Denkmalschutz in Krefeld Stadtwald-Brücke wird erst 2022 saniert

Krefeld · Seit Monaten ist sie gesperrt, nun bestätigte ein statisches Gutachten: Eine mehr als 100 Jahre alte Brücke im Stadtwald ist nicht mehr standsicher. Die Sanierung wird sich lange hinziehen. Gefährlich sind vor allem Querrisse im Bauwerk.

 Gesperrt: Dieses Bild bietet sich Spaziergängern im Stadtwald  seit Monaten; frühestens im kommenden Jahr wird an der Brücke etwas passieren.

Gesperrt: Dieses Bild bietet sich Spaziergängern im Stadtwald  seit Monaten; frühestens im kommenden Jahr wird an der Brücke etwas passieren.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Von Jens Voss

 Die Brücke weist Quer- und Längsrisse auf. Vor allem die Querrisse bedrohen laut Gutachten ernsthaft die Standsicherheit.

Die Brücke weist Quer- und Längsrisse auf. Vor allem die Querrisse bedrohen laut Gutachten ernsthaft die Standsicherheit.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Sie sieht aus, als hielte sie eine Ewigkeit, und immer mal wieder haben sich Spaziergänger in der Redaktion gemeldet und verwundert bis verärgert nachfragt, warum eine der Fußgängerbrücken im Stadtwald gesperrt ist, ohne dass man dort je Bauarbeiter gesehen hätte. Nun hat ein Gutachten geklärt, dass es um die Standsicherheit der Brücke bei weitem nicht so gut steht, wie es die kompakte Form scheinen lässt. Die Sanierung wird sich hinziehen und frühestens im nächsten Jahr beginnen. Die Kosten werden auf  500.000 Euro geschätzt. Noch unklar ist, ob die Brücke saniert oder abgerissen und neugebaut wird. Sie ist in jedem Fall denkmalgeschichtlich wertvoll: Brücken wie diese gehörten zur Staffage des Landeschaftsgartens und waren ein wichtiges gartenkünstlerisches Mittel zur Inszenierung landschaftlicher Weite. 

 Idylle inbegriffen und beabsichtigt: Brücken gehören zum Repertoire des Landschaftsgartens; sie sollten auch Emotionen erwecken.

Idylle inbegriffen und beabsichtigt: Brücken gehören zum Repertoire des Landschaftsgartens; sie sollten auch Emotionen erwecken.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Das Gutachten sei gemeinsam mit dem Kommunalbetrieb Krefeld bei einem Sachverständigen für Brückenbauwerke eingeholt worden, erläutert ein Sprecher der Stadt auf Anfrage. „Das Gutachten bestätigt, dass die erforderliche Gesamtstandsicherheit des Bauwerks nicht mehr vorliegt, sodass eine Vollsperrung der Brücke weiterhin unabdingbar ist“, heißt es. Vor Verkehrsfreigabe sei „der Abbruch und Neubau des Bauwerks oder eine Instandsetzungsmaßnahme erforderlich“. Dazu stelle das Gutachten verschiedene Varianten vor, die derzeit ausgewertet und im Anschluss der Politik vorgelegt werden. „Zu beachten ist in diesem Rahmen die Besonderheit des Stadtwaldes als historische Parkanlage sowie die Tatsache, dass es sich um eine denkmalgeschützte Brücke handelt.“ Die finanziellen Mittel für die erforderlichen Arbeiten wurden für 2022 beantragt – dieser Hinweis besagt indirekt, dass eine Sanierung 2022 beginnen kann.

 Gartenkunst pur: Der Ausblick von der Brücke inszeniert Weite.

Gartenkunst pur: Der Ausblick von der Brücke inszeniert Weite.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

 Heißt auch: Spaziergänger müssen weiter einen kleinen Umweg gehen (sofern es überhaupt sinnvoll ist, beim Spazierengehen von Umwegen zu reden): Die Idee einer Behelfsbrücke  hat die Verwaltung nicht weiter verfolgt. Dazu wäre es nötig gewesen, Flächen durch Heckenrückschnitten und Baumfällungen freizuräumen, „was aus Umweltgesichtspunkten nicht vertretbar ist“, erläutert die Stadt dazu. „Auch stehen die Kosten einer Behelfsbrücke in keinem Verhältnis zum Nutzen, da sich eine andere Brücke in nicht allzu weiter Ferne befindet.“

Die Brücke, die sich so trutzig-kompakt präsentiert,  weist mehrere Risse auf, sowohl längs als auch quer. Die Längsrisse befinden sich laut Gutachten in den Seitenscheiben und sind für Bogenbrücken nicht untypisch. Relevanter ist ein Querriss im Brückenbauwerk; er kündigt den Verlust der Gesamtstandsicherheit an. „Daher kann die Brücke aus Verkehrssicherheitsgründen weiterhin nicht freigegeben werden“, heißt es im Gutachten.

Die Brücke ist mehr als 100 Jahre alt. Denkmalschützerisch wertvoll ist sie als Bestandteil des Gartenkunstwerks „Stadtwald“ – eine eigentlich unglückliche Bezeichnung, weil sie die ästhetische Qualität dieses Areals verwässert und „Wald“ nennt, was ein Kunstgarten ist. Die nun marode Brücke entstand im Zuge der Erweiterung des Stadtwalds, die ab 1908 umgesetzt wurde, nachdem der Stifter Wilhelm Deuß anlässlich seines 80. Geburtstages im Jahr 1907 der Stadt Krefeld weitere 50.000 Mark vermacht hatte. Aus den bis dahin hintereinanderliegenden Teichen wurde nun ein Rundkurs. Das  von Anfang an beliebte Kahnfahren im 1901 eröffneten Stadtwald wurde so noch beliebter, weil man nun im Boot eine Runde drehen konnte und die Tour optisch durch mehrere Landschaftstypen führte. Brücken gehörten zum festen Repertoire der Landschaftsgartens und suggerierten Vielfalt und ein Gefühl, auf Reisen zu sein. Solche Gefühle zu erzeugen, war erklärtes Ziel von Landschaftsgärten, wie sie seit dem 18. Jahrhundert in Deutschland entstanden.

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