frischem Holz verwenden sollen, zudem hätte man kernfreies Holz kaufen sollen, das beste Schnittqualität hat", sagte Bönninger. Sein zweiter Vorwurf: "Es lassen sich auch Fehler in der Konstruktion erkennen. Das ist handwerklich schlecht gearbeitet."
Überall in der Brückenkonstruktion könne sich das Wasser sammeln. "Man muss darauf achten, dass Wasser abläuft, sonst fault das Holz schnell." Bönninger kritisiert auch, dass die Verwaltung damals keinen Holzfachmann konsultierte. Das Amt stand damals unter der Aufsicht des Baudezernenten Klaus Lorenz (SPD). Bönninger: "Die Verwaltung hat den Handwerkern nicht genug auf die Finger geschaut und in der Ausschreibung offenbar zu wenige Vorgaben gemacht."
Die Stadtverwaltung will bis Ende September nur dies unternehmen: Prüfen und Schweigen. Zwar liegt ein aktuelles Gutachten zur Niepkuhlen-Brücke vor. Das bleibt aber unter Verschluss, die Stadt schrieb gestern: "Die Unterlagen und das aktuelle Gutachten im Zusammenhang mit der Niepkuhlen-Brücke werden zurzeit umfassend geprüft, um der Bezirksvertretung Ost in der Sitzung vom 29. September und dem Bauausschuss am 4. Oktober eine detaillierte Sachstandsdarstellung geben zu können. Dabei werden auch Fragen nach möglichen Konstruktionsmängeln erörtert."
Firma nicht erreichbar
Auch die verantwortliche Firma hüllt sich in Schweigen: Mehrfach hat unsere Zeitung in den vergangenen Tagen die Firma Johannes Rötterink in Bad Bentheim kontaktiert. Die Ehefrau des Geschäftsinhabers sagte auch gestern wieder, ihr Mann sei unterwegs und nicht erreichbar. "Wann er zurückkommt, weiß ich nicht." Inzwischen existiere die "Rötterink Holz GmbH" nicht mehr. Allerdings gibt es auch noch die "Rötterink Grundstücksverwaltungs GmbH" mit identischer Adresse am Ort.