Krefeld Brechts Dreigroschenoper – erstmals verlegt in die Pathologie

Krefeld · Beziehungsdramen als Fall fürs Leichenschauhaus: Brechts offenbar unverwüstlicher Klassiker spielt wohl erstmals in der Aufführungsgeschichte des Stücks in der Pathologie.

 Das Foto zeigt (v.l.) Carolin Schupa (als Polly), Michael Ophelders (als Mackie Messer) und Regisseurin Helen Malkowsky bei einer Probe. Bei einer Matinee am Sonntag, 15. September, 11.15 Uhr, im Glasfoyer geben Malkowsky, Bühnenbildner Hermann Feuchter, der musikalische Leiter Willi Haselbek sowie Schupa und Ophelders Einblicke in das Stück.

Das Foto zeigt (v.l.) Carolin Schupa (als Polly), Michael Ophelders (als Mackie Messer) und Regisseurin Helen Malkowsky bei einer Probe. Bei einer Matinee am Sonntag, 15. September, 11.15 Uhr, im Glasfoyer geben Malkowsky, Bühnenbildner Hermann Feuchter, der musikalische Leiter Willi Haselbek sowie Schupa und Ophelders Einblicke in das Stück.

Foto: Matthias Stutte

Zur Spielzeiteröffnung des Theaters erwartet die Zuschauer ein Klassiker: „Die Dreigroschenoper“ von Bert Brecht mit der Musik von Kurt Weill kommt am Freitag, 20. Oktober 2019 auf die Bühne. Seine Uraufführung hatte das Stück am 31. August 1928 zur Eröffnung des Theaters am Schiffbauerdamm, damals als Revue konzipiert, mit der viel Publikum begeistert werden sollte. Was auch gelang – seither ist „Die Dreigroschenoper“ in unzähligen Versionen von Text- und Musikbausteinen und ebenso unzähligen Inszenierungen gezeigt worden. Für das Gemeinschaftstheater ist es seit knapp 20 Jahren wieder soweit.

Die Herangehensweise allerdings ist ungewöhnlich: Das Haus hat die Opernregisseurin Helen Malkowsky dafür verpflichtet. Sie hat hier schon die Opern „Mazeppa“, „Stifelio“, „Katja Kabanowa“ und „Hamlet“ in Szene gesetzt.

In der Arbeit mit Sängern und der Arbeit mit Schauspielern sieht Helen Malkowsky einen Unterschied: „Sänger schaffen eine Welt durch Klänge, Stimme und Haltung, das Hören ist individuell. Aber über den Text kann man mit den Schauspielern diskutieren.“ Vor einem Jahr haben bereits die ersten Gespräch begonnen, und dabei habe sich ein für die Ausrichtung des Stücks wichtiger Aspekt ergeben: „Der Tod ist immer präsent“, hat Helen Malkowsky zusammen mit Dramaturg Thomas Blockhaus und dem Musikalischen Leiter Willi Haselbek festgestellt.

Und so haben sie die Geschichte um die Gangster und Bettler im verrußten London in die Pathologie verlegt. In der Medizinersprache: „Anatomisches Theater“. Dadurch verwandeln sich die Figuren in „Tote, die nicht so ganz tot sind“, wie Brockhaus formuliert. „Der die Arbeit macht im Institut, ist Mackie Messer“, um ihn herum wird die Geschichte erzählt. Das Thema Pathologie gehe jeden an, sagt Malkowsky, „die Menschen beschäftigen sich mit den Fragen nach der Vergeblichkeit, nach dem Wert des Lebens, nach der Lebensleistung.“

Das Stück wird natürlich auch auf seine heiteren Seiten abgeklopft: Es wurden die Begriffe Persiflage, Karikatur, Parodie diskutiert. „Es ist immer auch ein Augenzwinkern dabei.“ Die Musik von Kurt Weill – mit weltbekannten Gassenhauern wie „Die Moritat von Mackie Messer“, „Die Seeräuber-Jenny“ oder dem „Kanonen-Song“ – wird von einem Orchester aus acht Musikern gespielt. Willi Haselbek hat die musikalische Leitung: „Wir musizieren leicht vertieft im Graben“, sagt er. Wie auf der Bühne für die Schauspieler gibt es für Musiker Mehrfachbelegungen – Instrumente und Rollen werden gewechselt.

„Wir haben ein sehr musikalisches Ensemble“, sagt Thomas Brockhaus, „sonst könnten wir dieses Stück nicht aufführen.“ Mackie Messer wird von Michael Ophelders verkörpert, der diese Rolle schon an anderen Theatern einstudiert hat. Sein Schwiegervater Peachum ist Adrian Linke, und der korrupte Polizeichef wird von Bruno Winzen gespielt. Jannike Schubert gibt mit der Seeräuber-Jenny ihr Debüt auf der großen Bühne und Carolin Schupa wird die Polly singen und spielen.

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