Krefeld Bossa Nova wetterfest

Krefeld · Das Folklore-Festival an der Alten Kirche war eine Mischung aus Mitmach-Fest und Musikspektakel. Einer der Höhepunkte war die öffentliche Bossa-Nova-Tanzstunde.

Tapfer kochten die Imbiss-Wirte mit acht Nationalküchen gegen die Kühle auf dem Platz An der Alten Kirche an, und es blieb trocken zum Bossa-Nova-Themenabend des 33. Folklorefests am Freitag. Der Tanzworkshop wurde von Anna-Mirjam Griesbach und Andreas Wanders aus Düsseldorf geleitet, und wie immer hatten die Teilnehmer viel Spaß beim Lernen neuer Schritte. Aufregendes bot dann Ana Bonfim mit ihrem Trio.

Mit lebhaft glühender Alt-Stimme ließ die junge Sängerin aus Bahia den Bossa Nova etwas hitziger klingen als im coolen Original aus Rio, brachte auch das Afro-Feuer der Samba mit ein, und mit viel Feingefühl für das, was bereichert, ohne zu verwässern, ließ sie auch Rock und Funk aufblitzen. Glänzend begleitet wurde sie dabei von dem famosen Gitarristen Joao Luis Nogueira und elegant-perkussiver Arbeit an Bass und Schlagzeug.

Ein Wetterwechselbad nahmen am frühen Samstagnachmittag die Gruppe Firlefanz und ihr kindliches Publikum. Bei blauem Himmel erklang das Erkennungslied von Jim Knopf, im Gewitterregen standen die "Drei Chinesen mit dem Kontrabass", zur abschließenden Polonaise war es wieder trocken, und so blieb es glücklicherweise auch. Zu suggestiv-repetitiver Begleitung auf Basstrommel und gestrichener Lyra führte die jugendliche Folkloregruppe der Pontischen Griechen in Krefeld in traditioneller Tracht alte Volkstänze auf, und für den letzten reihten sich auch viele Nichtgriechen begeistert ein.

Nachdem Mediothek-Chef Helmut Schroers das Folklorefest auch offiziell und wörtlich "kurz und schmerzlos" eröffnet hatte und die Preise des Schwanenmarkt-Centers und der Mediothek für einen Kindermalwettbewerb verteilt waren, wurde die Krefelder Gruppe Provinztheater dem Ruf gerecht, den sie sich selbst vorausgeschickt hatte. Mit Quetsche, Duane Eddy-Gitarre, Kuhglocken und einem Telefon sangen sie von den "Kollateralschäden" im "Supermarkt des Lebens" und kamen prima an. Schweden war mit Alla Fagra vertreten, zu Deutsch: Alle Hübschen. Das Quartett bestach mit der Leichtigkeit seines traditionsbewussten und doch modernen Sounds. In der hellen Stimme von Julia Westberg und im gekonnten Satzgesang verwob sich Lebensfreude mit einem Hauch nordischer Melancholie.

"Stellt Euch vor, Frank Zappa wäre Russe", kündigte Moderator Helmut Wenderoth den aus St. Petersburg stammenden Dr. Bajan und seine Band an. Der ließ nämlich nicht nur seine begnadeten Finger auf dem Knopfakkordeon, sondern auch seine blanken Füße über eine Reihe von Effektpedalen tanzen und entfesselte gemeinsam mit Geiger Christian Runge, Bass und Schlagzeug ein schweißtreibendes Feuerwerk der Stile voller tremolierender und juchzender Explosionen.

Die Krönung lieferte die französisch-spanische Mestizo-Band Metisolea. Elektronik-Meister Lucas Saint-Cricq spielte zwar eine tragende Rolle, dominierte aber nicht. Gitarrist Marc du Mas de Paysac gab dem Flamenco einen festen Stand im Gesamtklangbild, auch Sänger Alexandre Pascau war tiefer im Iberischen als im HipHop verwurzelt, und so passte auch die Flamenco-Tänzerin ausgezeichnet in die Show - bis zur Abschluss-Party mit Baile-Funk von DJ Vytas im Jazzkeller.

(RP)
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