Prozess in Krefeld Geiselnehmer muss mehr als sechs Jahre ins Gefängnis

Krefeld · Etwa vier Stunden lang war eine Rentnerin vor einem Jahr in der Gewalt eines Geiselnehmers. Als eine Spezialeinheit der Polizei den Nervenkrieg in Krefeld beendete, verletzte sie Täter und Opfer schwer. Der Geiselnehmer ist nun verurteilt worden.

 Der Krefelder Geiselnehmer ist zu mehr als sechs Jahren Haft verurteilt worden.

Der Krefelder Geiselnehmer ist zu mehr als sechs Jahren Haft verurteilt worden.

Foto: Samla Fotoagentur

Der Geiselnehmer vom Krefelder Busbahnhof ist zu sechs Jahren und drei Monaten Haft verurteilt worden. Der 47-Jährige hatte vor einem Jahr eine Rentnerin als Geisel genommen und etwa vier Stunden in seiner Gewalt gehabt. „Das war ein extrem traumatisierendes Erlebnis für die Frau“, sagte der Vorsitzende Richter am Montag. Der Geiselnehmer habe mit der Tat zunächst seine Festnahme verhindern wollen, dann aber in Kauf genommen, dass die Polizei auf ihn schießt. Für ihn spreche, dass er versucht habe, die Frau zu beruhigen. Zudem habe er ein Geständnis abgelegt und sich in einer schwierigen Lebenssituation befunden. Das Urteil ist bereits rechtskräftig.

Der 47-Jährige war bei der Geiselnahme im September 2017 angeschossen und schwer verletzt worden, als ihn eine Spezialeinheit der Polizei überwältigte. Der 69 Jahre alten Geisel wurde bei dem plötzlichen Zugriff die Nase dreifach gebrochen.

Krefeld: Prozessauftakt gegen Geiselnehmer
6 Bilder

Prozessauftakt gegen Krefelder Geiselnehmer

6 Bilder
Foto: Samla Fotoagentur

Der Verteidiger sagte, es habe sich um eine Verzweiflungstat seines Mandanten gehandelt: „Er wollte lieber sterben als in Haft.“ Ein Sachverständiger hatte dem Angeklagten depressive Züge bescheinigt. Polizisten hatten den polizeibekannten Drogenabhängigen mit zur Wache nehmen wollen. Daraufhin bedrohte er erst die Beamten mit einem Messer und überwältigte dann die Rentnerin.

„Ich habe gedacht, ich sterbe jetzt“, hatte die 69-Jährige im Gerichtssaal ihre Todesangst beschrieben. Ein Einkaufszentrum war wegen der Geiselnahme evakuiert worden. Die Freundin des Mannes hatte der Polizei zuvor einen Tipp gegeben: Ihr Freund mache ihr Sorgen, auch weil er Sympathien für den Berliner IS-Attentäter Anis Amri geäußert habe. Früher soll der Deutsche rechtsradikal gewesen sein. Er hatte im Wehrhahn-Prozess um den mutmaßlich fremdenfeindlichen Bombenanschlag in Düsseldorf als Zeuge ausgesagt.

(seeg/dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort